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Schweizer Top-Gastronomie

Können Frauen besser «Gastronomie»?

Moni Huber und Theresa Hermann sind Ausnahmeerscheinungen in der Schweizer Top-Gastronomie – und längst nicht nur, weil sie Frauen sind.

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Moni Huber und Theresa Hermann stehen ihre «Frau» im Schlössli Bottighofen TG.

Moni Huber und Theresa Hermann stehen ihre «Frau» im Schlössli Bottighofen TG.

Ellin Anderegg

Dass Moni Huber, 27, und Theresa Hermann, 28, mehr als Arbeitskolleginnen sind, sieht man auf den ersten Blick. «Als mir mein Chef Christian Kuchler anbot, die Küche in seinem neuen Restaurant zu leiten, stand Theresas Engagement ganz oben auf meinem Wunschzettel», sagt Moni, die ihre gute Freundin 2018 in der «Vila Joya» in Portugal kennengelernt und mit ihr schon die halbe Welt bereist hat. Seit Ende März setzen die Köchin aus Südtirol und die Pâtissière aus der Steiermark gemeinsam kulinarische Ausrufezeichen – im «Schlössli» in Bottighofen TG, dem Lokal mit der vielleicht schönsten Terrasse am Bodensee.

Junge, freche Küche

Eines der Highlights auf der Frühlingskarte: über japanischer Holzkohle grillierte grüne Spargeln mit einer leicht süsslichen Vinaigrette im Escabeche-Stil, einem furchtlos gesäuerten Kräutersalat und karamellisierten Silberzwiebelchen. Ganz schön frech – und ganz schön gut! «Spargeln sind viel zu schade zum Blanchieren, Röstaromen tun ihnen richtig gut», findet Moni. Überhaupt ist sie ein Grill-Fan, hat in ihrem Restaurant neben dem japanischen noch einen grossen Asado-Grill und eine klassische Grillplatte. Theresa setzt derweil auf die kreative Interpretation klassischer Desserts, serviert zum Beispiel eine nur dezent gesüsste Pastel-de-Nata-Adaption, bei der die Creme nicht gebacken, sondern in ein Tartelette aus knusprigem Brikteig gefüllt wird. Als Begleitung gibt es Kaffeeglace mit Milchschaum im Tässchen.

«Eine Frau in der Küche ist gut, zwei Frauen sind besser»: Moni Huber (l.) hat  Theresa Hermann nach Bottighofen am Bodensee gelotst.

Moni, die zuvor zweieinhalb Jahre in Christian Kuchlers 18-Punkte-Restaurant «Taverne zum Schäfli» in Wigoltingen TG Topleistungen ablieferte und sich so für die neue Aufgabe empfahl, ist zum ersten Mal in ihrer Karriere Küchenchefin. Und eine der wenigen Frauen an der Spitze eines derart ambitionierten Betriebs. Ihr Motto: «Eine Frau tut jeder Küche gut, zwei Frauen sind noch besser, aber dann braucht es auch ein paar Männer.» Im «Schlössli» ist das Geschlechterverhältnis ausgeglichen, das Sagen haben aber die beiden Damen. Monis Führungsstil: freundschaftlich und hilfsbereit. «So macht es auch Christian Kuchler, er hat mich sehr geprägt», erklärt sie.

Frauen an der Spitze

Theresa stand als Absolventin der Fundaziun Uccelin, Andreas und Sarah Caminadas Stiftung zur Förderung gastronomischer Talente, schon mit Tanja Grandits und der britischen Drei-Sterne-Köchin Clare Smyth in der Küche. Sie sagt: «Die beiden sind Vorbilder für mich. Genauso wie Anne-Sophie Pic, die meine erste Heldin war.» Und glaubt sie an Clare Smyths Prognose, dass es in zehn Jahren in der Gastronomie viel mehr Frauen in Spitzenpositionen geben wird? «Ich hoffe es», antwortet sie. «Dänemark oder Schweden sind in diesem Punkt schon weiter. Als ich im Restaurant Geranium in Kopenhagen arbeitete, waren mehr als die Hälfte der Souschefs Frauen.»

Ein Klassiker aus der Portugiesischen Patisserie.

Ein Klassiker aus der Portugiesischen Patisserie.

nick fewings
Passen perfekt zu Pastel de Nata, grillierte Spargeln mit Vinaigrette.

Passen perfekt zu Pastel de Nata, grillierte Spargeln mit Vinaigrette.

israel palacio

 

Zwei Highlights auf der Frühlingskarte des «Schlössli»: grillierte Spargeln mit Vinaigrette und Pastel de Nata 2.0.

 

Alexander Kühn
Alex Kühnliebt bodenständiges Essen genauso wie filigrane Fine-Dining-Kreationen. Er ist rundum zufrieden, dass er in seinem Beruf stets hungrig und neugierig sein muss.Mehr erfahren
Von Alex Kühn am 6. Juni 2025 - 12:00 Uhr