Zürich trifft New York. Vorne die Kamera, hinten die Strategie: Larissa Jeanne Werner (28) inspiriert über 230 000 Follower auf Instagram. Ihre Schwester Anaïs (25) studierte in Paris Fashion-Marketing, absolvierte ein Praktikum bei der Luxusmarke Chloé und zog für ihren Master nach New York. Zwei Schwestern, eine Vision: «Wir wollen etwas zusammen aufbauen.» Zwischen Moodboards, Video- calls und Sprachnachrichten über sechs Zeitzonen hinweg wird 2023 aus vagen Ideen ein fester Entschluss: «Wir wussten, wenn wir es jetzt nicht machen, tun wir es nie», sagt Anaïs. Also legen sie los: tüfteln, skizzieren, recherchieren. Und gründen die Kleidermarke LéLa Studios.
Der erste Drop? Blazer – logisch: «Ich trage fast täglich welche und bekomme ständig Fragen dazu auf Instagram», sagt Larissa. Von Beginn an stand für Larissa fest: Wenn sie ein Business gründet, dann keines im Stil eines klassischen Influencer-Brands. «Ich wollte keine Marke gründen und einfach meinen Namen daraufsetzen, wenn sie nicht zu mir passt. Mit meinem eigenen Brand möchte ich mich voll identifizieren können», sagt sie. LéLa Studios soll für Design, Qualität und Langlebigkeit stehen – und vor allem unabhängig von ihrer Person funktionieren: «Mir ist wichtig, dass die Leute die Teile kaufen, weil sie sie lieben, nicht nur, weil ich sie trage.»
Der Name LéLa stammt aus dem Kreolischen von La Réunion, wo ein Teil der Wurzeln der Schwestern liegt: «lé la» – Antwort auf «Comment i lé?» – heisst so viel wie: Ich bin hier. Mir gehts gut. «Das passt zu uns», sagt Anaïs. «Wir sind da und machen unser Ding.» Aktuell haben Larissa und Anaïs drei Modelle im Sortiment. «Im Herbst folgt eine weitere Kollektion», ver- raten die zwei. Produziert wird in einer kleinen Manufaktur in der Türkei, die auf nachhaltige Materialien setzt. «Wir wollten kein Produkt von der Stange, sondern etwas, das wirklich unseren Vibe trifft», erklärt Anaïs. Farben, Stoffe, Knöpfe, Schnitte – jedes Detail stimmen die beiden sorgfältig ab. Die Distanz zwischen Zürich und New York zwingt Anaïs oft dazu, anhand von Fotos oder Videos zu entscheiden, während Larissa vor Ort die Stoffe prüft. Meist sind sich die beiden schnell einig. «Erstaunlich bei zwei so unterschiedlichen Charakteren», sagt Larissa und lacht.
Anaïs war ihr Leben lang an fixe Strukturen gewohnt mit klaren Abläufen und Zuständigkeiten. Larissa hingegen arbeitet seit fünf Jahren selbstständig und entscheidet vieles aus dem Bauch heraus: «Ich lasse mich gern treiben.» Anaïs dagegen braucht einen Plan und To-do-Listen. Auch persönlich ticken sie verschieden. Larissa beschreibt sich als emotio-naler, offener. Anaïs ist zurückhaltend, beobachtet erst mal. Und trotzdem – oder gerade deshalb – funktionierts: verschieden, aber eng verbunden. Und eine wichtige Gemeinsamkeit haben sie dann doch: «Wir sind beide stur. Und das hilft, wenn man eine Vision hat», findet Larissa.
Ticken unterschiedlich, teilen eine Vision: Larissa Jeanne (l.) und Anaïs.
ZVGDamit nicht nur das Business läuft, sondern auch die Schwesternbeziehung intakt bleibt, trennen die beiden Privates und Berufliches strikt. «Wir haben extra einen separaten Whatsapp-Chat für LéLa. Sonst würde im Schwesternchaos alles untergehen», sagt Anaïs.
Vom Design bis zum Versand läuft bei LéLa alles über die Schwestern. Ihre Kundinnen? So verschieden wie die beiden selbst. Manche stylen LéLa mit Jeans und T-Shirt, andere setzen gern ein Statement. Dass LéLa etwas mehr kostet als die Modekette um die Ecke, machen sie transparent: faire Löhne, kleine Auflagen, hochwertige Materialien. «Wir wollen wachsen, aber nicht beliebig werden.» Denn: «LéLa ist unser Baby.»