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Znacht mit Johann Schneider-Ammann und Tarzisius Caviezel

«Wir geniessen die Stunden weg vom WEF-Rummel»

Abgeschieden vom Weltwirtschaftsforum trafen wir am Montagabend Johann Schneider-Ammann, 65, und seinen Freund Tarzisius Caviezel, 63, in Davos Monstein. Im Beizli «Veltlinerstübli» gönnen sich der Bundesrat und der Davoser Landammann ein paar Stunden in Ruhe.

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Znacht mit Johann Schneider-Ammann und Tarzisius Caviezel

Prost: Bei einem guten Glas Wein plauderten Bundesrat Johann Schneider Amman und sein Freund Tarzisius Caviezel abseits des WEF mit SI-online-Blattmacher Onur Ogul (nicht im Bild).

PASCAL MORA

Vor den beiden FDP-Politikern liegt bereits ein Nüsslisalat mit Steinpilzen. Dazu gibts ein Glas Amarone.

Und was gibts zur Hauptspeise, Herr Bundesrat?
Johann Schneider-Ammann: Ganz bescheiden Gemüse und ein gutes Stück Fleisch.

Weshalb haben Sie diese Beiz für Ihren Znacht ausgesucht?
Schneider-Ammann: Wir haben uns bewusst für einen Ort weit ab vom Trubel entschieden.
Tarzisius Caviezel: Hier sind wir schon zum vierten Mal und diese Tradition behalten wir bei.

Woher kennen Sie sich?
Caviezel: Wir haben uns 2007 kennengelernt, als ich noch im Nationalrat war. Zusammen mit Philipp Müller waren wir ein Dreamteam. Wir philosophierten darüber, wie wir die Welt verändern können. Daraus entstand eine schöne, beständige Freundschaft.

Und heute treffen Sie sich jeweils am WEF.
Schneider-Ammann: Nur 2016, als ich Bundespräsident war, hatten wir keine Zeit.
Caviezel: Wenn der Bundesrat mal da ist, geniessen wir ein paar Stunden weg vom Rummel.

Nur ein weiterer Tisch ist besetzt. Vom Sicherheitspersonal des Bundesrats.
Schneider-Ammann: Als wir das erste Mal mit den Sicherheitsleuten hier reinspazierten, sind die Gäste ganz schön zusammengezuckt. (lacht)

Sie geniessen den Znacht hier sichtlich. Weil viel Arbeit auf Sie wartet?
Schneider-Ammann: Ich habe insgesamt acht Meetings und 18 bilaterale Gespräche.

Bundesrat Johann Schneider-Ammann am WEF

Bundesrat Johann Schneider-Ammann und Terzisius Caviezel sind seit zehn Jahren befreundet. 

PASCAL MORA

Das klingt anstrengend.
Schneider-Ammann: Ist aber sehr nützlich. Wenn ich die Menschen, die jetzt hier in Davos sind, in ihrem Heimatland für eine halbe Stunde treffen wollte, würde mich das zweieinhalb Monate Arbeit kosten.

Sie könnten doch einfach telefonieren?
Schneider-Ammann: Politik ist wie Business auch eine Mensch-zu-Mensch-Angelegenheit. Man ist sich sympathischer, man traut sich eher, wenn man sich trifft.

Wie schaffen Sie eine symptahische Atmosphäre?
Schneider-Ammann: Dem indischen Premierminister Narendra Modi sagte ich heute, wir hätten uns das letzte Mal am 6.6.2016 morgens um 6 Uhr für 6 Stunden getroffen. Der Premier grinste. Damit war der Funke schon ein Stückweit gesprungen. (lächelt)

Vergangenes Jahr sagten Sie, Amerika mache Ihnen sorgen. Es ging um Trumps protektionistische Aussagen nach seiner Wahl. Sind die Sorgen verflogen?
Schneider-Ammann: Inzwischen konnten wir beobachten, wie er politisiert. Er hat den Beweis schon angetreten, dass er nicht eine pure protektionistische Politik macht. Er ist einfach vorsichtig. Dafür habe ich Verständnis. Amerika kann nicht einfach die Lasten dieser Welt auf sich nehmen und dafür bei innenpolitischen Projekten sparen.

Sind Sie auf seine Rede gespannt?
Schneider-Ammann: Ich erwarte von ihm, dass er sagt, die Vorgaben der Welthandelsorganisation WTO seien auch für ihn die Grundlage seiner Politik. Und dass plurilaterale sowie bilaterale Abkommen, zumindest im Grundsatz, gut für Amerika sind.

Werden Sie über Freihandel mit der Schweiz sprechen?
Schneider-Ammann: Ich habe nicht im Sinn, mit Herrn Trump über einen Neueinstieg in eine Freihandelsdiskussion zu steigen.

Herr Caviezel, Donald Trump hat in Schweizern Emotionen geweckt. Eine Demo gegen ihn hat der kleine Landrat von Davos verboten. Wieso?
Caviezel: Die Absage der Demo hat nichts mit Trump oder anderen Politikern zu tun.

Sondern?
Caviezel: Die jetzige Wetterlage lässt eine Demo einfach nicht zu. Wir laufen jetzt schon am Anschlag, die Strassen und Plätze zu räumen. Wir haben versucht, die Lawinen an den neuralgischen Punkten zu sprengen, es ist meist gelungen, aber nicht immer. Nebst den Einheimischen, den Gästen und dem zusätzlichen Verkehr liegt eine Demo nebenbei nicht drin.

Von Onur Ogul am 23. Januar 2018 - 18:00 Uhr, aktualisiert 20. Januar 2019 - 12:49 Uhr