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Die berühmteste Sektenführerin der Schweiz

Uriella wird 90 Jahre alt - oder doch nicht?

Ihre Glaubensgemeinschaft ist winzig. Die Faszination für Uriella jedoch immer noch riesig. Die Anführerin der Sekte Fiat Lux feiert heute ihren 90. Geburtstag - sofern sie denn überhaupt noch lebt.

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Uriella

Uriella beim Beten (1992).

Dukas

Erika Bertschinger fällt vom Pferd, stösst sich den Kopf und ist seither das Sprachrohr von Gott und Heiligen. Eine Geschichte, wie sie zahlreiche Anführer von Sekten ihren Jüngern erzählen. Doch Bertschinger, die sich fortan Uriella nennt, schafft es, einen grossen Teil der Schweizer Öffentlichkeit in ihren Bann zu ziehen.

Mit ihrer pechschwarzen Perücke (weil Kopfverletzung vom misslungenen Ritt), schneeweissen Kleidung und wirren Vorstellungen vom Weltuntergang (es geht um Ufos, Jesus und «negative Strahlen» aus dem Kosmos) scharte sie ab den 80er-Jahren Tausende Anhänger um sich. Heute gibt es davon nur noch eine Hand voll. Einige wohnen in Ibach im Schwarzwald, wohin Uriella und ihr Mann Icordo (eigentlich: Eberhard Eicke) vor vielen Jahren zogen. Dort befinde sich der sicherste Ort der Welt, wenn die Endzeit eintritt.

Die Schweizerin wurde eben wegen solchen vorausgesagten und nicht eingetroffenen Weltuntergängen berühmt. Heute steht der Name Uriella in der Schweiz immer noch sinnbildlich für Menschen, die glauben, die Zukunft voraussagen zu können.

Auf dem Papier lebt sie noch

Die Anführerin der Sekte Fiat Lux wird laut offiziellen Informationen heute Mittwoch 90 Jahre alt. Dass Uriella ihren Geburtstag wirklich feiert, bezweifeln jedoch viele. Denn sie wurde schon seit Jahren nicht mehr in der Öffentlichkeit gesichtet. Vorbei sind die Zeiten, in denen sie in Talkshows sass oder am Radio sprach. Man munkelt, Uriella sei längst tot. Andere behaupten, sie leide an der Nervenkrankheit ALS.

Ehemann Icordo hat ein starkes Interesse daran, die Jünger seiner Frau nicht zu verlieren. Immerhin sind sie der Quell von Uriellas und Icordos Wohlstand. Verschweigt er den Tod seiner Frau?

Uriella und Icordo

Uriellas Ehemann Icordo kommuniziert für die Sekte, seit Uriella krank ist.

Dukas

Ein Schreiben der deutschen Gemeinde Ibach, das der «Schweizer Illustrierten» vorliegt, bestätigt, dass Erika Eicke, wie sie seit der Heirat mit Icordo heisst, nicht als verstorben gemeldet wurde. Versuche, Uriella im Dörfchen im Südschwarzwald zu besuchen, scheiterten. Entweder Anhänger oder Icordo höchstpersönlich wimmelten Journalisten ab. Es gehe Uriella nicht gut, sie sei schwer krank und müsse gepflegt werden, so ihr Mantra. Als Beweis, dass die Anführerin von Fiat Lux noch lebt, gab Icordo einst einem Reporter der «Schweizer Illustrierten» eine Grusskarte mit, inklusive Unterschrift von Uriella höchstpersönlich.

Gemeindepräsident sah sie zuletzt vor 5 Jahren

Auch der «Blick» erhält eine solche Karte - und dieses Jahr sogar eine E-Mail - der vermeintlich lebendigen Uriella. Darin steht, sie sei seit neun Jahren hüftabwärts gelähmt. «Hinzu kommen zahlreiche Beschwerden aller Art. Rund um die Uhr brauche ich daher eine intensive Betreuung durch vier Pflegerinnen.» Eine solche Pflegerin bestätigt dem «Blick», dass sie Uriella gerade eben gesehen habe.

Doch die Journalisten der Tageszeitung selbst bekommen die berühmte Schweizer Sektenführerin nicht zu Gesicht. Der Gemeindepräsident von Ibach, Helmut Kaiser, habe Uriellas Stimme zum letzten Mal vor fünf Jahren gehört. Sein Anruf, um zum 90. Geburtstag zu gratulieren, habe Icordo entgegengenommen. Weshalb Uriella Karten und sogar Bücher schreiben, jedoch nicht telefonieren kann, bleibt ein Rätsel.

Uriella

Grosses Medieninteresse: Uriella fasziniert auch heute noch die Schweiz.

Dukas
Von Onur Ogul am 20. Februar 2019 - 08:00 Uhr, aktualisiert 20. Februar 2019 - 12:52 Uhr