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Sarah Spale

Eine Frau mit vielen Facetten

In «Wilder» spielt sie eine eigenwillige Kommissarin. Privat ist Sarah Spale ein Familienmensch. Sie engagiert sich für Flüchtlinge – und gibt ihnen sogar ein Zuhause.

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Sarah Spale

Am Kleinbasler Rheinufer: Sarah Spale ist in der Stadt aufgewachsen und lebt in Basel. Für die SRF-Krimiserie «Wilder» musste sie Berndeutsch lernen.

Mirjam Kluka

Sie gehört zu den Bescheidenen ihres Fachs. Wenn Sarah Spale nach ihrem Beruf gefragt wird, sagt sie lieber Primarlehrerin statt Schauspielerin. Tatsächlich arbeitet die Baslerin Teilzeit in einem Jugendzentrum, jobbte aber auch schon an der Bar, lieferte Pizzas aus oder stand in einem Quartierladen an der Kasse. Mit ihrer Rolle als Kommissarin Rosa in der SRF-Krimiserie «Wilder» ändert sich nun gerade alles. Die erste Staffel fand viel Beachtung, vor allem auch ihretwegen. Das Interesse an der 38-Jährigen wächst. Zum ersten Mal in ihrem Leben hat sie eine Agentin, um Unterstützung bei den Rollenangeboten zu haben.

Sarah Spale, woher kommt diese Zurückhaltung, wenn es um Ihren Beruf geht?
Inzwischen habe ich mehr Selbstvertrauen diesbezüglich. Lange hatte ich Angst, dass ich mit der Aussage «Ich bin Schauspielerin» etwas verspreche, das ich nicht einhalten kann. Als Primarlehrerin habe ich einen Abschluss. Auf einer Schauspielschule hingegen war ich nie. Ich habe mich an mehreren Schulen beworben, bin dann aber nicht zum Vorsprechen gegangen. Obwohl ich sonst überhaupt nicht jemand bin, der kneift.

Sie haben schon unzählige Jobs ausgeübt – kommt man als Schauspielerin gar nicht anders über die Runden?
Nein, das war nicht der Grund. Als ich noch keine Familie hatte, kam ich mit sehr, sehr wenig Geld aus. All diese Jobs – ich habe eine Saison lang in der kalten Küche gearbeitet, in einer Confiserie, öfters im Service – habe ich immer sehr gern gemacht. Mit den Händen zu arbeiten, macht mich zufrieden.

 

Im Dezember haben Sie die zweite Staffel von «Wilder» abgedreht. Wie fühlt sich das an?
Ich würde es als eine positive Müdigkeit beschreiben. Die Arbeit an der Serie zog sich über dreieinhalb Monate. Ich bin erleichtert, dass alles so gut geklappt hat, auch mit meinen beiden Buben, die während dieser Zeit oft auf mich verzichten mussten, weil ich selten zu Hause war.

Die Serie spielt diesmal im Jura, rund um Saignelégier. Wie haben Sie den Dreh dort erlebt?
Ich kannte die Gegend nur flüchtig, obwohl sie so nah bei Basel liegt. Die Landschaften sind superschön, die Felder offen, es gibt keine Begrenzungen für die Tiere, viele laufen frei rum. Einmal, als ich morgens joggen ging, rannten mir zehn Pferde entgegen. Man grüsst sich auf der Strasse. Das war für jemanden wie mich, der in der Stadt zu Hause ist, eine ganz andere Welt.

Wäre für Sie ein Leben an einem solchen Ort eine Option?
Die romantische Vorstellung vom Landleben … (seufzt). Nein, ich schätze die Anonymität der Stadt sehr. Auf dem Land würde mir wohl schnell die Decke auf den Kopf fallen. Die vermeintliche Freiheit kann auch sehr einengend sein, das habe ich so erlebt, als ich mit 19 für ein paar Monate auf einer griechischen Insel lebte. Dass man in der Stadt kommen und gehen kann, ohne dass es rapportiert wird, und dass ich eine Auswahl an Cafés und Menschen habe, schätze ich sehr.

Wie gross ist Ihre Verbundenheit zur Natur?
Mir ist es vor allem wichtig, rausgehen zu können – ob mit meinen Kindern auf den Fussballplatz oder zum Joggen. Am Wochenende verlassen wir meist die Stadt, im Winter wollen mein Mann und die zwei Jungs in die Berge. Wenn wir Ferien machen, dann gerne auch mit dem Zelt. Nach einer Woche draussen sein, wenn man sich nie mehr richtig im Spiegel angeschaut hat, fühle ich mich immer sehr wohl.

Ich schätze die Anonymität der Stadt sehr

Sarah Spale

Im Jungen Theater Basel begann Sarah Spales Schauspielkarriere. Hier besuchte sie als Jugendliche einen Theaterkurs und erhielt darauf eine Rolle im Stück «Die Schaukel».

Mirjam Kluka

Ihre Buben sind vier und acht Jahre alt. Die nächste Generation wird die Auswirkungen des Klimawandels wahrscheinlich mehr spüren als wir. Wie gehen Sie damit um?
Ich beobachte die Entwicklung in unserer Welt kritisch, und sie macht mir auch Angst. Dennoch versuche ich, meinen Jungs eine positive Lebenseinstellung zu vermitteln.

Ist für die beiden Umweltschutz bereits ein Thema?
Für den Älteren schon. Er ist immer mehr an der Situation der Welt interessiert. Beschäftigt hat ihn zum Beispiel die Wahl von Jair Bolsonaro in Brasilien und ob dieser nun den Regenwald zerstören wird. Wir verfolgen keinen doktrinären Erziehungsplan, vieles soll natürlich passieren. Mir ist sehr wichtig, dass meine Buben ein soziales Bewusstsein bekommen. Unser Manny – die männliche Version einer Nanny –, der sie betreut, wenn wir beide arbeiten, kommt aus Brasilien. Das prägt. Bis im letzten Sommer hat zudem ein junger Afghane – ein Flüchtling, der ohne Eltern in die Schweiz kam – ein Jahr lang bei uns gelebt.

Das klingt interessant. Wie kam es dazu?
Im Jugendzentrum, in dem ich arbeite, fragte ich mal, wie man Flüchtlinge unterstützen kann. Ich hatte keine Ahnung, wie so was funktioniert. Es war dann recht unkompliziert.

Was haben Sie für Erfahrungen gemacht?
Rundum gute. Er hat sich sehr gut in unsere Familie integriert. Das Zusammenleben mit ihm hat unser Denken sehr angeregt und bereichert. Der junge Mann fragte zum Beispiel, wieso wir so viele Sachen hätten. Er fand, wir sollten besser alles verkaufen und uns stattdessen Teppiche zutun. So wie er es in seiner Heimat kennt.

Sarah Spale

Sarah Spale hat ein Diplom als Primarlehrerin, eine Schauspielschule hat sie nie besucht – sie meldete sich zwar für die Prüfungen an, ging dann aber nie zu den Vorsprechen.

Mirjam Kluka

Gab es auch schwierige Situationen?
Schwierig ist das falsche Wort. Die vielen Gespräche mit ihm haben mir vielmehr gezeigt, wie stark die kulturellen Unterschiede sind. Unser Frauenbild ist für ihn zum Beispiel schwer nachvollziehbar. In seiner Heimat sind die Frauen für den Haushalt und die Kinderbetreuung zuständig. Dass ich als Frau auch arbeite, Sport treibe und ausgehe, war für ihn etwas Neues – faszinierend, aber auch irritierend.

Was macht der junge Mann jetzt?
Er ist nun 19, lebt in einer WG und hat eine Lehrstelle gefunden.

Haben Sie wirklich so viele Sachen in Ihrer Wohnung, wie er fand?
Das haben wir uns auch gefragt. Und als mein Mann und ich in der Stube standen, vor unserem vollen Schrank, mussten wir ihm teils recht geben. Es war ein guter Moment, um wieder mal zu merken, wie viel wir eigentlich haben. Aber im Grunde genommen ist unsere Einrichtung eher spartanisch, und die meisten Möbel sind aus zweiter Hand, wie das alte Sofa, das noch von meiner Mama ist.

Wenig zu besitzen, minimalistisch zu leben, ist zurzeit ein Trend. Können Sie damit etwas anfangen?
Ich habe lange so gelebt, zwischen 20 und 30 kam ich mit sehr wenig aus. Ich persönlich möchte am liebsten keinen Estrich und keinen Keller. Mir ist es am wohlsten, wenn ich meinen ganzen Besitz jederzeit in einen Koffer packen könnte – auch vom Freiheitsgefühl her. Doch mit einer Familie, die gern Wintersport macht, klettert und zelten geht, funktioniert das nicht.

Mir ist es am wohlsten, wenn ich meinen ganzen Besitz jederzeit in einen Koffer packen könnte

Sarah Spale

«Meine Buben sollen ein soziales Bewusstsein bekommen. Unser Manny kommt aus Brasilien, zudem lebte für ein Jahr ein Flüchtling bei uns.»

Mirjam Kluka

Wie sind Sie mobil?
Für unsere Ausflüge haben wir ein Auto. In der Stadt benützen wir das Velo, das macht auch am meisten Spass.

Wie verbringen Sie die Sportferien?
Wir gönnen uns den Luxus von zwei Wochen im Schnee, und ich gehe dazwischen mit den Buben für zwei Tage an die Fasnacht. Im Wallis haben wir eine kleine Hütte gemietet, in der man selber mit Holz heizen muss. Das gefällt uns sehr.

Sarah Spale

Die zweite Staffel von «Wilder» ist abgedreht, sie wird im Januar 2020 auf SRF ausgestrahlt. Kommissarin Rosa wird drei Mordfälle im Jura klären müssen.

Mirjam Kluka

Wie sind Sie mobil?
Für unsere Ausflüge haben wir ein Auto. In der Stadt benützen wir das Velo, das macht auch am meisten Spass.

Wie verbringen Sie die Sportferien?
Wir gönnen uns den Luxus von zwei Wochen im Schnee, und ich gehe dazwischen mit den Buben für zwei Tage an die Fasnacht. Im Wallis haben wir eine kleine Hütte gemietet, in der man selber mit Holz heizen muss. Das gefällt uns sehr.

Von Barbara Halter am 27. März 2019 - 05:00 Uhr