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Der ganz normale Wahnsinn

Teenies verstehen? Tiktok fragen!

Nicht zuletzt aus eigener Erfahrung weiss unsere Familienbloggerin, dass Teenie-Hirne anders ticken. Trotzdem hat sie immer öfter keine Ahnung, was in den Hirnwindungen ihrer Kinder so vorgehen möge. Dabei ist sie kürzlich darauf gestossen, wo sehr oft die Antworten auf ihre Fragen liegen könnten: auf der Social-Media-Plattform Tiktok.

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Sandra Casalini Blog der ganz normale Wahnsinn

Wenn Teenager Ideen im Kopf haben, die für ihre Eltern schwer nachvollziehbar sind, liegt deren Ursprung nicht selten auf Tiktok.

Lucia Hunziker

Samstagmorgen, acht Uhr. Ich habe gerade mal so ein halbes Auge aufgekriegt, als ich die Tür ins Schloss fallen höre. Wer um Himmels Willen verlässt am Wochenende so früh das Haus, wenn nicht ich es bin? Ich schaue nach, und finde das Zimmer von Kind 2 verlassen vor. Ich rufe es an. «Ich bin auf dem Weg in die Sauna», sagt das Kind. – «Um acht Uhr? Am Wochenende? Warum?» – «Warum nicht?»

Mein Hirn funktionierte ziemlich schräg

Was mich immer wieder erstaunt am Teenie-Eltern-Dasein: Im Gegensatz zur Kindheit sind die Jugendjahre doch solche, die nicht ganz so weit weg scheinen. Ich auf jeden Fall erinnere mich daran, dass mein Hirn auch ziemlich schräg funktionierte in dieser Zeit. Als ich mit achtzehn das Auto meines Vaters schrottete, wunderte ich mich ganz ehrlich, warum der so ein Theater machte. Der sollte doch froh sein, dass mir nichts passiert war. Und dann sollte ich auch noch zahlen. Wovon denn? Ich hatte doch, im Gegensatz zu ihm, kein Geld. Ausserdem wars sein Auto. Sagte mein Hirn, und zwar ohne jeden Zweifel.

«Ich glaub, bei Kind 1 spielt da drin einfach öfter mal Musik. So ein ganz lautes «Lalalalala», das alles andere übertönt. Zum Beispiel den Gedanken an Schule und an Lernen.»

Ich erinnere mich also recht genau daran, dass man in dem Alter die Dinge, sagen wir mal, sehr subjektiv wahrnimmt. Trotzdem habe ich oft keinen blassen Schimmer, was in den Hirnen meiner Kinder vorgehen könnte. Ich glaub, bei Kind 1 spielt da drin einfach öfter mal Musik. So ein ganz lautes «Lalalalala», das alles andere übertönt. Zum Beispiel den Gedanken an Schule und an Lernen. Anders kann ich mir nicht erklären, wie man regelmässig erst am Abend vor einer Prüfung merkt, dass man noch lernen sollte, obwohl man seit mindestens einer Woche von der Prüfung weiss.

Kind 2 hab ich mittlerweile immerhin so weit durchschaut, dass ich ahne, welche seiner Meinung nach relevanten Themen gerade so in seinen Hirnwindungen herumpurzeln. Der A1-Führerschein (für 125 ccm-Motorräder), den es ab seinem 16. Geburtstag machen darf (als ob ich es mit so einem Ding auf die Strasse lassen würde!). Fitnessstudio, Muskelaufbau und Ernährung (wobei letzteres sehr theoretisch ist, rein praktisch ist der Konsum von Dosenravioli und Chips immer noch recht hoch). Und Dropshipping, also irgendwelches Zeugs übers Internet verticken. Dabei geht es nicht ums Business an und für sich, sondern darum, dass das Kind dies als Chance sieht, ganz schnell ganz reich zu werden, ohne viel arbeiten zu müssen. Wäre da nicht seine doofe Mutter, die sich weigert, ihm das Startkapital vorzuschiessen. «Man muss zuerst Geld verdienen, bevor mans investieren kann», sag ich. «Nicht unbedingt», sagt das Kind.

«Nun, was sagt uns das, liebe Teenie-Eltern? Kein Weg führt an Tiktok vorbei.»

Woher es diese Weisheit hat? Tiktok. Darauf ist übrigens auch der Sauna-Ausflug zurückzuführen. Das Kind ist auf ein Video gestossen, in dem es heisst, Sauna vor dem Training sei gut für den Muskelaufbau. Und wenn man am Samstagnachmittag abgemacht hat, und vorher noch trainieren will, und noch vorher in die Sauna ... Nun, was sagt uns das, liebe Teenie-Eltern? Kein Weg führt an Tiktok vorbei. Denn es ist nicht von der Hand zu weisen,  dass die Chance recht hoch ist, dass man die Antwort auf die Frage, was gerade in den Hirnen unserer Kinder los ist, dort findet.

Familienbloggerin Sandra C.
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Von Sandra Casalini am 29. August 2022 - 18:06 Uhr