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Schmuggel-Ware

Wieso Tampons jetzt als Buch verkauft werden

Für Hygieneprodukte zahlen wir mehr Steuern als für unsere Badi-Lektüre. Kann irgendwie nicht sein, oder? Mit einem Trick umgeht ein deutscher Tampon-Hersteller das Problem. Und macht so auf das Thema aufmerksam.

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The Tampon Book

Ein Blick ins «The Tampon Book».

The Female Company

Zwischen zwei Buchdeckeln versteckt sich nicht selten eine Überraschung. Wie genau diese im Fall des «The Tampon Book» ausschauen könnte, lässt ein Faden vermuten, der wie ein Lesezeichen aus dem Buch herauslugt. Ein Hinweis auf den Inhalt, der sich beim Aufschlagen des Bands sofort zeigt: 15 Bio-Tampons verstecken sich wie Schmuggelware zwischen den Seiten. 

Wieso das? Nun: Auf Tampons wird eine höhere Mehrwertsteuer erhoben als auf Tampons. So kann The Female Company, welche das Angebot lanciert hat, ihre Produkte günstiger anbieten und den Steuervorteil direkt an die Kundin weitergeben. Natürlich geht es aber nicht einfach darum, mit einem Trick Geld zu sparen. «The Tampon Book» ist ein Protest gegen die aktuelle Steuerpraxis in Deutschland. Dort werden Tampons mit den maximalen 19 Prozent besteuert, während auf andere Produkte des täglichen Gebrauchs – zum Beispiel Bücher  – nur 7 Prozent Mehrwertsteuer erhoben werden.

Als ob wir uns aussuchen könnten, ob wir unsere Periode bekommen möchten oder nicht!

The Tampon Book

Tampons als Schmuggelware.

The Female Company

«Die Einstufung von Tampons als Luxusgüter gibt es in vielen Ländern. Einige haben sie allerdings in letzter Zeit abgeschafft, darunter Kanada, Kenia und Teile der USA. Gut so!», steht auf der Homepage von The Female Company. Neben 15 Bio-Tampons enthält «The Tampon Book» auch 46 Seiten mit spannenden Geschichten rund um die Menstruation. Ende April kamen die ersten Exemplare auf den Markt – und waren im Nu ausverkauft. Auch die zweite Auflage des Bestsellers ging weg wie warme Weggli. 10'000 Mal wurde das Buch bislang verkauft. Erhältlich ist es inzwischen nur noch in der englischen Version.

Und in der Schweiz?

Auch in der Schweiz wird beim Kauf von Tampons der höchste Mehrwertsteuersatz fällig. Dieser liegt bei 7,7 Prozent. Für Güter des täglichen Bedarfs hingegen zahlen wir nur 2,5 Prozent. Unter diese Kategorie fallen neben Büchern auch Medikamente – zum Beispiel Viagra. Und auch Luxusgüter wie Kaviar oder Champagner werden nicht maximal besteuert – weil Lebensmittel. Für Tampons müssen wir also einen höherer Obolus entrichten als für Trüffel. Crazy! 

In Deutschland werden deshalb unter dem Motto «Die Periode ist kein Luxus» Unterschriften für eine Mehrwertsteuersenkung von Frauen-Hygieneprodukten auf sieben Prozent gesammelt.

Hierzulande sind wir schon einen Schritt weiter: Am Tag des Schweizer Frauenstreiks wurde eine Petition eingereicht, die für Binden und Tampons den reduzierten Mehrwertsteuersatz von 2,5 Prozent fordern. Der Nationalrat erklärte sich mit dem Anliegen einverstanden. Er hiess bereits in der Frühjahrssession eine Motion des Neuenburger SP-Nationalrats Jacques-André Maire gut, die auch der Bundesrat unterstützt. Die Motion kommt nun in den Ständerat.

Von Marlies Seifert am 26. Juni 2019 - 16:15 Uhr