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Homestory Danica Gröhlich und Roland Imboden

Beton, Stahl & Fernweh

Zwischen dem Gleisfeld und Zürichs berühmt-berüchtigtem Kreis 4 fanden die Journalistin Danica Gröhlich und der Architekt Roland Imboden ein neues Zuhause. Der Betonbau vom Architekturbüro EM2N liegt an der am dichtesten befahrenen Strecke des Schweizer Bahnnetzes.

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Wohnzimmer Homestory EM2N

Das Apartment im Erdgeschoss des Gebäudes von EM2N Architekten verfügt über einen Wohnraum mit Überhöhe und eine riesige Fensterfront aufs Gleisfeld.

Martin Guggisberg

Die Aussicht reicht von Zürichs jüngster Architekturikone, dem Prime Tower im ehemaligen Industriequartier, über die Hänge von Wipkingen und Höngg bis zum Zürichberg. Und im Vordergrund erstreckt sich das riesige Gleisfeld des grössten Schweizer Bahnhofs mit annähernd 3000 durchfahrenden Zügen täglich. «Wenn die Züge nach Paris, Berlin und Budapest an unseren Fenstern vorbeibrausen, werden wir immer wieder von Reiselust gepackt», erzählt der Architekt Roland Imboden, der zusammen mit seiner Partnerin, der Journalistin Danica Gröhlich, eine der Erdgeschosswohnungen in dem Betonbau direkt an den Gleisen gekauft hat.

Bis vor kurzem hatte das Paar auf der anderen Seite der Gleise gewohnt und war auf der Suche nach einer neuen Wohnung an ähnlicher Lage. Die Ästhetik des Gleisfelds mit seiner unverbaubaren Weitsicht gefiel ihnen. So stach ihnen das Neubauprojekt des Zürcher Architekturbüros EM2N für die Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) sofort ins Auge, denn so radikal hatte sich bislang noch kein Haus zum Bahnareal hin geöffnet. Statt künstlicher Vorgärtchen oder Trennmauern würde der Bahnschotter hier direkt bis an die Betonfassade heranreichen, die hohen Räume des Erdgeschosses optisch in den Gleisraum übergehen.

Die Bewerbung für die Eigentumswohnungen erfolgte mittels einer Telefonnummer, die von einem bestimmten Datum an freigeschaltet war. Da Danica und Roland ahnten, dass der Ansturm gross sein würde, beschlossen sie es an diesem Mittwochmorgen beide zu versuchen – er von Zürich, sie von Berlin aus. «Pünktlich ab acht Uhr war die Leitung dauerbesetzt», erinnert sich Roland, «und als ich nach einer Stunde endlich durchkam, war unsere Wunschwohnung natürlich schon weg.» Rolands Enttäuschung war jedoch von kurzer Dauer – Danica hatte von Deutschland aus mehr Glück gehabt und konnte die grösste der drei aussergewöhnlich geschnittenen Erdgeschosswohnungen reservieren.

Der Innenausbau übernahm Roland als Architekt selbst. So wurden die Betonwände sandgestrahlt, der rohe Stahl der eigens konzipierten Küche gehärtet und der Industrieholzboden rötlich gebeizt. Prunkstück der Einrichtung ist ein riesiger Leuchter aus einem New Yorker Tanzclub der Sechzigerjahre. «Es war nicht einfach, Mobiliar und Leuchten zu finden, die der Grösse des Wohnraums gerecht werden», sagt Roland Imboden. Der Vintage-Leuchter tut dies mit Bravour. Von weitem sichtbar, ergänzt er auch die schlichte Architektur optimal und amtet als Eyecatcher für Reisende, die vom Zug aus einen kurzen Einblick erhaschen.

Roland Imboden hat übrigens sein Büro mit zwei Partnern in einem weiteren Projekt von EM2N – den ausgebauten Eisenbahnviaduktbögen in Zürichs Kreis 5. «Ich bin zwar kein Eisenbahnerkind», sagt Roland Imboden lachend, «aber irgendwie scheine ich einen starken Bezug zur Bahn zu haben.»

am 5. Februar 2015 - 15:23 Uhr, aktualisiert 20. Januar 2019 - 16:31 Uhr