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Auto

Warum Retro-Modelle heute so beliebt sind

Von der Vergangenheit inspiriert, für die Zukunft gebaut: Der Retro-Trend im Automobildesign trifft einen Nerv – und das nicht nur bei Nostalgikern. Auch die Jungen schätzen die frisch interpretierten Sympathieträger aus früheren Zeiten.

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Der Renault 4 war in den Sixties das Auto der Jungen und der Hippies.

Der Renault 4 war in den Sixties das Auto der Jungen und der Hippies.

ZVG

Ob Mode, Möbel oder Musik, Retro ist allgegenwärtig. Auch in der Autowelt feiert die Formsprache der vergangenen Jahrzehnte ein eindrückliches Comeback. In einer Zeit, in der Elektrifizierung und Digitalisierung rasant voranschreiten und sich Fahrzeuge mit Elektromotoren und grossen Touchscreens zunehmend angleichen, bietet das Retro-Design Emotionen und Identität. Und erinnert an eine Ära, in der Autos noch Charakter, Ecken und Kanten hatten. Was dabei auffällt: Es fühlen sich nicht nur die Generationen angesprochen, die die Originale noch kennen. Auch junge Leute finden Gefallen an der Ästhetik der Ikonen vergangener Epochen.

Retro steht für Lifestyle und Individualität

Ganz besonders geschickt spielt Renault das Spiel mit der Vergangenheit. Renault 4, Renault 5 und Twingo werden wiederbelebt. Und zwar nicht bloss im Namen der Modelle, sondern auch in der Optik. Mit dem neuen Renault 5 bringen die Franzosen einen elektrischen Cityflitzer auf den Markt, der die breithüftige Figur, die markanten Leuchten und die poppigen Farben des gleichnamigen Modells aus den 70er- und 80er-Jahren aufnimmt. Es ist eine Epoche, die sich als besonders ergiebige Inspirationsquelle für heutiges Retro-Design erweist.

Klar und unangepasst

Während die Autos der 50er-Jahre mit Chrom und Schick kokettierten, überzeugten die 70er-Jahre mit kantiger Klarheit und einer gewissen Unangepasstheit, die sich wunderbar modern interpretieren lässt. Besonders beliebt: Modelle aus der Popkultur. Autos, die in Blockbustern auftauchten, Rallye-Ikonen oder «Volkswagen», die die Massen bewegten. Auch ist dies die Ära vieler bekannter Autodesigner wie etwa Marcello Gandini. Er fasste damals den Auftrag, den optisch unscheinbaren Kleinwagen R5 in einen Rennwagen zu verwandeln. Der neue R5 Turbo 3E ist deshalb auch eine Hommage. Aber er ist mehr als das. Mit 540 PS Leistung und 4800 Nm Drehmoment ist er ein Sportgerät für die Strasse. Puristen werden zwar den charakteristischen Sound des Verbrennermotors vermissen, aber die Radnabenmotoren (direkt in den Rädern verbaute Elektromotoren) sind richtungsweisend. So verschmelzen Retro-Design und Zukunftstechnologie miteinander. Auch die dicken Backen übernimmt der R5 Turbo 3E von seinem Urahn. Absurde zwei Meter breit ist der Kleinwagen – und das bei einer Länge von nur vier Metern. Noch weiter zurück geht Renault mit dem neuen R4, einem Elektro-Crossover, der eine Reminiszenz an den R4 der 60er-Jahre darstellt. Zwar müssen die Gemeinsamkeiten mit dem Vorbild etwas weiter gesucht werden, sie finden sich aber in den kantigen Formen und dem faltbaren Stoffdach wieder.

Neuinterpretiert

Eine Hommage an die 80er-Jahre stellt der Kimera Evo 37 dar, eine Neuinterpretation des Lancia Rally 037, gestylt von Abarth und Pininfarina. Und ein weiteres Beispiel: Opel. Mit dem Manta GSe ElektroMod zollt die Marke ihrem ikonischen Sportcoupé aus den 70er-Jahren Tribut – und verpasst ihm gleichzeitig ein komplett neues Gesicht mit digitalem Display an der Front. Mit Ausnahme des Kimera ist all diesen Neuinterpretationen eines gemeinsam: Sie sind elektrisch angetrieben. Die Kombination von Retro-Design und Elektroantrieb mag auf den ersten Blick widersprüchlich erscheinen, ergibt aber Sinn. Elektroautos brauchen Sympathieträger, um auch bei jenem Publikum Wohlwollen zu finden, das die emotionale Komponente des Verbrennungsmotors vermisst und das Elektroautos für emotionsfrei hält. Da kommt Retro-Design genau richtig. Schliesslich war früher mehr Gefühl. 

Von Ramon Egger am 5. Juni 2025 - 12:00 Uhr