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So kämpft Piero Esteriore gegen den Krebs

«Meine Tochter hat mir die Augen geöffnet»

Die Diagnose Hodenkrebs traf ihn wie ein Schlag. Seit Wochen kämpft Piero Esteriore um seine Gesundheit. Wie der 38-jährige Sänger sein Schicksal akzeptieren konnte, und warum er nicht nur auf spirituelle Unterstützung setzt, verrät er im Interview mit SI online.

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SI online: Piero Esteriore, Sie haben am Wochenende erstmals offen über ihre Krebserkrankung gesprochen. Ein grosser Schritt für Sie?
Piero Esteriore: Hodenkrebs ist immer noch ein Tabuthema, das darf nicht sein. Frauen machen jährlich einen Krebsabstrich, wir Männer schämen uns noch immer, wenn wir eine urologische Untersuchung haben. Das will ich ändern und auch den Jungen zeigen, dass man sich für nichts schämen muss, wenn es um die Gesundheit geht.

Eine Krebsdiagnose verändert das Leben. Was hat sich bei Ihnen alles geändert?
In der ersten Zeit hatte ich keine Energie mehr für gar nichts, alles wurde nebensächlich. Ich war eigentlich mitten in der Produktion neuer Songs, aber die Musik spielte plötzlich keine Rolle mehr. Nach und nach bin ich dann wieder aufgestanden.

Was hat Ihnen dabei geholfen?
Es kam der Moment, als meine 12-jährige Tochter Alessia fragte: «Papi, hast du deinen Song fertig?» Ich sagte «nein», darauf meinte sie: «Das ist falsch, das tut dir doch gut!» Das hat mir die Augen geöffnet und mir neuen Antrieb gegeben.

Haben Sie auch Gründe für die Erkankung gesucht?
Natürlich! Ich habe in den letzten Jahren so viel gekämpft und so wenig Freude gehabt, wenig Wertschätzung erhalten. Mein Leben war im Allgemeinen nicht sehr gemütlich, das prägt. Und ich weiss, dass ich meinem Körper zu wenig Sorge getragen habe.

Und das haben Sie jetzt geändert?
Ich habe meine Ernährung komplett umgestellt. Früher habe ich beispielsweise fast nie Wasser getrunken, liebte Fleisch auf dem Grill. Jetzt esse ich Dinge, die ich vorher nicht mal gekannt habe.

Was denn zum Beispiel?
Die Diagnose hat mich sensibilisiert, ich habe viel recherchiert. Blaue Beeren sollen gut sein oder auch ein Apfel am Tag. Am Ende versuche ich vor allem, mein Immunsystem zu stärken. Und ich versuche, viel zu lachen. Ich bin überzeugt, dass Glückshormone einen grossen Einfluss auf die Gesundheit haben.

Trotzdem klingen Sie betrübt.
Mein Bruder Gabriele, 20, hat die gleiche Diagnose wie ich erhalten. Er hat zudem noch einen Knoten an der Leiste, wird eine Chemotherapie machen müssen. Und am Wochenende gab es noch einen Todesfall in unserer Familie. Das belastet mich natürlich, in letzter Zeit verstehe ich das Leben manchmal einfach nicht mehr.

Wer hilft Ihnen nebst Ihrer Familie und Freunden?
Gott ist momentan mein bester Freund. Zudem gehe ich einmal wöchentlich zu einer Psychologin. Sie hilft mir, Dinge in meinem Leben zu ordnen und an meinem Glück zu arbeiten.

Am Glück und an der Gesundheit. Wie geht es weiter?
Im Moment kann ich aufatmen, die jüngsten Tests waren gut. Trotzdem muss ich jetzt alle drei Monate zur Kontrolle, die nächste steht im Dezember an.

Von Barbara Lanz am 5. Oktober 2015 - 12:40 Uhr, aktualisiert 20. Januar 2019 - 15:46 Uhr