«Du musst nur positiv denken, dann kommt es schon gut» – Diesen Satz hat wohl jede und jeder schon mal gehört und sich gedacht: Schön wärs! Gewisse Situationen lassen sich mit positivem Denken nicht verändern und manchmal ist es schlicht zu viel verlangt, einer schwierigen Situation etwas Positives abzugewinnen. Ist dieser Satz also eine reine Plattitüde? Nicht ganz.
Die innere Einstellung ist durchaus ein wichtiger Faktor, wenn es um die physische und psychische Gesundheit geht. Wie Forschende des Psychologischen Instituts der Universität Bonn herausgefunden haben, kann sie sogar einen Einfluss auf den Geburtsverlauf haben.
Seltener Kaiserschnitt und weniger Schmerzmittel
Zu diesem Schluss kamen sie gemäss eltern.de anhand von Daten von rund 300 Studien-Teilnehmerinnen. Die Frauen wurden ab der ersten Hälfte der Schwangerschaft bis sechs Monate nach der Geburt zu ihren Einstellungen, Annahmen und Erfahrungen befragt. Themen waren Ängstlichkeit, Selbstwert und Selbstwirksamkeit. Weiter fragten die Forschenden einige Wochen vor der Geburt nach, ob während der Schwangerschaft Risiken aufgetreten sind und wo die Geburt geplant ist. Nach der Geburt wollten sie wissen, wie die Geburt subjektiv erlebt wurde und ob medizinische Eingriffe vorgenommen wurden. Zudem schrieben die Probandinnen regelmässig Tagebuch und füllten Fragebögen über ihren Gemütszustand und das Stillen aus. Ein halbes Jahr nach der Geburt wurden die Mütter zur Mutter-Kind-Bindung befragt.
Die Auswertungen der Psychologinnen und Psychologen zeigten schliesslich, dass das Mindset der schwangeren Frauen einen Einfluss darauf haben kann, ob die Geburt eher mit vielen oder wenigen Interventionen verläuft. Unter «Mindset» ist gemäss der Forscherin Lisa Hoffmann «eine Art mentale Brille, die die Wahrnehmung unserer Umwelt lenken und unser Verhalten beeinflussen kann», zu verstehen. Betrachten Frauen eine Geburt also als natürlichen Vorgang, würden sie seltener Schmerzmittel, einen Kaiserschnitt oder medizinische Unterstützung benötigen. Ausserdem seien bei Frauen mit einem positiven Mindset auch Wochen nach der Geburt weniger Probleme wie Depressionen oder posttraumatischer Stress zu beobachten gewesen.
Die Forscherinnen und Forscher sind also überzeugt, dass die eigene Einstellung einen Effekt auf den Geburtsverlauf hat. Bei einem positiven Mindset würden weniger medizinische Eingriffe stattfinden, was ein positiveres Geburtserlebnis zur Folge hat. Das wiederum habe Auswirkungen auf das Wohlbefinden von Mutter und Baby, was schliesslich zu einer sichereren Mutter-Kind-Bindung führen kann.
Vertrauen in den eigenen Körper hilft
Fabienne Eberhard, Co-Präsidentin der Interessengemeinschaft der Geburtshäuser Schweiz (IGGH-CH) findet dann auch: «Wir Frauen dürfen uns mehr zutrauen und darauf vertrauen, dass wir für die Geburt gemacht sind.» Und Leonhard Schäffer, Chefarzt Geburtsklinik am Kantonsspital Baden sagt: «Haben Frauen eine positive Einstellung zur Geburt, verläuft sie meist auch besser.» Er betone an Informations-Anlässen deshalb stets, wie wichtig eine positive Grundhaltung sowie das Vertrauen in die Fähigkeiten des eigenen Körpers ist.
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