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Aviva Rocks über Tatort «Hardcore»

Reality-Check mit einer echten Pornodarstellerin

Der letzte Münchner Tatort «Hardcore» beleuchtet die Porno-Branche. Ein Fakt, der schon im Vorfeld für heftige Diskussionen sorgte. SI online fragt bei einer professionellen Pornodarstellerin nach, wie realistisch die Macher das Business dargestellt haben.

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Aviva Rocks

Die Schweizer Pornodarstellerin Aviva Rocks hat sich für SI online den Tatort «Hardcore» angesehen.

ZVG

Ein Planschbecken, zwei Frauen und 26 Männer. Die Eröffnungsszene im «Tatort» von gestern Sonntagabend hatte es in sich. Wir befinden uns mitten in einem Porno-Dreh. Das Ergebnis: Ein paar Liter Körperflüssigkeiten, ein Film und eine tote Darstellerin. Daher auch der pointierte Titel «Hardcore».

Die Kommissare Ivo Batic und Franz Leitmayr wurden damit beauftragt, den Fall lösen. Dabei sollte dem Zuschauer ein Einblick in die Porno-Industrie gegeben werden. Ist das den Machern wirklich gelungen?

Der Reality-Check mit einem Profi

Wer Aviva Rocks fragt, bekommt ein glattes Nein. Die Schweizerin von der Zürcher Goldküste ist seit sechs Jahren als Pornodarstellerin tätig und weiss, wovon sie spricht: «Das war alles zu schmuddelig und unprofessionell», so ihr Verdikt zur Münchner «Tatort»-Ausgabe.

Die 27-Jährige produziert heute zwar selbst Internetvideos, arbeitete früher aber auch für Filmproduktionen, wie sie im Krimi gestern dargestellt wurden. Dafür reiste die Schweizerin ab und zu auch nach Deutschland.

Zu primitiv, zu schmuddelig

«In meiner Karriere bin ich nie Filmproduzenten begegnet, die so sind wie jene im Film», sagt Aviva. Zu plump, zu garstig, zu amateurhaft seien die Männer im TV gewesen. «Die Menschen, mit denen ich zusammenarbeitete, waren alle sehr jung, cool und nett. Sie gehen auf uns Darsteller ein und kümmern sich liebevoll um uns.» Im «Tatort» war einer der beiden Produzenten ein älterer, genervter Herr, der seine Produktionen Handgelenk mal Pi umsetzte. Er schien der Zürcherin zu primitiv. «Natürlich gibt es in jeder Branche schwarze Schafe. Aber dass man unbedingt ein solches zeigen musste, ist schade.»

Tatort Hardcore

Der Pornofilm-Produzent wird laut unserer Expertin zu primitiv, zu plump dargstellt.

BR / Hagen Keller

Der Krimi habe zudem an einem sehr speziellen Bereich der Pornografie angesetzt, gibt die Schweizerin zu bedenken: «Gruppensex und Praktiken mit massenhaft Körperflüssigkeiten sind nicht jedermanns Sache. Ich beispielsweise mache das nie. Das ist für mich nichts Schönes und Erotisches.» 

Mehr lustig als ärgerlich

Sauer habe Aviva die erste «Tatort»-Folge, die sie jemals gesehen hat, jedoch nicht gemacht. «Ich habe sehr viel gelacht», erinnert sie sich. Eine Szene sei besonders «abstrus» gewesen: Ein Pornodarsteller wartet auf seine Filmpartnerin, jedoch vergebens. Als sie nicht auftaucht, meint der Darsteller, der Produzent solle ihn beim Masturbieren filmen. Da legt er schon los. Der Produzent willigt aus Verzweiflung ein und startet die Kamera.

«Das würde in Realität nie und nimmer passieren. Richtige Pornodarsteller sind professionell. Sie haben eine Rolle zugeschrieben bekommen und die spielen sie dann auch», erklärt Aviva amüsiert. «Und ein echter Pornoproduzent würde niemals einfach einen Mann auf einem Ledersofa beim Masturbieren filmen. Das ist amateurhaft.» Dass die Männer in der Anfangsszene Masken trugen, sei ihr auch sofort aufgefallen. «Professionelle Pornodarsteller zeigen ihr Gesicht.»

Auch die Sexparty zum Schluss der Folge, an der spontan hie und da gefilmt wurde, sei eine Art und Weise der Pornoproduktion, wie sie die Schweizerin noch nie erlebt habe. «Ernsthafte Pornodrehs sind durchorganisiert und strukturiert.»

Mütter hören tatsächlich auf

Etwas Realistisches kann Aviva der Folge dann doch noch abgewinnen: Eine Frau gab ihre Arbeit als Pornodarstellerin auf, weil sie ein Kind bekommen hat. Also eigentlich hörte sie mit ihrer Leidenschaft auf, weil es ihr Partner so wollte. Das komme durchaus vor, weiss Aviva. Auch wenn es Mütter gebe, die gerne von den unregelmässigen Einsätzen in der Pornobranche Gebrauch machten. Für sie käme das übrigens nie infrage: «Ich höre erst auf, wenn ich damit kein Geld mehr verdienen kann. Würde mein Partner von mir verlangen, meinen Job aufzugeben, wäre er nicht der Richtige für mich.»

Das Fazit der Schweizerin: «Man muss zwischen Fernsehen und Realität unterscheiden. So wie man auch zwischen Porno und Realität unterscheiden sollte.»

Von Onur Ogul am 9. Oktober 2017 - 16:21 Uhr, aktualisiert 20. Januar 2019 - 13:09 Uhr