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Joëlle schaut fern

«Dschungelcamp»: Gisele heult à discrétion

Am liebsten hätte unsere TV-Kolumnistin Joëlle Weil die heulende Giselle umarmt. Aber so viel wie die heult, kann man nicht umarmen. Deshalb hat Joëlle die arme Giselle ihrem Schicksal überlassen und sich stattdessen amüsiert. 

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Dschungelcamp

Bei Giselle gibt es Tränen à discrétion. Und das den ganzen lieben Tag lang. 

Screenshot RTL

Ich bin ja freiberufliche grosse Schwester. Ich beschwestere nicht nur gern meine eigenen Geschwister, sondern auch meine Freunde und auch Menschen, die ich vor zwanzig Minuten kennengelernt habe. Doch mein Schwesterherz wurde auf eine harte Probe gestellt, als ich mir am Samstagabend den zweiten Tag von «Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!» auf RTL angesehen habe.

Nur 14'000 Kilometer trennten mich von Kandidatin Gisele Oppermann, 30, die in der aktuellen Folge aus dem Heulen nicht mehr rauskam. Am liebsten hätte ich die Süsse in den Arm genommen, ihr Mut zugesprochen und sie anschliessend nochmals gedrückt. Aber mein Schicksal will es, dass ich am Bildschirm sitze und sie leiden lassen musste. 

Ratten, Kröten, Krokodil, Heulkrampf

Die arme Gisele musste ihren Tag mit einer Dschungelprüfung starten. Sie sollte Sterne in einem konstruierten Abwasserkanal sammeln, in dem in diversen Rohren gruusige Tiere lagen. Im einen waren Ratten, in einem anderen Rohr Kröten oder Krabben. Auch ein Krokodil lag irgendwo herum. Die arme Gisele hat bitterlich zu weinen begonnen, konnte sich kaum überwinden, in die Röhren hineinzugreifen und hat schlussendlich nur fünf von möglichen zwölf Sternen ins Camp gebracht. Es folgte ein weiterer Heulkrampf. 

Dschungelcamp

Das sind ein paar der Tiere, mit denen Giselle nichts zu tun haben wollte. Den Stern liess sie liegen. 

Screenshot RTL

Dann hat die arme Giselle ihre Niederlage erneut beweint, als sie zurück im Camp bei den anderen Kandidaten war, die ihre Leistung gar nicht mal so schlecht fanden. (Die werden ihre Meinung ändern, wenn die sich alle nächsten Monat die Aufzeichnungen der Show anschauen.) Gisele nämlich fand, dass sie hätte mehr leisten können. Sie hätte stärker sein sollen. Mehr Amazone, mehr Kriegerin, mehr Kämpferin. Und dann - was denn sonst - Heulkrampf. 

Dschungelcamp

Giselle mit etwas im Auge... Was ist das? Ach: Tränen. Logisch. Was denn sonst. 

Screenshot RTL

Heulen und weiter gehts

Das nächste Tränenmeer schoss aus den Kulleraugen, als Gisele zwei Nachtfalter im Interview-Häuschen entdeckte. Warum man wegen zwei Nachtfaltern derart heulen muss, ist bis anhin ungeklärt.

Wieder heulte die arme Gisele, als am Ende der Folge enthüllt wurde, dass wiederholt sie zur nächsten Dschungelprüfung antreten muss. Natürlich weiss Gisele, dass die Zuschauer für sie gestimmt haben, weil eine leidende Schönheit im Dschungel das perfekte Unterhaltungsprogramm bietet. Doch trotz Verständnis für den Zuschauer und für die Unterhaltungsbranche fand Gisele es etwas zu hart, zweimal aufeinander anzutreten. Daraufhin hat sie - raten Sie mal - genau! Geheult. 

Dschungelcamp

Das ist Giselle. Was sie auf dem Bild gerade tut? Wir helfen Ihnen: Es fängt mit einem H an und endet mit einem Eult. 

Screenshot RTL

Sektenführer Yotta

Zwischen Giselles Heulkrämpfen trainierte Millionär Bastian Yotta, 42, die Crew. Es soll wohl eine Art Motivationscoaching sein, wenn sich alle Teilnehmer in einem Kreis versammeln und unter Yottas Anleitung Sätze wie «Danke, für dieses schöne Leben. Danke, dass all meine Wünsche in Erfüllung gehen» summen. Man kann nicht leugnen, dass dieser ganze Motivationskreis den Eindruck einer Sekte für Halbschlaue erweckt hat.

Dschungelcamp

Der Yotta (rechts) motiviert die Truppe, indem er alle im nachsprechen lässt. In diesem Motivationsring sagen dann alle gleichzeitig Sätze wie «Danke für dieses schöne Leben! Danke, dass alles klappt! Danke, dass all meine Wünsche in Erfüllung gehen!». Nein, das haben wir uns nicht ausgedacht. Ja, das ist tatsächlich so passiert. Und alle Knallköpfe im Dschungel finden das toll. 

Screenshot RTL

Nicht nur mir, sondern auch dem Yotta-Feind und «Currymann» Chris Töpperwien, 44, ging der Sektenspass zu weit. Der hat sich im Interviewhaus währenddessen über den Yotta ausgelassen. Die beiden hatten ja Streit und versuchten sich bis anhin im Dschungelcamp so gut wie möglich aus dem Weg zu gehen. Hat bis zum zweiten Tag nicht schlecht geklappt. Aber ich sage es Ihnen: Morgen knallts! Das spür ich unter den Fingernägeln. 

Alkoholkranke Frau, die daheim wartet

Mein Herz ehrlich berührt hat Tommi Piper, 70. Tommi erzählte Gisele von seiner alkoholkranken Frau, die keine Therapie machen möchte und um die er sich jeden Tag liebevoll kümmert. Vielleicht haben wir als Zuschauer vor lauter Zynismus vergessen, dass das Dschungelcamp für einige Kandidaten mehr ist, als nur Geld und Aufmerksamkeit. Für Tommi ist es offensichtlich eine kleine Flucht aus einem bitteren Alltag. 

Dschungelcamp

Tommi erzählt Giselle gerade von seiner alkoholkranken Frau. Giselle tut das, was sie sonst selten tut: nichtheulen. 

Screenshot RTL

Mein Lieblingskind des Tages: Tommi. Und bisschen Gisele. Also Halb-Tommi und Halb-Gisele. Nein. Dreiviertel Tommi und Einviertel Gisele. So. 

Mein Looserkind des Tages: Ganz klar der Currymann, obwohl mein Herz eigentlich für ihn schlägt. Aber den Nachtfalter im Telefonhaus mit den Worten «Ich will das arme Tier nicht töten» zu verschonen, während man mit kiloweise Fleisch pro Tag sein Geld verdient, ist doch heuchlerisch.

Von Joëlle Weil am 13. Januar 2019 - 10:20 Uhr, aktualisiert 21. Januar 2019 - 01:24 Uhr