Wir schreiben den 24. April 2013. Im Rana Plaza, einem Fabrikgebäude in Dhaka, der Hauptstadt von Bangladesch, laufen die Nähmaschinen auf Hochtouren. Über 3000 Arbeiter*innen produzieren Kleidung, die einige Tage später bei uns in den Läden hängen soll. Das Problem an der Geschichte: Einen Tag zuvor waren Risse im Gebäude festgestellt worden, der Zutritt war polizeilich verboten. Die Fabrikbetreiber*innen zwangen die Näher*innen trotzdem zum Arbeiten – nur Stunden später waren 1135 von ihnen tot, begraben unter den Trümmern der eingestürzten Fabrik.
Das «Unglück», das sich damals abspielte, hätte verhindert werden können, wenn die Textilarbeiter*innen fair behandelt worden wären. Die Bilder von Kindern, die in den Trümmern nach ihren Müttern suchen, sorgten weltweit für Aufschreie und Forderungen nach besseren und sicheren Arbeitsbedingungen. Blicken wir heute zurück, ist es noch ein weiter Weg, weg von Fast Fashion, unserer Wegwerfkultur und menschenunwürdigen Verhältnissen in grossen Fabriken. Doch es gibt Fortschritte, die in die richtige Richtung gehen und hoffen lassen:
Dass Shirts für wenige Franken nicht in kleinen Manufakturen in Europa gefertigt werden, ist selbsterklärend. Wie drastisch die Lage in den Grossfabriken der Entwicklungsländer aussieht, war vor zehn Jahren aber nur den Wenigsten wirklich bewusst. Heute wird Aufklärung immer grösser geschrieben, Produktionen wie «The True Cost – Der Preis der Mode» oder «Sweatshop – Deadly Fashion» haben Millionen von Verbraucher*innen, aber auch den Unternehmen und Politiker*innen aufgezeigt, dass etwas passieren muss.
«Made in Taiwan». Viel mehr Informationen haben Kleider vor einigen Jahren nicht hergegeben. Heute ist Transparenz zu einem Prestige-Wert geworden – und das ist auch gut so. Big Player wie Adidas, Esprit und Reebok geben preis, woher ihre Ressourcen stammen. Auch der Moderiese H&M hat eine Transparenz-Initiative lanciert, die auch bei Produkten ausserhalb der Conscious-Linie offenlegt, aus welcher Fabrik sie stammen, wie viele Menschen dort arbeiten und aus welchen Komponenten verwendete Stoffe wie Viskose oder Polyester bestehen.
Dass längst nicht alle Unternehmen der Entwicklung folgen, ist keine Überraschung. Doch auch die Eigenrecherche wird für uns als Verbraucher immer einfacher. Der «Fashion Transperency Index» teilt öffentlich und kostenlos, welche Unternehmen Informationen über ihre Ressourcen offen legen, und welche nicht. Apps wie «Good on you» verraten ausserdem in wenigen Sekunden, wie und unter welchen Gesichtspunkten einzelne Brands ethisch vertretbar sind.
80er, 90er, 2000er? Aber ja, immer her damit! Die aktuelle Trendentwicklung und die ständige Suche nach Einzelstücken kurbelt den Verkauf von Secondhand- und Vintage-Mode ordentlich an. Das schont nicht nur die Umwelt und den Geldbeutel, sondern umgeht auch die Unterstützung von Firmen, die weiterhin Menschen ausbeuten. Gerade damals wurden viele Stücke noch direkt in Europa gefertigt, made in Asia war die Ausnahme.
Die Zeiten, in denen nachhaltig produzierte Kleidung meist einen Hauch Kunstlehrer-Gedächtnislook versprühte, sind endgültig vorbei. Und auch die Verbraucher sind bereit für den Wandel: Der Report «The sustainability imperative» konnte 2015 herausfinden, dass 73 Prozent der Millennials bereit sind, mehr für faire, nachhaltig produzierte Waren zu zahlen. Lange suchen müssen sie dafür nicht: Gerade Schweizer Labels zeigen, wie es gehen kann. Mit hierzulande gefertigter Kleidung, innovativen Ideen für neue Materialien oder einem Fokus auf faire Produktion, auch im Ausland, machen sie es uns immer einfacher, nachhaltig zu shoppen. Danke!