Es ist halb vier Uhr nachmittags an diesem Januartag. Der Himmel über Newark ist grau, der Wind bläst. Die Kälte schleicht einem in die Kleider. Zuschauer strömen aus dem Stadion. Ein Fan wirft seine Mütze mit dem Devils-Logo auf den Boden. Es folgt ein Satz voller Gift. «We’re dumb as hell!», ruft er, wir sind dumm wie die Hölle. Er hebt die Mütze wieder auf, grummelt etwas vor sich hin und läuft weiter. Die Freundin tätschelt ihm den Hinterkopf. Saisonniederlage Nummer 23 für die einst stolzen New Jersey Devils. Selbst routinierte Verlierer können einmal aus der Haut fahren.
Die meisten tragen hier die Shirts des Teams. Für 170 Dollar das Stück. Und wo man hinschaut, ist die Nummer 13 zu sehen. Die 13 ist ihre Hoffnung. Über der 13 steht der Name Hischier.
Zwei-, dreimal hat der Center den Puck in guter Position auf der Schaufel. Jedesmal schiebt sich am Ende aber ein Stock dazwischen. Die 31:14 Schüsse nützen nichts. Am Ende gewinnen die Anaheim Ducks, die aus den vergangenen 13 Spielen zwölf Niederlagen kassiert haben. Verzweiflung bezwingt Verunsicherung. Dabei könnte hier jeder Gastauftritt wie ein Trip durch die Hölle sein. Die Glocken künden vor dem Spiel nicht nur den AC/DC-Klassiker «Hells Bells» an, sie wummern mit dem Bass auch wie ein Tritt in die Magengrube. Die Beamer setzen das Eisfeld in Flammen. Der Schriftzug DEVILS erscheint. Die Spieler treten ein. Ins Messer laufen Fremde hier nur, wenn sie den Devils Burger bestellen und wie Anfänger hineinbeissen, ehe ihnen die Schärfe das Wasser in die Augen treibt.
Das hier ist das Prudential Center, Heimstätte der New Jersey Devils. 17 600 Plätze, ein Videowürfel mit gewaltigen 890 Quadratmetern Fläche. Eine der besten zehn Event-Arenen der Welt. 166 Millionen Dollar an Einnahmen generieren die Devils jährlich, geben 76 Millionen für die Spieler aus, machen satte 20 Millionen Gewinn. Die NHL hat jede Franchise zur Geldmaschine getrimmt. Fernsehgelder, Zuschauereinnahmen, Merchandising und Catering lassen die Kassen klingeln. Das kulinarische Angebot erschlägt einen. Auf jedem Meter Brezeln, Popcorn, Burger, Pizza, vegetarische, vegane und koschere Speisen – bis zum Fine Dining. Wer mit seiner vierköpfigen Familie zum Spiel geht, wird im Schnitt 500 Dollar los. Der Konsum ist Programm. Er ist so penetrant wie in den meisten amerikanischen Sportfabriken. Aber alles läuft wie geschmiert. Dazu die Fans. Leidenschaftlich und manchmal bösartig – sagen sie hier. Aber eben: sie müssen zuerst einmal die Chance dazu haben, auf Betriebstemperatur zu kommen. Und die Hölle loszulassen.
Nico Hischier in New York
Wie mit Blei beschwert
Drei Stunden nach dem Spiel. Nico Hischier schaut vom Balkon seiner eleganten Mietwohnung über den dunklen Hudson River, der sich wie eine riesige schwarze Decke unter ihm ausbreitet. Auf der anderen Seite glänzen die Lichter Manhattans. «Wenn wir nicht gewinnen, bin ich nicht glücklich», sagt er. «Es macht weniger Spass. Verlieren macht gar keinen Spass. Gewinnen macht das Leben viel besser. In unserem Leben dreht sich fast alles nur darum.» Am 4. Januar ist er 20 Jahre alt geworden. Sein Gesicht erzählt noch kaum Geschichten. Nico, der Naterser, das grösste Talent, das die Schweiz je im Eishockey hatte. Er lächelt gequält. Gerade bedeutet ihm die Aussicht, das schicke Apartment, das er sich auf eigene Faust gesucht hat, nicht viel. Das Verlieren drückt ihn nieder. Nico, der Schwung holen kann wie ein Balletttänzer, der den Puck so behutsam annimmt, dass es aussieht, als ob er mit ihm verschmelze, ist an diesem Abend wie mit Blei beschwert.
Es ist nicht so, wie sie sich das vorgestellt haben. Es ist nicht so wie vergangene Saison, in Hischiers Premierensaison. Als sein Sturmkollege Taylor Hall, auch er ein ehemaliger Nummer-1-Draft, mit 26 Jahren endlich sein Potenzial abruft, mit seinem Speed die Gegner Spiel für Spiel überfordert. Und Hischier in seinem Sog zu 52 Punkten kommt. Es ist die erstmalige Playoff-Qualifikation nach fünf Jahren Dürre. Die Emotionen kochen hoch. Jersey ist wie aus dem Dornröschenschlaf erweckt. «Gewaltig, was da abging», sagt Hischier. Aber jetzt wirkt es wie eine ferne Erinnerung. Auch weil Hall mit einer Verletzung ausfällt. Und das Team schlicht zu wenig gut besetzt ist, als dass es Sieg an Sieg reihen könnte. Ein paar schlechte Verträge müssen sie zuerst aussitzen, um den einen oder anderen hüftsteifen und überbezahlten Oldie loszuwerden, sagen Experten. «Die Stimmung in der Garderobe ist oft schlechter als vor einem Jahr. Es ist leiser, angespannt», sagt Hischier. Manchmal fällt das eine oder andere böse Wort, geraten sich zwei in die Haare. «Aber es ist auch eine gute und wichtige Erfahrung für mich. Ich darf den Kopf nicht zu stark hängen lassen. Ich muss jeden Abend mein Bestes geben. Und ich glaube, dass mich diese Phase stärker macht.» Er erzählt, wie er versucht, Energie in die Garderobe zu bringen. Gerade, wenn alles den Bach runtergeht. Er tut das unter gestandenen Männern. Schliesslich hat Hischier das in jedem Team getan. Hinstehen, die Leute aufrütteln, mitreissen. Er ist 20, aber auch ein Leader. Auch darum haben sie ihn geholt. Nicht nur weil er Dinge kann, die anderen verwehrt bleiben.
Und eigentlich ist es gar nicht so schlimm. Nicht so schlimm wie der Spätherbst 1983 jedenfalls. Der Tiefpunkt der frühen Geschichte der Devils. In der zweiten Saison überhaupt – die Franchise wird 1982 von den Colorado Rockies nach New Jersey transferiert – starten die Devils mit 18 Niederlagen aus den ersten 20 Spielen. Am 19. November treten sie gegen die damals grandiosen Edmonton Oilers an. Die Devils verlieren 4:13. Der 22-jährige Wayne Gretzky lässt sich acht Punkte schreiben. Nach dem Spiel sagt der Mann, der später als «The Great One» in die Geschichte eingeht: «Es ist Zeit, dass sie sich mal zusammenreissen. Sie ruinieren die ganze Liga. Sie würden diese Micky-Maus-Organisation besser aufgeben und jemanden aufs Eis stellen.» Eine Kritik, die unter die Haut geht. Aber nicht unbeantwortet bleibt. Als die Oilers im Januar auf Besuch sind, hat sich die Zuschauermenge in Micky-Maus-Shirts gekleidet, um Gretzky zu verspotten. Die Oilers gewinnen dennoch, aber nur mit 5:4.
Alleinherrscher Lamoriello
Die Sehnsucht nach einem, der den Erfolg bringt, ist immer gross. Im Prudential Center schauen die Gesichter des Triumphs in Holz gerahmt in die Katakomben. Die Goalielegende Martin Brodeur, die Verteidiger Scott Stevens und Scott Niedermayer, Stürmer Patrick Elias – alles mehrfache Stanley-Cup-Sieger. Der Name, der am meisten mit Erfolg in Verbindung gebracht wird, ist Lou Lamoriello. Ein beinharter Typ. Aber nicht auf dem Eis, sondern hinter einem massiven Pult. Lamoriello der GM, der General Manager. Als er 1987 übernimmt, qualifizieren sich die Devils sofort für die Playoffs. Und werden dies bis 2012 – mit nur zwei Ausnahmen – Jahr für Jahr tun. 1995, 2000, 2001, 2003 und 2012 qualifizieren sie sich für den Final des Stanley Cup. 1995, 2000 und 2003 gewinnen sie ihn auch. Lamoriello, ein Lehrer aus Rhode Island mit italienischen Wurzeln, wird zur grossen Figur, zum Alleinherrscher, der alles und jeden kontrolliert. Der Perfektionist und Disziplinfanatiker ist aber vor allem ein knallharter Vertragsverhandler. Spieler, die zu hohe finanzielle Ansprüche stellen, tauscht er gnadenlos aus. Zusammen mit der Scouting-Abteilung zeigt er zudem ein perfektes Gespür beim Draft, wo er mit späten Erst- und Zweitrunden-Picks regelmässig ins Schwarze trifft. Goalie-Legende Martin Brodeur, Center Petr Sykora oder Flügel Patrick Elias holt er so zur Franchise. Statt sie sofort einzusetzen, lässt er die meisten vorerst im Farmteam reifen. Und wenn er sie in die NHL holt, jubelt er ihnen Schnäppchen-Verträge unter. Weil die Gesamtlohn-Summe über die ganze Liga festgelegt ist, das «salary cap», bleibt ihm Spielraum, um entscheidende Trades zu machen, die er sich sonst nicht leisten könnte. Ken Daneyko, mit 975 Spielen für die Devils der Rekordhalter, erzählt in der «Sports Illustrated», dass die Spieler in den Neunzigerjahren von «der Firma» sprachen, in Anlehnung an John Grishams Roman.
Im Bestseller werden abwanderungswillige Anwälte der Mafia-Kanzlei auf einem Tauchgang in der Karibik entsorgt, bei den Devils geht es zwar nicht ans Leben, aber um die Versetzung an garstige Orte. «Wenn du mal drin warst, gingst du nicht zu deinen Bedingungen», sagt Daneyko. Neil Broten kann ein Lied davon singen. Er wird 1996 von Lamoriello in die Minor League nach Kanada abgeschoben, weil er nicht auf Geld verzich-tet. Vier Tage in Manitoba reichen, ehe er sich beugt und für einen weit geringeren Lohn zu den L.A. Kings transferiert wird. «Er hat mich erpresst», sagt Broten. «Er ist einfach ein böser Mensch. Wie kann man nachts schlafen, wenn man Leute so behandelt?» Für Lamoriello heiligt der Erfolg die unzimperlichen Mittel. Zum Spitznamen «die Firma» sagt er: «Das macht mich stolz. Es heisst, aneinander glauben, als Einheit arbeiten, nichts anderes als Erfolg akzeptieren.» 2009 kommt er dafür in die «Hockey Hall of Fame». 2015 verlässt er die Devils und überlässt Ray Shero den Posten. Shero muss erst beweisen, dass er ein Team formen kann, das um den Stanley Cup spielt. Bis dahin hat er immer 17 000 Kritiker im Haus. Einem notorischen Verliererteam die Stange zu halten, mag im europäischen Fussball Charme haben. In Nordamerika ist es vor allem: unerträglich.
Erinnerungen verschwimmen
In Hischiers Apartment steht noch der Christbaum. Aus Plastik, zusammengesteckt aus drei Teilen. «Sehen Sie, das ist auch NHL», sagt er. «Ich habe nicht einmal Zeit gehabt, den Baum abzuräumen.» Die vielen Reisen sind für ihn die Kehrseite der Medaille. «Es zehrt an deiner Physis und deiner Psyche. Das hat mich negativ überrascht.» Die Flüge quer über den Kontinent, die Zeitverschiebungen fordern ihren Tribut. Einmal drückt Hischier in einem Hotel die Klinke einer Zimmertür mehrfach runter. Bis er merkt, dass er die Zimmernummer des letzten Hotels im Kopf hat. Die Hotellobbys, die Flughäfen – die Bilder rasen vor seinem Auge vorbei. 82 Spiele pro Saison. Manchmal verschwimmt alles. «Aber Hockey zu spielen auf dem weltbesten Niveau ist der Traum, wie ich ihn mir vorgestellt habe.»
Das Gefühl, ein Zuhause zu haben, verschafft er sich selber. Er putzt die Wohnung, macht die Wäsche. Das erdet. Manchmal geht er im aufgehübschten Hoboken zu einem Italiener, kauft ein und kocht. Zu Weihnachten kam ein Freund auf Besuch, zu Silvester Vater Rino mit Kollegen. Und Luca trägt er immer auf dem Rücken. Nico Hischier spielt mit der Nummer 13 zu Ehren seines um vier Jahre älteren Bruders, des Stürmers. Der Nummer 13 beim HC Davos.
13 - Das teuflische Synonym
Die 13. Bei den Devils ist die Nummer drei Jahrzehnte lang verboten. Mike Camalleri ist der Erste, der sie nach Lamoriellos Abgang tragen darf. Und jetzt eben Hischier. Der keine Triskaidekaphobie kennt, keine Angst vor der Zahl 13. «Der Dreizehnte», das Synonym für den Teufel. Ausgerechnet im erzkatholischen Jersey. Viel erstaunlicher ist aber, dass es ausgerechnet hier die einzige Profisport-Franchise der USA gibt, die den Teufel im Namen trägt. Die Legende des Jersey-Devil besagt, dass im Jahr 1735 eine Jane Leeds, bekannt als «Mutter Leeds», im südlichen Jersey mit ihrem 13. Kind schwanger ist. Sie verflucht das Kind als Teufel. Und als sie es in einer stürmischen Nacht gebärt, verwandelt es sich in eine Kreatur mit Hufen, einem Ziegenkopf, mit Fledermausflügeln und einem gegabelten Schwanz. Die Gestalt tötet die Mutter, ehe sie sich durch den Kamin in die Sümpfe aufmacht.
Dass es zu der schauerlichen Geschichte kommt, könnte laut Historikern einen profanen Grund haben. In derselben Zeit gerät Titan Leeds, dessen Vater Daniel Leeds ein strenggläubiger Quäker und Anhänger der britischen Krone war, mit einem gewissen Benjamin Franklin aneinander, später einer der Gründerväter der Vereinigten Staaten. Beide sind konkurrierende Herausgeber von Jahrbüchern. Dass Leeds in seinen Büchern esoterische, astrologische und gar okkulte Themen behandelt, weswegen er von den Quäkern später geächtet wird, spielte Franklin in die Hand. Er macht sich in seinem «Poor Richard’s Almanach» über Leeds lustig, sagt scherzhaft seinen Tod voraus und verunglimpft ihn als Geist, der durch die Gegend wandert. Aus Titan Leeds wird das Böse, werden viele Geschichten – und letztlich der Leeds Devil. 250 Jahre später, im Jahr 1982, dürfen die Leser der lokalen Zeitungen einen Namen für die neue Eishockey-Organisation aussuchen. 10 000 wollen die «Devils». 2019 kurvt die 13 auf dem Eis, als hätte sie Flügel. Aber nicht die einer Fledermaus.
Unerkannt durch die Grossstadt
Steve Politi macht sich Gedanken. Der erfahrene Reporter des «New Jersey Star Ledger» hat schon viele hochgelobte Talente kommen und gehen sehen. So schnell bringt ihn keiner ins Schwärmen. «Ich bin trotzdem ziemlich beeindruckt von Nico», sagt er. «Ich wusste, dass sie ihn gleich nach dem Draft würden spielen lassen. Aber dass er mit 19 Jahren 82 Spiele durchhält, hätte ich nicht gedacht.» Dieses Jahr kommt er auf noch bessere Werte. Und dies ohne Taylor Hall an der Seite. «Die Frage für mich ist, ob aus ihm einer wird, der Saison für Saison 30 bis 40 Tore schiesst. Das würde das Team herausreissen.» Er müsse im Powerplay und beim Bully besser werden. Und mehr aufs Tor schiessen. Zu oft suche er einen Mitspieler. «Aber hey, er ist gerade 20 geworden. Er hat sein Potenzial erst gerade angekratzt.»
Hischier weiss das. «Ich habe noch nicht alles ausgespielt. Aber ich fühle mich stärker, vor allem in der eigenen Zone. Ich muss noch an Masse zulegen. Das kommt schon.»
Im Sommer dürften die Devils mit der grossen Kelle anrichten. Sie haben über 20 Millionen Dollar an ungebrauchter Lohnsumme, die sie verwenden dürfen. So viel wie keine andere NHL-Franchise. Gut möglich, dass bald prominente Namensschilder in der Garderobe montiert werden. Aber das ist die Zukunft. Und über die mag Hischier nicht spekulieren. Er wird stumm, wenn er auf die fehlende Qualität seiner Mitspieler angesprochen wird. Er ist ein Teamplayer. Hischier würde nie bessere Nebenleute fordern. Wenn er die Arena verlässt, spricht er nicht mehr über Hockey. Er geht dann mit Teamkollegen wie Mirco Müller, Pavel Zacha und Jesper Bratt essen, ins Kino, in die Mall. Ein Star ist er nur im Stadion. Zwischen New Jersey und New York ist er in eineinhalb Jahren zweimal angesprochen worden. Wenn er die Subway nimmt, kennt ihn niemand. Immerhin: Das bedeutet auch Freiheit.
Die Snobs aus New York
«Die Sportteams aus New Jersey werden in New York entweder ignoriert oder verlacht», sagt die New Yorker Autorin Johnette Howard. «Für Menschen aus Manhattan besteht Jersey aus Industrie, dem gewaltigen Frachthafen und Öldepots. Auch wenn das nicht stimmt. Aber sie sagen sich: wer will da schon hin?» Der Snobismus der New Yorker wird über Generationen vererbt. Man ist für die Rangers, die Knicks, die Yankees, die Mets. Der Rest existiert nicht. Die Rangers zählen zu den Gründer-Teams der NHL, den «Original Six». Die Devils werden in New York sogar zu den erfolgreichsten Zeiten kaum beachtet. Umso mehr, als sie damals im seelenlosen Meadowlands Stadium Complex ihre Heimstätte haben, einem aufgeschütteten Sumpf, auf den sie ein NFL-Stadion, eine Pferderennbahn und eine Hockey-Arena pflanzen. Rundherum hat es nichts. Ausser nicht enden wollende Parkplätze. Gewinnen New Yorker Teams etwas, werden sie wie die Astronauten oder Kriegshelden mit einer Konfettiparade im «Canyon of Heroes» gefeiert, dem untersten Teil des Broadways, der im Financial District endet. «Raten sie mal, wo die Devils ihren Stanley Cup feierten?», fragt Howard. «Genau. Auf dem Parkplatz.»
Mit dem Umzug nach Newark 2007 sind die Devils zumindest nicht mehr auf dem Mond zu Hause. Aber die Stadt, welche das Stadion bezahlte, hat sich verschätzt. Die Aufwertung der Gegend ist nur teilweise gelungen. In den Parks verrichten Obdachlose ihr Geschäft. Nachts geht man hier nicht zu Fuss hin. Die Fans kommen trotzdem lieber hierher, als die verhassten Rangers zu sehen. So leicht lässt man sich nicht verbiegen. Der Spott schweisst sie zusammen. Sie sind eben zäh.
Sonntagmorgen, 20. Januar. Hischier nimmt ein Taxi zum Flughafen. Die Devils haben eine Woche frei. Und er will auf den Bahamas den Kopf lüften. «Wenn es dem Team nicht läuft und du selbst die beste Saison hättest, könntest du trotzdem nicht glücklich sein. Wenn wir nicht gewinnen, bin ich nicht glücklich», sagt er noch. Als er zurückkommt, nimmt er Fahrt auf. Am 28. Januar macht er zwei Punkte gegen die New York Rangers, am 2. Februar entscheidet er in Montreal die Partie mit einem herrlichen Overtime-Winner. Er sprintet am Verteidiger vorbei und platziert den Puck aus spitzem Winkel unter der Latte. Hischier reisst die Arme hoch. Die bleierne Schwere ist weg. Die Dreizehn fliegt.
Eine Geschichte aus SI Sport #1 2019