Ein weiterer Wechsel in der Luxus-Modeindustrie, nachdem Pierpaolo Piccioli, scheinbar aus heiterem Himmel, vor einigen Monaten sein Abgang bei Valentino bekannt gab. Nun verlässt Virginie Viard das französische Modehaus Chanel. Sie wurde vom grande Maestro Karl Lagerfeld selbst zu seiner Nachfolge erkoren und leitet seit dessen Tod im Jahre 2019 das Couture-Unternehmen.
Der Grund für ihren Weggang ist unklar. Das Modehaus bestätigte es gestern in einer offiziellen Mitteilung und dankte Frau Viard für ihre fast 30-jährige Tätigkeit bei Chanel, «in der es ihr gelungen ist, die Codes des Hauses zu erneuern und gleichzeitig das kreative Erbe von Chanel zu respektieren». Ein*e neue*r Designer*in wurde bisher nicht angekündigt.
Verjüngungskur nicht geglückt
Während der fünf Jahre von Viard als Chefdesignerin wurde immer über ihr Ausscheiden aus dem Brand spekuliert, ihre Kollektionen wurden regelmässig von den Kritikern zerrissen, doch gleichzeitig explodierten die Umsätze, im Jahr 2023 erreichten sie fast 20 Milliarden Dollar. Virgine Viard, 62, hatte keinen einfachen Start, sie übernahm die Rolle der künstlerischen Leiterin in einem prekären Moment, nach dem Tod von Herrn Lagerfeld, der die Marke mehr als 35 Jahre lang geführt hatte. Die bescheidene, das Rampenlicht meidende Viard hatte zuvor jahrzehntelang Seite an Seite mit Lagerfeld gearbeitet. Er beschrieb sie als seine linke und rechte Hand, und ihre Ernennung brachte ein Gefühl der Kontinuität in ein Haus, das Herr Lagerfeld lange Zeit dominiert hatte.
Der Abgang kommt nicht ganz überraschend. Auch wenn Viard eine brave Schülerin war, die die Jahresumsätze zum Ansteigen brachte. Während ihrer Amtszeit stiegen sie auf 19,7 Milliarden Dollar an – ein Zuwachs von 16 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Schaffte sie es nicht, das Hause Chanel zu verjüngen, wie es von ihr erhofft wurde. Sie nahm den Shows etwas die Theatralik, für die ihr Lehrmeister Lagerfeld bekannt war, und schraubte noch an ein paar anderen Schrauben, doch die grosse Veränderung blieb aus. Bei Chanel in Erinnerung bleibt Virgine Viard mit ihren Variationen an Shorts und ihrer Vorliebe für die 1980er-Silhouetten.