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Das Weihnachtsmenü der Jungköchin

Nadia Damaso denkt in Farben und Bildern

Rot, Grün, Orange: Das Weihnachtsmenü von Jungköchin Nadia Damaso ist ein Farbrausch, der auf der Zunge zergeht. An ihrem Tisch wird Essen zur Genussreise.

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Nadia Damaso_Weihnachtsmenü 2017

Vorfreude auf Weihnachten: Nadia Damaso (M.) richtet mit ihren Freundinnen Jana (l.) und Sylwina den Apéro an.

Fabienne Bühler

Nüsse kullern übers Tischtuch, dazu drapieren flinke Hände Kräuterzweige. Nadia Damaso, 21, richtet scheinbar nach dem Chaosprinzip an. Doch es steckt System dahinter. Mit ihren Kochbüchern und dem Instagram-Account hat die bekannteste Jungköchin und Foodbloggerin der Schweiz einen eigenen Stil zwischen gluschtiger Fülle und Vintagegeschirr entwickelt.

Schwärmt die Engadinerin von Gerichten, meint man, einer Malerin zuzuhören: «Ich denke immer in Farben und Bildern, wenn ich ein Menü kreiere.» Heute wiederholen sich von Gang zu Gang das Tiefrot der Himbeeren und das Orange des Kürbisses.

Nadia Damaso_Weihnachtsmenü 2017

Cashew-Zimt-Vanille-Creme auf warmen Himbeeren mit Kampotpfeffer. Die Rottöne ziehen sich bis zum Dessert durch.

Fabienne Bühler

So bunt die Teller, so reduziert die Tischdeko. Beige, Weiss, Holz. «Schon bei uns zu Hause in Pontresina hat meine Mutter ganz ähnlich dekoriert. Schlicht, aber mit viel Wärme und Liebe», sagt die Kochbuch-Autorin, die heute in Zürich lebt. 

Nadia Damaso_Weihnachtsmenü 2017

Zu ihren farbenfrohen Gerichten mag Nadia Damaso eine schlichte Dekoration.

Fabienne Bühler

Weihnachten verbrachte sie als Kind immer im Appenzellischen auf dem Bauernhof ihrer Grosseltern. Das Menü: «Fondue chinoise. Immer.» Eine Tradition, an der auch die junge Food-Künstlerin nicht rütteln will, obwohl sie kein Fleisch mehr isst.

Familienweihnachten war immer entspannt. Im Gottesdienst an Heiligabend war Damaso mit den Gedanken meist schon beim Essen. Und es wurde gejasst. Diese Bodenständigkeit hat sie aus dem Engadin mitgenommen.

Der Tick mit dem ersten Bissen

Kitschig ist heute in ihrer WG nur die Weihnachtsmusik. Bublé, Sinatra, Whitney Houston. Mit ihren Freunden singt sie kräftig mit: «Feliz Navidad!» Ein Lachanfall folgt, denn keiner kennt den weiteren Text. In der Küche stehen Nadias beste Freundin Alice Bauer, 24, Bloggerin Sylwina, 28, Jana Müller, 44, und ihr Freund Severino Negri, 38, sie schauen, wie Damaso nochmals das Süsskartoffel-Karotten-Aprikosen-Püree probiert. 

Löffel in den Topf, jetzt darf jeder kosten! «Alles soll leicht und fein sein. Aber bei mir geht keiner hungrig nach Hause», erklärt die Köchin ihre Philosophie.

Nadia Damaso_Weihnachtsmenü 2017

Kunstfertig: Die Köchin schafft es, alle Aromen auf einem Löffel zu vereinen.

Fabienne Bühler

Klick, klick! Die Freunde fotografieren drauflos: Die kunstvollen Teller wollen sie in Erinnerung behalten und ihren Followern präsentieren. Am Tisch gibt Damaso dann eine kleine Ess-Gebrauchsanweisung: «Ihr müsst eine halbe Jakobsmuschel auf die Gabel nehmen, dazu etwas vom Hirsesalat und das Püree. Die Kombination der Komponenten machts eben aus.»

Alle lachen, sie kennen Nadias liebenswerten Tick mit dem ersten Bissen bereits. Sylwina lässt sich den perfekten Löffel gleich von der Gastgeberin anreichen. Auf der Zunge zündet der Happen eine Geschmacksexplosion. Schärfe, Süsse und Säure spielen Pingpong und vereinen sich stimmig, gleich einem Rembrandt-Gemälde.

Nadia Damaso_Weihnachtsmenü 2017

An Nadias Tisch stossen die Freunde auf die Weihnachtszeit an.

Fabienne Bühler

Alice macht grosse Augen, mit vollem Mund bringt sie nur ein «Mhhh» heraus. Alle schlemmen, schnell sind die Teller leer. «Und man kann immer behaupten, man hat gesund gegessen», meint Sylwina zu den Rezepten, die frisch, zuckerarm und oft vegetarisch sind. Und trotzdem nie nach asketischer Körnerkost schmecken.

Inspiration aus zwölf Ländern

Eine kleine Weltreise ist das Menü auch. Denn um Inspiration für ihr neues Kochbuch zu finden, reiste Nadia Damaso dieses Jahr durch zwölf Länder. Dann begann die Schreibarbeit. «Was ich mache, mache ich immer 150-prozentig.» Die Selfmade-Frau gibt ungern etwas aus der Hand. 

Nur einen Mann würde Damaso sofort in ihre Küche lassen: Jamie Oliver!

«Seit Monaten hatte ich keinen Tag frei», sagt sie. «Ich konnte den Erfolg noch nicht realisieren.» Sie sei geschafft, aber glücklich. Auf die Frage nach einem Freund lacht die Singlefrau: «Ich bin geschieden von Mr. Broccoli und jetzt verlobt mit Mr. Blumenkohl.» 

Der Richtige sei einfach noch nicht aufgetaucht. Nur einen Mann würde Damaso sofort in ihre Küche lassen: Jamie Oliver! «Ich würde mich unglaublich freuen, dürfte ich mit ihm ein einzigartiges Menü kreieren! Gemeinsam am Tisch zu essen und einfach nur zu geniessen, macht mich glücklich!»

Von Michèle Graf am 2. Dezember 2017 - 17:32 Uhr, aktualisiert 20. Januar 2019 - 12:58 Uhr