Renitente Pickelchen an Schläfen und Kinn im Alter? Wir haben bei Dr. med. Inja Allemann vom Medical Campus rivr in Zürich nachgefragt.
Jetzt mal für uns alle: Was bedeuten Sebostase und Seborrhö?
Inja Allemann: Sebostase ist eine Talgstauung, sprich eine verminderte Talgabsonderung der Haut. Klinisch also trockene Haut, die kleieförmig schuppen kann. Sie entsteht durch einen Mangel an hydrophilen und lipophilen Substanzen.
Das Gegenteil davon ist Seborrhö, eine Überproduktion von Hautfett durch unsere Talgdrüsen. In diesem Fall ist die Haut eher grobporig, ölig-glänzend und leider häufig mit Akne vergesellschaftet.
Und wovon hängt es ab, ob wir nun trockene oder ölige Haut haben?
Grundsätzlich haben wir primär anlagebedingt eine seborrhoische oder eine sebostatische Haut. Jedoch gibt es Zustände, die das eine oder andere fördern oder gar auslösen können. Eine Sebostase kann unterschiedliche Ursachen haben. Sie kann im höheren Alter auftreten, da unsere Talgdrüsen dann kleiner und weniger werden. Aber auch falsche Lebensgewohnheiten können zur Sebostase führen, zu häufiges Duschen und Seifen zum Beispiel, was die Haut entfettet. Krankheiten wie Neurodermitis können ebenfalls Ursache sein.
Seborrhö dagegen kann durch verschiedene Hormone oder internistische Krankheiten wie Morbus Parkinson ausgelöst werden.
Das klingt, als müsste man bei der Pflege ganz gezielt auf die Bedürfnisse der Haut achten?
Die Pflege der beiden Hauttypen sollte absolut unterschiedlich sein. Trockene Haut, die zu Sebostase neigt, muss man fetten, seborrhoische Haut muss entfettet werden.
Das heisst: Trockene Haut besser nicht mit einem Schaum waschen, sondern lieber creamy Cleanser, Lotionen oder Milch verwenden und Feuchtigkeitscremes, die rückfettend wirken und die Hautbarriere wieder herstellen. Von innen können Omega-3-Fettsäuren helfen.
Ölige Haut mag entsprechend Schaum oder Gel zur Reinigung und nur leichte Cremes, die aus Öl-in-Wasser-Verbindungen bestehen. Regelmässige chemische Peelings können zusätzlich helfen, das Öl aus den Talgdrüsen zu nehmen und deren Produktion ein wenig herunterzufahren.
Ist man sein Leben lang ein trockener oder öliger Hauttyp?
Im Alter wird unsere Haut wie gesagt eher trockener. Man kann also durchaus vom öligen zum trockenen Typ wechseln.
Männer haben übrigens selten Sebostase, weil sie generell grössere Talgdrüsen haben und auch durch ihre Hormone eher zu öliger Haut neigen.
Dr. Inja Allemann
rivr.ch