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Der ganz normale Wahnsinn

Vier Survival-Tipps für das Reisen mit Teenagern

Unsere Familienbloggerin war gerade eine Woche lang mit ihren beiden Pubertieren unterwegs. Der Trip war irgendwas zwischen ziemlich toll und total nervenaufreibend. Hier ihre wichtigsten Survival-Regeln für Eltern auf einer Reise mit ihren Teenies.

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Sandra Casalini, bei sich zu Hause in Thalwil, mit ihren Kindern Gian und Joya, am 04.12.2018, Foto Lucian Hunziker

Das Reisen mit Teenagern unterscheidet sich in den Grundsätzen nicht sehr vom Alltag mit ihnen, sagt unsere Familienbloggerin. 

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Packen

Natürlich packen sie ihre Sachen selbst. Pubertier-Regel Nummer eins besagt allerdings folgendes: wenn irgend etwas fehlt, ist der Teenager niemals selbst schuld, sondern immer die Eltern. Es ist also unabdingbar, die Koffer vor der Abreise zu checken. Mit grösster Wahrscheinlichkeit hat das männliche Pubertier genau eine Badehose, ein Paar Shorts, zwei T-Shirts, ein Paar Socken und zwei Paar Unterhosen eingepackt. Es wird mit ebensogrosser Wahrscheinlicheit in sieben Tagen auch nichts anderes anziehen, ausser es wird gezwungen (Stichwort Unterhosen und Socken). Aber wehe, es hat einen Fleck auf einem Shirt und man hat keinen Ersatz dabei ….

Der Koffer des weiblichen Pubertiers platzt vermutlich aus allen Nähten und es hat noch eine separate Tasche für Schuhe dabei (wenn man mit dem Auto verreist und Platz dafür hat, geht das ja in Ordnung). Und es ist schon vor der Abfahrt total mit den Nerven fertig, weil es schlicht unmöglich ist, den ganzen Kleiderschrank einzupacken. Es gilt also, das eine Gepäck zu ergänzen, das andere zu entschlacken. Wobei das entschlackte Gepäck mit ziemlich grosser Sicherheit auf dem Trip selbst gegen einen verwendet wird: «Du hast das blaue Kleid wieder ausgepackt. Ich muss aber zwingend heute Abend ein blaues Kleid anziehen. Wir müssen shoppen gehen. Und du musst zahlen, weil du bist schuld!»

Autofahren

Autofahren mit Teenagern ist ein bisschen wie Autofahren mit Kleinkindern. Die Klassiker-Frage “Wann sind wir endlich da?” wird genauso oft gestellt, und selbstverständlich muss jemand dann aufs WC, wenn man gerade bei der Raststätte abgefahren ist (und es ist ja nicht so, dass man dort nicht gefragt hätte, ob noch jemand aufs WC müsse). Zum Glück sind die Streitereien nicht mehr so handgreiflich wie früher, sondern hören sich eher so an: «Mach mal deine Airpods ab, du Spast, die verbinden sich dauernd mit meinem Handy!» - «Kann ich doch nichts dafür, Alter, lass mich doch mal in Ruhe!»

Am besten alles ignorieren und einfach fahren. Wenn einen das Gestreite zu sehr nervt, gibts einen todsicheren Weg, um den Nachwuchs zu einen - allerdings geht auch der wieder auf die eigenen Kosten: Autoradio aufdrehen und laut mitsingen.

Essen

Auch was das Essen angeht, sind Pubertiere Kleinkindern nicht unähnlich. Sie müssen regelmässig gefüttert werden, sonst ist die Stimmung am Nullpunkt, egal, wo man gerade ist. Das Problem ist, dass es nicht mehr mit ein paar Crackern in der Handtasche getan ist. Und auch nicht mit einem Salat am Mittag. Wenn Teenager von Essen reden, meinen sie «richtiges» Essen. Und zwar gern mit Vor- und Hauptspeise und Dessert. Die Bemerkung, man müsse doch nicht so viel zu Mittag essen wenn es noch Znacht gibt, klingt in den Ohren eines Pubertiers etwa so, wie wenn man sagen würde, man müsse doch jetzt nicht so viele Klamotten anziehen, wenn man abends auch noch was anziehen würde.

Also beim Planen unbedingt genügend Zeit - und Budget - fürs Essen einplanen, wenn man sich den Trip nicht durch dauerhungrige und demzufolge missgelaunte Teenies verderben lassen will.

Auch fürs Sightseeing gibts wichtige Regeln. Niemals - ich betone: niemals! - vor oder neben den Pubertieren laufen, sondern immer hinter ihnen! Wäre ja furchtbar, wenn jemand realisieren würde, dass man zu ihnen gehört. Denn wenn man als Eltern so viel und so nah Zeit mit den Sprösslingen verbringt, ist das Potenzial, peinlich zu sein, etwa siebenmal so hoch wie im normalen Alltag. Man ist zuweilen peinlich wenn man geht, steht, redet, isst, atmet, existiert. Auch wichtig: niemals ungefragt Dinge erklären. Und schon gar nicht ihr Wissen auf die Probe stellen («Wer weiss, wie dieser Fluss heisst?»). Hat im besten Fall ein Augenrollen zur Folge, im schlimmsten stundenlanges, genervtes Schweigen, das nur durch die richtige Nahrung unterbrochen werden kann.

Einfach sein eigenes Ding durchziehen und das Gemotze ignorieren. Und sich immer wieder vor Augen führen, dass Teenagerhirne Baustellen sind, die mit Logik nichts zu tun haben. Und: Warum sollten Dinge, die zu Hause gelten - zb, dass Eltern einfach grundsätzlich peinlich sind - in den Ferien anders sein? Also gilt eigentlich das, was sonst auch gilt: durchschnaufen, nicht alles so ernst nehmen und drauf hoffen, dass doch das eine oder andere hängenbleibt.

Familienbloggerin Sandra C.
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Von Sandra Casalini am 31. Juli 2021 - 08:23 Uhr