1. Home
  2. Style
  3. Fashion
  4. Mit diesem Skandal hetzt Revolve das WWW gegen sich auf

Wenn Marketing so richtig in die Hose geht

Mit diesem Skandal hetzt Revolve das Internet gegen sich auf

Der US-amerikanische Onlineshop Revolve muss sich gerade einem digitalen Shitstorm stellen. Was als aufrüttelnde Charity-Kampagne geplant war, sendet jetzt die völlig falsche Message.

Artikel teilen

Sweatshirt von LPA und Revolve

Die Idee von LPA war nobel, die Umsetzung leider ein totaler Fail. 

Screenshot via revolve.com

Dick sein ist nicht schön, sondern eine Ausrede

Sweatshirts mit diesem und vier weiteren, ähnlich blossstellenden Quotes, bot der Onlineshop Revolve gerade seinen Kundinnen an. Und die sind – zu Recht – ausser sich. Hinter den kontroversen Pullovern steckt das Label LPA. Das eigentlich alles ganz anders geplant hatte …

Die ursprüngliche Idee

Vor rund zwei Jahren gründete Pia Arrobio ihr Label LPA. Ihre Devise: coole Kleider für coole Girls. Als Cool Girl definiert Pia von Anfang an natürliche Frauen, die mal schlank, mal rundlicher sind, mal kleiner, mal grösser. Und das sieht man auch in ihrem Onlineshop. Ja, es gibt dort «Modelmasse», aber eben auch welche, die nicht «der Norm» entsprechen. Wir sehen Tattoos und vielleicht auch mal einen blauen Fleck – Retusche via Photoshop kommt bei LPA nicht in die Tüte.

Jetzt hatte die Designerin eine Idee. Sie fragte «Girls»-Star Lena Dunham, Plus-Size-Model Paloma Elsesser und drei weitere Cool Girls nach den schlimmsten Kommentaren, die ihnen in der digitalen Welt an den Kopf geworfen wurden. Aus den Beleidigungen wurden Sweatshirt-Prints, der Erlös des Verkaufs war für die gemeinnützige Organisation «Girls Write Now» vorgesehen. Für die Lancierung der Kooperation, mit der auf Cyber-Mobbing aufmerksam gemacht werden sollte, hatte Pia im Rahmen der Fashion Week mit den fünf Frauen und der Charity-Organisation einen Termin in New York abgemacht. Für den LPA-Onlineshop schoss jede Betroffene ein Selfie in ihrem eigenen Sweatshirt. Man sollte sie kennenlernen, ihre Geschichte erfahren und wissen, dass man mit dem Kauf der Teile eine gute Sache unterstützt.

Das entstandene Marketing-Desaster

Dumm nur, dass man bei Revolve, wo die Kollektion einen Tag nach ihrem offiziellen Launch zum Verkauf hätte stehen sollen, einfach eigene Sache gemacht hat. Zu früh und kommentarlos wurden die Sweatshirts ins Netz gestellt. Die Reaktion der Kudinnen? Ein Shitstorm! Und der richtete sich nicht nur gegen Revolve, sondern auch gegen LPA. Paloma Elsesser hat darum gebeten, ihr Zitat aus der Range zu streichen, Revolve hat inzwischen die ganze Kollektion zurückgezogen – und LPA die geplante Lancierung völlig aus der Agenda gestrichen. Heisst im Klartext: Es wird die Sweatshirts schlussendlich nicht zu kaufen geben. Sowohl LPA, als auch Revolve wollen trotzdem eine Spende an «Girls Write Now» tätigen.

Die Moral von der Geschichte

Was lernen wir daraus? (Cyber-) Bullying ist ein reales Problem, dem wir alle in der heutigen Welt ausgesetzt sind. Darüber zu sprechen ist genauso wichtig, wie Organisationen wie «Girls Write Now» zu unterstützen! Der Ansatz von LPA ist aber ganz offensichtlich ein falscher. Letztendlich steht da nämlich doch nur in Grossbuchstaben eine unverschämte Beleidigung. Der jeweilige, erklärende Zusatz «As said to …» fällt ganz klar in die Kategorie Kleingedrucktes – und das liest bekanntlich sowieso niemand. Also: Probleme ansprechen? Ja, unbedingt. In einem Pulli mit der Aufschrift «Being fat is not beautiful it’s an excuse» rumlaufen? Würde wohl niemand von uns. Bitte noch mal überdenken und neu starten. Danke.

Von Laura Scholz am 13. September 2018 - 15:00 Uhr, aktualisiert 20. Januar 2019 - 12:04 Uhr