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Die Mutmacherin

Béatrice Wertli spricht über ihre Brustkrebs-Erkrankung

Vor einem Jahr und vier Monaten erhielt Béatrice Wertli die Diagnose Brustkrebs. Heute ist sie geheilt. «Jede von uns ist anders, vereint sind wir in der Krankheit», sagt sie. Diese Verbundenheit gebe Kraft und Hilfe in der schwierigen Zeit.

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<p>«Oft überkommt mich ein riesiges Glücksgefühl.» Béatrice Wertli über den Dächern von Bern.</p>

«Oft überkommt mich ein riesiges Glücksgefühl.» Béatrice Wertli über den Dächern von Bern.

Kurt Reichenbach

Die Dinge annehmen, wie sie sind, den Fokus auf das legen, was man ändern kann. «In meinem Fall ist es das Weitermachen – im Rahmen des Möglichen: in der Politik, im Beruf, im Sport.» Das sagte Béatrice Wertli (49) vor fast genau einem Jahr in der Schweizer Illustrierten. Im Sommer 2024 hatte sie die Diagnose Brustkrebs erhalten, für den Dezember war die Operation angesagt. Dann im April die freudige Nachricht: «Ich bin krebsfrei!» Anlässlich des Brustkrebsmonats Oktober spricht sie über die Erkrankung und was ihr für die Genesung geholfen hat.

Ich kenne Sie nur mit langen Haaren, aber die Kurzhaarfrisur steht Ihnen ausgezeichnet!
Béatrice Wertli: Die Haare wachsen wieder, und grad gestern war ich beim Coiffeur. Was lustig ist: Mein Mann, Preisüberwacher Stefan Meierhans, hat ja die sehr bekannte Fransenfrisur. Nun sagen mir alle, ich hätte jetzt die gleiche. Das ist lustig (lacht). Aber im Ernst: Ich lasse die Haare wieder wachsen, so wie ich sie vorher hatte. Für mich ist das wichtig, der letzte Schritt der Genesung.

Sie haben offen über die Erkrankung kommuniziert. Im Nachhinein gesehen: War das richtig?
Zu hundert Prozent! Meine Politikkollegin Vania Kohli war mir ein Vorbild, auch sie hat 2016 nach ihrer Diagnose sofort informiert. Ich tauschte mich mit ihr aus, und sie wurde zu einem der Menschen, die mir Mut machten und mich auf meinem Weg unterstützten.

Sie sind und waren immer positiv. Ist das Ihr Naturell, oder mussten Sie sich manchmal auch zwingen?
Die Operation fand kurz vor Weihnachten statt, und die Untersuchung danach ergab, dass es eine zweite OP brauchte und ich über Weihnachten im Spital bleiben musste. Das verpasste mir einen Dämpfer. Ja, ich musste mich da selber rausholen. Gemacht habe ich das mit Sport. Ich fragte, wo ich im Spital trainieren kann. Sport war immer wichtig für mich. Ein guter Freund, Kornel Stadler, der den Krebs ebenfalls bekämpft hat, gab mir gute Tipps fürs Training. Auch er war ein Mutmacher für mich. Er verstand total, weshalb es so wichtig für mich war, mich zu bewegen, meinen Körper zu fordern und mich stark und fit zu halten. Ich wollte keine Reha, sondern zurück zum normalen Sportprogramm.

Nun steht die Operation zum Aufbau der Brust an. Mussten Sie die ganze Brust abnehmen lassen?
Nein. Der Tumor wurde von der Seite her entfernt und danach sofort ein Expander, ein ballonähnliches Kissen, eingesetzt. Nach und nach wurde dieses mit Kochsalzlösung gefüllt, um den Brustmuskel zu dehnen. Nun wird die definitive Prothese eingesetzt.

<p>Der Ehering und der Verlobungsring ihres Mannes symbolisieren die Verbundenheit. «Mein Mann hat mich zu jeder Chemotherapie begleitet.»</p>

Der Ehering und der Verlobungsring ihres Mannes symbolisieren die Verbundenheit. «Mein Mann hat mich zu jeder Chemotherapie begleitet.»

Kurt Reichenbach

Sie erhielten eine Hormonbehandlung und kamen von heute auf morgen in die Wechseljahre Wie schwierig war das?
Es war, wie es war. Nicht lustig, aber ich versuchte halt während der ganzen Zeit wirklich nicht, Dinge ändern zu wollen, die ich nicht ändern konnte. Ich habe nun vermehrt Gelenkschmerzen. Die Hitzewallungen sind hingegen nicht sonderlich stark.

Hat Sie die Krankheit verändert?
Ich bin einfach unendlich dankbar. Manchmal, abends im Bett vor dem Einschlafen, überkommt mich ein riesiges Glücksgefühl. Das Motto des Weltkrebstags lautet «Gemeinsam einzigartig». Das ist genau der Punkt: Krebsbetroffene sind durch die Krankheit vereint, aber jeder Fall ist anders. Ich kann nicht sagen, was «man» tun und lassen soll. Ich möchte einfach Mut machen. Und allen wünschen, sich aufs Gesundwerden zu fokussieren. So wie ich den Sport habe, haben wir alle etwas, das uns stärkt und Freude macht.

Sie müssen noch fünf bis zehn Jahre zur Kontrolle. Eine Belastung?
Es gibt die Scanxiety, die Angst vor dem Scan. Das will ich nicht. Ich bin krebsfrei, und so will ich jetzt leben. Ohne Panik oder Furcht. Ich bin jetzt gesund. 

MR
Monique RyserMehr erfahren
Von Monique Ryser vor 7 Stunden