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Joel Basman im Interview von A bis Z

«Humor ist vom Aussterben bedroht»

Der 25-jährige Zürcher ist ein gefragter Schauspieler. Erst kürzlich war er wieder in einer Folge von «Tatort» dabei, aktuell ist er als Jugendlicher namens Mark im Film «Als wir träumten» auf der Leinwand zu sehen, und im Verlauf dieses Jahres kommen noch zwei weitere Filme mit ihm ins Kino.

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Joel Basman

Joel Basman, Schweizer Schauspieler

Olaf Kroenke

A – Als wir träumten
SI Style: «Als wir träumten» heisst Ihr neuster Film. Wie fühlten Sie sich, als Sie ihn zum ersten Mal sahen?

Joel Basman: Das war an einer Premiere für die Crew in Berlin, und es hat uns alle geflasht. Das erste Mal ist man zwar immer vor allem auf sich fixiert, kontrolliert, ob man alles richtig gemacht hat. Ganz zufrieden bin ich nie. Aber das Ergebnis gefällt mir.
Hatten Sie mit Ihren Filmkollegen auch nach Drehschluss noch Kontakt? 
Ja, wir sehen uns regelmässig, sobald wir im gleichen Land sind.

B – Bauchgefühl und Batman
Hören Sie bei der Wahl Ihrer Rolle aufs Bauchgefühl?

Das Bauchgefühl ist wichtig, vor allem beim ersten Treffen mit der Regie. Für die Rolle muss dich das Drehbuch überzeugen, die Geschichte muss inhaltlich spannend und gut erzählt sein.
Als ich Ihren Namen eintippte, hat mir das Korrekturprogramm Batman vorgeschlagen. Steckt etwas von Batman in Ihnen? Oder welcher Comic-Held wären Sie gern?
Schaue ich mit Freunden solche Fantasyfilme, diskutieren wir tatsächlich im Scherz darüber, welche Superkräfte wir am liebsten hätten. Toll ist Wolverine aus «X-Men», den man einfach nicht umbringen kann, oder die Fähigkeit von Jennifer Lawrence alias blaue Mystique, sich in unterschiedlichste Gestalten verwandeln zu können. 

C – Charakter
Gibt es Parallelen vom Filmcharakter Mark zu Joel?

Es steckt in fast jeder Rolle auch ein Teil von mir. In Extremsituationen wie beim Lachen, Weinen oder Schreien kommt das raus.

D – Drogen
Mark wird ein Junkie, und unlängst spielten Sie auch im Tatort einen Crystal-Meth-Abhängigen. Wie haben Sie sich vorbereitet?
Es sind zwei verschiedene Geschichten: Im Tatort handelte es sich um einen Volljunky, während Mark nicht von Anfang an Heroin nimmt, sondern ein hoffnungsvoller Junge ist, der Techno liebt und aus Unwissenheit zu den Drogen kommt.  
Konnten Sie auf private Erfahrungen mit Drogen zurückgreifen?
Nein. Klar, habe ich schon mal an einem Joint gezogen. Aber ich bin im Zürcher Kreis 4 aufgewachsen und habe die offene Drogenszene erlebt. Das hat mich geprägt. 

E – Ego
Wie gross ist Ihr Ego?

Jeder Mensch muss bis zu einem gewissen Grad egoistisch sein. Aber es gibt Egoismus, der anderen schadet und einen, der produktiv ist. Zum Beispiel, wenn man mal absagt für eine Geburtstagsparty, weil man am nächsten Tag früh aufstehen muss.

F – Freundschaft
Haben Sie Freunde, auf die Sie sich zu hundert Prozent verlassen können? 

Ja, auf jeden Fall! 
Was bedeutet Ihnen Freundschaft?
Eine Leichtigkeit im Umgang miteinander. Unter Freunden kann ich so sein, wie ich bin. Man kann auch mal zwei Monate nichts voneinander hören, das hält eine gute Freundschaft aus.

G – Geld
Wofür geben Sie zu viel Geld aus?
Für mein Handy. Telefonieren und E-Mails mit Anhang zu verschicken ist immer noch viel zu teuer, vor allem im Ausland.

H – Humor
Wie wichtig ist Ihnen Humor?
Humor ist essentiell. Und vom Aussterben bedroht. Gerade den Politikern fehlt es leider meist an der nötigen Selbstironie.

I – Israel
Sie haben jüdische Wurzeln und reisen einmal pro Jahr nach Israel. Wie erleben Sie die Zeit dort jeweils?

Man befindet sich immer in der Situation, dass man den Menschen nichts sagen darf, wenn man nicht dort wohnt. Ich habe meine Familie schon oft auf die Mauer angesprochen, immer heisst es: Du hast keine Ahnung, du lebst in der Schweiz. In Israel gehört es zum Alltag, dass Krieg herrscht und man bei Sirenenalarm in den nächsten Bunker flüchtet. Israel ist ein wunderschönes Land, Tel Aviv eine gute Partystadt. Ich habe aber die Westbank und die andere Seite der Mauer gesehen. Das ist nicht schön. Aber lassen wir diese Kiste lieber zu, sonst können wir die anderen Buchstaben vergessen.

J – Jamaika oder Japan
In welchem Land würden Sie eher Ihre Ferien verbringen?
Es reizt mich beides. Jamaika wäre wohl billiger. Ich würde zuerst nach Tokio fliegen, und wenn dann noch Geld übrig ist weiter in die Karibik reisen.

K – Kollektion
Sie haben bereits Ihre vierte Modekollektion entworfen. Neu sind auch Sportswear und Stücke für die Frau dabei. Erzählen Sie mehr darüber!
Die Kollektion unterstützt die Individualität des Kunden. Es lässt sich alles auswählen, bis zur Kordel der Kapuzenjacke. Alles ist Made in Zurich, auf Mass geschneidert. Mir sind die Hosen ab Stange immer zu lang. Es ist ein gutes Gefühl, wenn alles perfekt sitzt. 

L – Liebe
Glauben Sie an Liebe auf den ersten Blick? 

Nein. Man kann sich verknallen, und zwar jeden Tag, sogar, wenn man in einer Beziehung lebt. Aber meistens vergeht das Gefühl genauso schnell, wie es gekommen ist. 
Sind Sie in einer festen Beziehung?
Ja.

M – Mut
Was war das Mutigste, was Sie je getan haben?
Das Mutigste für mich war, nach Berlin zu ziehen. Das Mutigste, das ich für jemand anderen gemacht habe – muss ich für mich behalten.

N – Nähe
Wie schnell öffnen sie sich gegenüber einem anderen Menschen?

Ich bin eher vorsichtig. Ich habe meine Freunde, und die sind und bleiben mir auch am nächsten.

O – Optimismus
Sind Sie ein Optimist oder Pessimist?

Ich bin Realist. Es braucht ein bisschen von beiden, aber etwas mehr Optimismus.

P – Plan B
Wären Sie nicht Schauspieler geworden, was dann?
Meinen Plan B realisiere ich schon nebenbei mit der Kleiderkollektion. Aber etwas mit Film möchte ich immer machen, wenn nicht mehr vor, dann hinter der Kamera. Es würde mich sehr reizen, selber zu produzieren.

Q – Qual
Worunter leiden Sie? 
Unter Rassismus und jeder Form von Intoleranz. Ich verstehe nicht, wieso man jemanden aufgrund seiner Hautfarbe, Religion oder Geschlechtsidentität ablehnen kann. 

R – Reisen
Wohin führte Ihre schönste Reise?

Buenos Aires hat mir sehr gut gefallen, dorthin reiste ich mit einem Projekt des Goethe Institutes. In Dänemark verbrachte ich zwei Monate für einen Dreh – Kopenhagen ist grossartig. Auch Ibiza ist traumhaft, solange man nicht in der Hauptsaison hinfährt.

S – Sünde
Ihre süsseste Sünde?

Sünden gibt es nicht.

Joel Basman

Joel Basman

Olaf Kroenke

T – Traum
Haben Sie einen wiederkehrenden Traum?

Als Kind träumte ich wiederholt, dass ich mit dem Bett aus dem Zimmer fliege, aus dem Fenster hinaus und dann auf den Boden pralle. Vielleicht war der Traum auch nur so intensiv, dass ich glaubte, ich hätte ihn mehrmals geträumt.

U – Ungeduld
Wann werden Sie ungeduldig?

In der deutschen Bahn!

V – Vorbild
Ihr grösstes Vorbild?

Da gibt es einige, von meinem Vater über Schauspieler Robert de Niro bis zum Journalisten Louis Theroux.
Welchem Schauspieler schauen Sie gerne etwas ab?
Edward Norton. Er macht auf mich den Eindruck, dass er eigentlich ein ganz geordnetes Leben hat, aber trotzdem für eine Rolle tiefe Abgründe in sich findet. Er ist aber nur einer von vielen, die ich bewundere.

W – Wohnort
Sie leben in Zürich und Berlin. Wo halten Sie sich lieber auf?

Eigentlich in beiden Städten gleich gern. Es ist ein Ausgleich, deshalb funktioniert es so gut.

X – X-Beine
Haben Sie einen Schönheitsmakel, der Sie stört?

Nein, Eitelkeit hat in meinem Beruf nichts verloren. Ich habe seit zehn Jahren nicht mehr entschieden, was mit meiner Frisur passiert. 

Y – Youtube
Was möchten Sie nie in einem Youtube-Film von Ihnen sehen?

(Lacht). Vieles! Sehr vieles! Meine private Angelegenheiten möchte ich einfach nicht im Internet sehen müssen. Aber die Kontrolle darüber zu haben, ist gar nicht möglich. 

Z – Ziele
Was möchten Sie unbedingt erreichen?

Ein Haus am Zürichsee mit Boot, natürlich. Nein, ernsthaft: Unabhängig zu sein. Einfach aufzustehen und mit Drehen loszulegen – was, wo und mit wem ich gerade Lust hätte.

Als wir träumten Joel Basman

Filmszene aus «Als wir träumten»: Fünf Freunde finden sich nach einer durchzechten Nacht auf dem Polizeiposten wieder. Joel Basman (rechts) spielt Mark.

Filmcoopi Zürich
Von Nina Huber am 4. April 2015 - 14:06 Uhr, aktualisiert 20. Januar 2019 - 16:18 Uhr