Wofür beten Sie?
Mit meiner Mutter bin ich früher oft in die Kirche gegangen, um eine Osterpassion zu hören, zum Beispiel die Matthäus-Passion von Johann Sebastian Bach. Diese Musik ist überirdisch schön. Beim grossen Eingangschoral habe ich ähnliche Gefühle wie auf einer einsamen Bergwanderung: Ich spüre, dass wir nur Gast sind auf dieser Erde, Teil eines übergeordneten, atmenden Ganzen, das viel grösser ist als die Menschen und zu dem wir Sorge tragen müssen.
Ob man dem nun Gott sagen kann, weiss ich nicht. Es spielt auch keine Rolle. Ich bin Agnostikerin. Mit religiösen Ritualen wie dem Beten kann ich nicht viel anfangen. Trotzdem bin ich Mitglied der reformierten Kirche. Ich kenne viele Pfarrerinnen und Pfarrer, die sich für Nächstenliebe, Friede und Gerechtigkeit einsetzen. Für mich sind die Menschen nicht die Krone der Schöpfung. Umso mehr haben wir eine Verantwortung für den Zustand dieser Welt, weit über unsere Lebenszeit hinaus.
Wie feiern Sie Ostern?
Ostern ist für mich ein Familienfest. Wir treffen uns bei Verwandten im Baselbiet, zum Eiertütschen und spazieren.