Freudig wedeln Neo und Leny an der Tür. Seit fünf Jahren komplettieren die Prager Rattler den Männerhaushalt von SRF-Moderator Sven Epiney, 46, und Michael Graber, 25. Hier in Zürich lebt der Radio- und TV-Mann seit zehn Jahren. Sein Partner Michael ist vor sieben Jahren, nach gerade mal drei Monaten Beziehung, eingezogen.
Sven Epiney und Michael Graber, was hat sich hier in eurem Daheim verändert, als Michael einzog?
Michael Graber: Fast alles!
Sven Epiney: Nein, nein (lacht).
Graber: Doch, du hattest keine Tapete, wenig Farbe. Alles war weiss und ganz anders möbliert.
Epiney: Wir haben in den letzten Jahren immer wieder umgestellt und Neues ausprobiert. Ich finde es wichtig, dass wir uns beide wohlfühlen und das Daheim zusammen einrichten.
Graber: Sven fragt mich wirklich bei allem, ob es mir gefällt. Wenn ich nicht dabei bin, schickt er mir Fotos und umgekehrt.
Was macht euer Zuhause aus?
Epiney: Was gibts Schöneres, als wenn man nach Hause kommt und sich geborgen fühlt? Wir tauchen ein in unsere Oase, können das Licht dimmen und so das passende Ambiente erzeugen.
Graber: Viele Kerzen sorgen für Stimmung. Licht, Musik und Düfte runden das Gefühl ab.
Duftkerzen brennen auf dem Salontisch, und aus den Boxen ist via Handy-Stream Ed Sheeran zu hören. «Wenn wir putzen, läuft Klassik», so Michael. Wohnen ist bei ihnen nicht nur privat ein Thema. Demnächst moderiert Epiney die neue TV-Sendung «Wer wohnt wo?». Fünf Protagonisten müssen durch gegenseitiges Befragen herausfinden, welches Zuhause wem gehört. «Es ist spannend, in die Wohnwelten einzutauchen und mitzuraten», so der Moderator.
Wo haltet ihr euch zu Hause am liebsten auf?
Epiney: Was würdest du sagen?
Graber: An ruhigen Sonntagen lieben wir es, einfach mal liegen zu bleiben und zu lesen.
Epiney: Und im Bett zmörgele.
Wer bringt das Frühstück?
Graber: Sven. Und das jeden Sonntag, den wir freihaben.
Epiney: Da darf nichts fehlen. Avocados, pochierte Eier auf Toast, Käse, Brötli … Sonst kocht Michael öfter, auch wenn es unser gemeinsames Hobby und unsere Passion ist. Er kann es einfach besser, und ich lerne viel von ihm.
Graber: Oh, das ist lieb! Unser Esstisch aus Nussbaumholz ist denn auch mein Lieblingsort. Sven und ich schauen, dass wir so oft wie möglich hier zusammen essen. Das machte ich früher mit meiner Familie. Das ist unsere «Quality time». Auch die Handys liegen dann auf der Seite.
Wohnung, Küche, Gästetoilette – überall herrscht Sauberkeit und Ordnung. In der Spüle steht kein Glas, die Fotos an der magnetischen Wand in der Küche sind sorgfältig arrangiert, ja selbst das Hundekörbchen ist aufgeräumt. «Wir sind uns bezüglich Haushalt einig und sehr ähnlich. Hier gibts wenig Zoff-Potenzial», sagen sie.
Habt ihr keine Streitpunkte wie etwa eine offene Zahnpastatube?
Epiney: Doch. Michael braucht unglaublich viel Wäsche. Berge von Kleidern! (Lacht.) Oh, willst du überhaupt, dass ich das sage?
Graber: Es stimmt ja.
Und wer wäscht die Kleider?
Graber: Beide, aber Sven «glättet».
Und sonst erledigen beide alles?
Graber: Wir haben zwar auch eine Putzhilfe, aber wir machen wirklich beide alles.
Epiney: In den gemeinsamen Räumen sollten sich beide wohlfühlen und Ordnung halten, denn wir haben häufig Freunde und Familie zu Gast. Aber jeder von uns verfügt über ein eigenes Büro. Ein Zimmer, wo jeder so walten darf, wie er möchte.
Graber: In deinem Büro herrscht mehr Puff.
Epiney: Stimmt, aber ich finde alles! Ich nenne es ein kreatives Chaos (lacht.)
Im unteren Stock befand sich zwei Jahre lang ihr «Puffzimmer». Hier türmten sich Kisten, Gartenmöbel, Sportgeräte und unzählige DVDs. «So ein voller Raum belastet das Wohlgefühl», sagt Michael. Deshalb haben sie nun innerhalb von zwei Wochen – trotz voller Agenda – die 18 und 9 Quadratmeter grossen Räume entrümpelt, eigenhändig Wände in beige-grauem Ton gestrichen und daraus ein grosszügiges Büro und Gästezimmer im Industrial Look gezaubert.
«Das Tolle ist, dass man sich dabei kreativ ausleben kann», so Sven. «Daheim etwas zu verändern, ist gar nicht so schwer. Oft kann man mit Kleinigkeiten viel bewirken. Eine Farbe an der Wand verleiht einem Raum mit relativ wenig Aufwand einen ganz neuen Look.»
Wer ist handwerklich begabter?
Graber: Auf alle Fälle Sven. Er liebt das Werkeln zu Hause.
Epiney: Die Leute denken das nicht von mir, aber ich habe eine ganze Werkbank mit Geräten. Schon im Lehrersemi habe ich zusätzlich zu den vier obligaten Unterrichtsstunden noch zwei Freistunden im Werken genommen. In Baumärkten könnte ich Stunden verweilen. Das ist voll meins!
Graber: Ich gehe lieber Dekorationen und Pflanzen einkaufen. Ich hätte gerne einige mit grossen, ledrigen Blättern im Wohnzimmer, aber Sven findet die nicht so schön. Im Garten und auf der Terrasse wächst jedoch viel Grün.
Zwei schnelle, tapsige Geräusche gesellen sich zum Gespräch und zu Ed Sheerans Popgesang hinzu. Die acht kleinen Pfoten von Neo und Leny sorgen auf dem Holzboden aus Schweizer Eiche immer wieder für Ambiente und Leben in den Räumen.
Eigenheim, Hunde – fehlen noch Kinder …
Epiney (ruft): Jenny, komm mal, es wird nach dir gefragt! (Lacht.)
Graber: Im Ernst, Kinder sind bei uns weniger ein Thema. Die Hunde sind schon eine grosse jahrelange Verantwortung. Und ich bin lieber Götti.
Epiney: Ich habe vier Patenkinder. Das erste Göttimeitli ist schon aus dem Göttialter raus, das jüngste ist drei Jahre alt. Unser Haus ist nicht kinderfrei.
Graber: So ist es toll.
Was hält euch von der Ehe ab?
Graber: Dass wir in der Schweiz noch nicht heiraten dürfen! Sich registrieren lassen ist nicht das Gleiche.
Epiney: Wir hoffen, dass die Ehe für alle bald auch hier Tatsache wird. Alles andere haben wir geklärt und uns gegenseitig, so gut es geht, abgesichert. Ein weiterer Grund, weshalb wir bisher keine Zeit zum Feiern hatten, ist, dass wir viel im Haus umgestaltet haben.
Graber: Zudem haben viele enge Freunde geheiratet. Unser Zeitpunkt ist noch nicht gekommen.
Wie engagiert ihr euch für die Rechte von Homosexuellen?
Epiney: Die Tatsache, dass wir in der Öffentlichkeit stehen und zeigen, wie wir leben, ist ein klares Statement.
Graber: Wir reden viel persönlich mit Menschen und erklären, wieso gleiche Rechte wichtig sind. Wir nehmen niemandem etwas weg, keiner verliert etwas, wenn wir auch heiraten dürfen.
Epiney: Wir sind Menschen wie alle anderen auch und bekämen dann die gleichen Rechte. C’est tout!