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Keine Trugschlüsse mehr!

Wie du dich konstruktiv mit anderen misst

Sich mit anderen zu vergleichen, gilt als uncool. Und doch fällt es uns schwer, diesem Impuls zu widerstehen. Mit der richtigen Taktik vermeiden wir es, uns davon herunterziehen zu lassen.

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Eine aktuelle Studie zeigt, dass eine Vielzahl digitaler Helfer zur Förderung der psychischen Gesundheit verfügbar ist.

In den Sozialen Medien posten alle ihr scheinbar perfektes Leben. Klar, kommt da Neid auf. Aber Vergleiche mit anderen müssen nicht unbedingt schlecht sein – wenn man sie richtig angeht.

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Sie hat mehr Freunde als ich, ist beruflich weiter. Er verdient mehr, sieht besser aus und hat sich besser im Griff. In unserer individualisierten Gesellschaft gilt es zwar als uncool, sich mit anderen zu vergleichen. Trotzdem tun wir es ständig.

In der sozialen Welt, in der wir leben, gehe es gar nicht anders, sagt Joel Minden, Psychologe und Autor des Ratgebers «Show Your Anxiety Who's Boss» (Zeig deinen Ängsten, wer der Chef ist), in einem Gastbeitrag für das amerikanische Online-Magazin «Psyche». Das Problem liege nicht darin, dass wir uns vergleichen, sondern darin, dass wir uns davon herunterziehen lassen.

Minden zeigt Beispiele auf für Trugschlüsse, die durch den Vergleich mit anderen entstehen können, und erklärt, wie du sie mithilfe von Techniken aus der kognitiven Verhaltenstherapie entlarvst:

Trugschluss 1: Alle sind glücklicher als ich

Das deprimierende Gefühl, der ärmste Mensch auf der Welt zu sein, kannst du überwinden, indem du versuchst, deine Gedanken zu relativieren: «Eigentlich habe ich nur bei einigen meiner Freunde das Gefühl, dass sie glücklicher sind, nicht bei jedem.» Oder du suchst nach einer Erklärung für dieses Gefühl: «Man spricht halt lieber über glückliche Momente und lässt die unglücklichen aussen vor.»

Trugschluss 2: Mein beste Freundin ist viel extrovertierter als ich – irgendwann lässt sie mich fallen

In der kognitiven Verhaltenstherapie wird diese Tendenz, stets vom Schlimmsten auszugehen, als Katastrophisieren bezeichnet. Das Gegenmittel: Du hältst dir vor Augen, warum das Worst-Case-Szenario unwahrscheinlich ist: «Obwohl wir so unterschiedlich sind, sind wir seit vielen Jahren Freunde.» Wenn destruktive Gedanken auftauchen, kannst du auch die Flucht nach vorn ergreifen und deine beste Freundin anrufen, um etwas mit ihr zu unternehmen, und so zeigen, wie viel dir die Freundschaft bedeutet.

Trugschluss 3: Ich bin nervöser als meine Kollegen. Das zeigt, wie schwach ich bin

Beim sogenannten emotionalen Argumentieren interpretieren wir unangenehme Gefühle oft als Zeichen dafür, dass mit uns etwas ernsthaft nicht stimmt. In solchen Momenten ist es wichtig, nachsichtig mit sich selbst zu sein. Ein Fussballer könnte zum Beispiel zu sich sagen: «Du neigst vor einem Spiel dazu, dich in deinen Gefühlen zu verlieren. Akzeptiere das und richte deine Aufmerksamkeit auf das Spiel.» Mit dieser Techniken lernt man, besser mit seinen Emotionen umzugehen, und verhindert, dass sie der Leistung im Weg stehen.

Trugschluss 4: Meine jüngere Schwester hat bereits ein Eigenheim. Eigentlich sollte ich auch so weit sein

Mit dieser Art von «Man sollte, man müsste»-Denken zwingst du dir unnötigerweise starre Regeln auf. Eine alternative Perspektive könnte sein: «Es wäre schön, wenn ich auch schon ein Eigenheim hätte. Aber ich habe im Leben andere Prioritäten gesetzt, und das ist in Ordnung so.»

Trugschluss 5: Ich bin laut geworden und offensichtlich der Einzige, der seine Emotionen nicht im Griff hat

Diese Aussage spiegelt die Neigung wider, sich für negative Ereignisse verantwortlich zu machen, ohne die äusseren Einflüsse zu berücksichtigen. In einem Team-Meeting könntest du zum Beispiel laut geworden sein, weil andere dich ständig mit abwertenden Kommentaren unterbrochen haben. Es kann beruhigend wirken, nach einem solchen Eklat das Gespräch mit Kollegen zu suchen. Damit verbesserst du die Kommunikation am Arbeitsplatz generell.

Von Jonas Dreyfus am 1. Mai 2025 - 16:00 Uhr