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  4. Regelschmerzen und Krämpfe: Woher kommen sie?
Jeden Monat dasselbe

Warum tut die Mens eigentlich so weh?

Manche Frauen gehen durch die Hölle, wenn sie ihre Periode haben. Woher die Schmerzen kommen und was wir dagegen tun können? Wir haben einen Experten gefragt.

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Regelschmerzen

Unterleibskrämpfe stehen bei euch jeden Monat auf der Tagesordnung? Das können die Gründe sein.

Copyright Dazeley

Als würde uns jemand immer wieder eine Schaufel in den Bauch rammen. Etwa so fühlen sich die Krämpfe während der Periode an. Sich bewegen oder produktiv sein? Schwierig. Der Quick Fix gegen den Schmerz: Tabletten. Starke Medikamente, die die Beschwerden erträglich machen. Und das während durchschnittlich einer Woche im Monat. «Das ist keine langfristige Lösung», findet Gynäkologe Patrick Imesch.

Jede Frau empfindet es anders: Manche haben gar keine Beschwerden, einige nehmen etwa ein störendes Ziehen war, für andere ist es eben: die Schaufel. Die Gründe für starke Regelschmerzen können unterschiedlichen Ursprungs sein.

Myome, Polypen oder Fehlbildungen

Zu den organischen Ursachen, die bei einer gynäkologischen Untersuchung oder bei einem Ultraschall diagnostiziert werden können, zählen zum Beispiel Fehlbildungen in der Gebärmutter. Sie können dafür verantwortlich sein, dass das Menstruationsblut nicht gut abfliesst, was starke Schmerzen verursachen kann. Ebenso wie Polypen: Das sind Schleimhautwucherungen, die die Gebärmutter als störend empfindet und abstossen will. Ähnlich ist es bei Myomen, also Knoten in der Muskulatur der Gebärmutter. In diesen Fällen kann meistens ein operativer Eingriff helfen.

Endometriose

Diese Erkrankung ist der häufigste Grund für die quälenden Unterbauchkrämpfe. 80 Prozent der Frauen, die an besonders starken Schmerzen leiden, sind davon betroffen. Bei der Endometriose wuchert Gebärmutter-Schleimhaut ausserhalb des Uterus, also da, wo sie nicht hingehört. Dort dockt sie zum Beispiel an die Eierstöcke, das Bauchfell, die Blase oder den Darm an und wächst weiter – und verhält sich weiterhin wie in der Gebärmutter: Wenn es Zeit für die Menstruation ist, stösst der Uterus die Schleimhäute ab. Die wiederum setzen Entzündungsstoffe frei – was das umliegende Gewebe irritieren und den Schmerz auslösen kann. Weshalb die Schleimhaut derart wandert, ist ein ungelöstes Rätsel der Medizin.

Leider sind die versprengten Schleimhaut-Inseln bei einem Ultraschall oder MRI extrem schwer zu erkennen. Deshalb meint Dr. Imesch: «Im Durchschnitt braucht es sechs bis neun Jahre, um herauszufinden, ob eine Frau an Endometriose leidet.» Häufig wird die Schleimhaut chirurgisch entfernt und danach hormonell behandelt. Dies erfolgt mit Verhütungsmitteln wie der Pille, dem Hormon-Stäbchen oder dem Ring. Gut funktionieren sollen laut Imesch auch Hormon-Präparate, die ausschliesslich Gelbkörper-Hormone enthalten und die Schleimhäute austrocknen. Auch erzwungene Langzeitzyklen durch die pausenlose Einnahme der Pille seien eine erfolgreiche Methode. Hier bleibt die Menstruation über einen langen Zeitraum aus, weswegen auch die Schmerzen nicht mehr häufig auftreten.

Adenomyose

Als dritte Ursache für starke Regelschmerzen nennt Dr. Imesch die mit der Endometriose verwandte Adenomyose. Dabei ist Gebärmutter-Schleimhaut mit der Muskulatur der Gebärmutter verwachsen. Häufig auftretende Symptome sind: starke, verlängerte und verklumpte Blutungen. Wie bei Polypen oder Myomen versucht die Gebärmutter das überschüssige Gewebe auszustossen. Im Gegensatz zu den beiden organischen Ursachen ist die Adenomyose leider nur schwer operabel. Betroffene Frauen, die sich weiterhin Kinder wünschen, können mit der Hormonspirale den Schmerz lindern. Ist die Familienplanung abgeschlossen (oder vielleicht generell kein Thema), rät Imesch dazu, eine Entfernung der Gebärmutter in Betracht zu ziehen.

Keine Alternative zu Hormonen

Wie kann es sein, dass nur Operationen oder Hormone bei starken Mensschmerzen helfen? Laut Imesch leiden 15 Prozent der Frauen im gebärfähigen Alter an Unterbauchkrämpfen. Nach alternativen Therapiemethoden wird kaum gesucht. Imesch: «Dieses Feld ist massiv unterforscht. Weder die Forschung noch die Pharmaindustrie investiert hier.»

Regelmässig Schmerzmedikamente zu schlucken, hält der Gynäkologe auch für keine gute Lösung. Das schadet nicht nur auf Dauer dem Magen, sondern könnte ausserdem zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Nierenproblemen führen. Imesch hält deshalb weiter an der Behandlung mit Hormon-Präparaten fest. Sie seien verträglicher als je zuvor und hätten fast keine Nebenwirkungen mehr: «Im Fall einer Erkrankung wie Endometriose oder Adenomyose sind sie bis jetzt die beste Option.»

Von Pauline Broccard am 11. April 2019 - 15:55 Uhr