Die Playoffs in der nordamerikanischen Eishockey-Profiliga NHL haben begonnen. Einer der meistgenannten Favoriten auf den begehrten Stanley Cup sind die Nashville Predators. In der Country-Metropole haben sich die Berner Roman Josi, 27, und Yannick Weber, 29, sowie der St. Galler Kevin Fiala, 21, einen Namen gemacht. Josi als Spielmacher, Fiala als treffsicherer Stürmer, Weber als defensive Bank. Die «Schweizer Illustrierte» besuchte die drei Männer und sprach mit ihnen über ihren Alltag, von der Schwierigkeit, ihr Leben mit dem ihrer Partnerinnen zu synchronisieren, von Erschöpfung und elektrisierenden Momenten mit den Fans, die ausser Rand und Band sind. Im zweiten Teil: Der Captain der Nashville Predators — Roman Josi.
«Ich versuche, den Jungen zu helfen»
«Ich habe mich schon oft darüber gewundert, wie verrückt das Schicksal spielt. Noch vor ein paar Jahren war ich einfach ein Eishockeyspieler in der Schweiz. Jetzt bin ich Captain der Nashville Predators, einem der besten Teams der NHL, und mit einer Amerikanerin verlobt. Auch Ellie hätte sich nie träumen lassen, einmal mit einem Schweizer das Leben zu teilen.
Ich wohnte vier Jahre in einem Apartment, jetzt sind wir in ein Haus im Grünen gezogen. Ich wollte schon immer einmal in einem Haus wohnen. Also schauten wir uns um und fanden den perfekten Ort ausserhalb der Stadt. Ich brauche zwar jeweils 25 Minuten mit dem Auto ins Training, aber ich geniesse das.
Ich schliesse die Tür, höre Musik und wache richtig auf. Ellie wollte aufs Land. Auch wenn bei ihrem Beruf New York oder Miami auf der Hand liegen würde. Sie ist Model und wird von Marken wie Guess oder Forever 21 gebucht. Unsere Terminkalender zu koordinieren ist ein Kunststück.
Zum Glück ist sie etwas flexibler als ich. Jeder hat seine eigene Karriere, sein eigenes Leben. Aber wir ergänzen uns gut, gehen oft mit Kingsley, unserem Hund, raus. Wenn ich freihabe, brunchen wir irgendwo, und abends kochen wir gemütlich etwas zusammen. Freizeit ist rar. Ein Freund von mir hat einen Fischteich auf seiner Farm, wo ich ab und zu angle. Ich wurde auch schon zur Entenjagd mitgenommen. Fünf haben geschossen, eine Ente kam runter. Ich weiss nicht, ob das mein Ding ist. Es ist jedenfalls gewöhnungsbedürftig.
Die beste Liga der Welt so erleben zu dürfen, ist ein Privileg. Ich bin in die Rolle des Captains hineingewachsen, versuche positiv zu sein, mit gutem Beispiel voranzugehen, den Jungen zu helfen. Ich geniesse es auch, das mit zwei anderen Schweizern zu erleben. Yannick kenne ich schon seit der Jugend. Kevin konnte ich in einer schwierigen Zeit helfen. Er ist ein sehr guter Freund geworden, wie ein kleiner Bruder.
Wir haben ein noch besseres Team und eine gute Chance, den Stanley Cup zu gewinnen. Ich würde ihn gern gewinnen. Auch für die Fans, die bei jedem Wetter vor dem Parkplatz warten, um ein Autogramm zu bekommen. Nach dieser Saison läuft mein Vertrag noch zwei Jahre. Was danach kommt, weiss niemand. Im dümmsten Fall würden wir das Haus wieder verkaufen. Aber eigentlich würde ich gern bleiben. Für lange Zeit.»
Lesen Sie Teil 1 über Yannick Weber hier.