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Der ganz normale Wahnsinn

Lieber Harrison Butker ...

Football-Star Harrison Butker hat vor einer Gruppe Studierender dafür plädiert, dass Frauen doch ihrer Berufung folgen mögen, die in der Ehe und Mutterschaft liegt. Unsere Familienbloggerin erklärt ihm, warum sie es schwierig findet, wenn Menschen mit Vorbildfunktion solchen Schwachsinn erzählen.

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Harrison Butker ist Kicker bei den Kansas City Chiefs und Teamkollege von Taylor Swifts Liebstem Travis Kelce.

imago/USA TODAY Network

Zuerst einmal, liebe Leserschaft, die ihr vermutlich nicht wisst, wer Harrison Butker ist: Ihr dürft ihn ganz schnell wieder vergessen, wenn ihr den Text hier zu Ende gelesen habt. Harrison Butker ist Footballspieler der «Kansas City Chiefs», Gewinner des Super-Bowl, des grössten Sportanlasses der USA, und als solcher Identifikationsfigur und Vorbild von tausenden Menschen jeden Alters.

Dieser Harrison Butker hielt einen Vortrag an einer Schule im US-Bundesstaat Kansas, bei dem er sich mit folgenden Worten an die Teenager-Mädchen wandte: «Ich wage zu vermuten, dass die meisten von euch sich am meisten auf ihre Ehe und die Kinder freuen, die sie in die Welt setzen werden. Meine wunderbare Frau wäre die erste, die sagen würde, dass ihr Leben erst richtig begann, als sie ihrer Berufung als Ehefrau und Mutter nachkam.» In diesem Stil gings weiter.

Die Chance auf einen 5-Millionen-Mann ist nicht riesig 

Lieber Harrison Butker. Echt jetzt? Du wirst an eine Bildungsstätte eingeladen, und erzählst den Mädchen dort, ihre wahre Berufung sei Ehe und Mutterschaft? (Und bekundest nebenbei noch deine Abneigung gegen die LGBTQIA+-Community und deinen Zuspruch für Abtreibungsverbot).

Vielleicht, lieber Harrison Butker, ist es dir entgangen, aber wir leben im Jahr 2024. Und das Jahr 2024 ist verdammt teuer. Und leider ist die Chance, einen Typen abzubekommen, der mit dem Rumkicken eines Balles jährlich fünf Millionen Dollar verdient, nicht so riesig. Frau täte also vielleicht gar nicht so schlecht dran, zu schauen, dass sie sich ihr Leben irgendwie selbst finanzieren kann. Einfach für den Fall, dass sie nicht so einen Jackpot knackt wie dich.

«Wenn Idioten wie du unseren Kids erzählen, Ehe und Mutterschaft sei die Berufung des weiblichen Geschlechts, fragen sich Dutzende, die sich nicht «berufen» fühlen, was mit ihnen nicht stimmt.»

Warum es mich ärgert, wenn Menschen mit Vorbildfunktion so blödes Zeug erzählen? Weil ihr euch nicht überlegt, dass die allermeisten Menschen nicht die gleichen Privilegien haben wie ihr. Von all den Frauen, die jetzt vielleicht eifrig nicken, wenn sie dein Plädoyer für Geschlechterklischees hören, wird gut die Hälfte irgendwann von einer Scheidung betroffen sein. Die Chance, dass sie finanzielle Einbussen hinnehmen müssen, bis hin zum Absacken in die Armut, ist bedeutend höher als bei Männern. Aber klar, sich selbst rühmen können, dass man seiner Bestimmung als Ehefrau und Mutter gefolgt ist, ist ja so viel besser als Selbstbestimmung und Eigenständigkeit.

Warum es mich auch noch ärgert, wenn Menschen mit Vorbildfunktion so blödes Zeug erzählen? Weil ihr eigentlich nur euer eigenes Weltbild rausposaunen möchtet, euch aber nicht überlegt, wie das bei jungen Menschen ankommt. Ich gehe nicht mal davon aus, dass es deine Absicht war, dass junge Mädchen jetzt alle ihre Ausbildung hinschmeissen und sich sofort schwängern lassen (das hat ja, so nebenbei bemerkt, deine eigene Frau auch nicht gemacht), aber Teenager sind noch nicht so erfahren im Bullshit-Hinterfragen. Und wenn Idioten wie du unseren Kids erzählen, Ehe und Mutterschaft sei die Berufung des weiblichen Geschlechts, fragen sich Dutzende, die sich nicht «berufen» fühlen, was mit ihnen nicht stimmt. Lieber Harrison Butker, ich spreche keiner Frau ab, ihr Glück als Gattin und Mama zu finden. Aber das ist ein persönlicher Entscheid und kein allgemein gültiges Votum. Vielleicht erklärt dir das ja irgendwann mal deine Tochter.

Von SC am 25. Mai 2024 - 12:00 Uhr