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«Lachs ist bei uns einfach pinkes Poulet»

Dürfen Eltern lügen – und wenn ja, wie oft?

Das eine Kind hört nicht auf, nach noch mehr Glace zu betteln, das andere möchte unbedingt noch auf den Spielplatz, aber Mama und Papa wollen eigentlich einfach nur im Liegestuhl lesen. In solchen Situationen helfen sich viele Eltern gern mal mit einer kleinen Notlüge, damit endlich Ruhe einkehrt. Ist das okay?

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Papa mit Tochter und Brokkoli

Natürlich stirbt kein Einhorn, wenn die Kleine den Brokkoli nicht isst … Aber manchmal brauchen Eltern eben etwas Nothilfe.

Getty Images

Na, heute schon gelogen? War das Nutella-Glas am Morgen tatsächlich leer, oder wolltet ihr euch einfach nicht auf Diskussionen mit den kleinen Schleckmäulern einlassen?

So kleine Notlügen leisten sich ja die meisten Eltern ab und an. Zum Beispiel, dass es für das aller nervigste Spielzeug «leider» keine Ersatzbatterien mehr gibt. Dass der Indoor-Spielpark ausgerechnet heute geschlossen hat. Oder dass die Schoggi alle ist.

In der neuesten Folge ihrer Webshow «Momsplaining with Kristen Bell» behandelt die Moderatorin mit drei anderen Müttern genau dieses Thema. Dabei präsentiert Kristen Bell zuerst ein paar Zahlen aus einer Umfrage:

  • 45 Prozent der Eltern tischen ihren Kindern einmal pro Woche eine Notlüge auf.
  • 20 Prozent erzählen täglich gut gemeinte Unwahrheiten.
  • 70 Prozent bringen ihren Kindern bei, dass man nicht lügen soll.

Dann geben die vier Mütter ihre jüngsten kleinen Lügen preis: «Beim Essen sind unsere Kinder sehr wählerisch, aber sie lieben Steak – darum nenne ich einfach alles Steak», erzählt die eine, und eine andere: «Wir machen dasselbe mit Poulet – Lachs ist bei uns einfach pinkes Poulet.»

Wir wollen beschützen, beschönigen, bereichern

Ist doch lustig! Solange das Lügen nicht grad zum Standard wird. Die Kinder nehmen dabei ja keinen Schaden. Im Gegenteil, sie kommen wie im Beispiel oben sogar in den Genuss neuer Lebensmittel, die sie ohne Notlüge kaum angerührt hätten. Irgendwann kann man ja den Fisch dann beim Namen nennen. 

Meistens wollen wir die Kinder ja mit den kleinen Lügen vor etwas beschützen (zum Beispiel vor Nährstoffmangel oder Zuckerflut). Oder vor einer Verletzung: Unter dem Titel «Schnall dich an, sonst stirbt ein Einhorn», liefert ein ganzes Buch «mehr oder weniger legale» Erziehungstricks.

Und so manche kleine ausgedachte Geschichte macht das Familienleben doch grad wunderbar viel bunter, neben den grossen «Jahreszeiten-Stars» wie Samichlaus oder Osterhase auch im Alltag: Ist doch herziger, wenn eines der Mauslöcher im Garten «in Wirklichkeit» von kleinen Zwergen stammt! Kleine Lügen können Kinder aber auch mal vor der traurigen Realität bewahren, findet unsere Familienbloggerin Sandra C.

Mit Zwergen und Einhörnern machts doppelt Spass

Doch Kristen Bell nimmt sich in ihrer Webshow zum Ziel, die Wahrheit zu sagen. «Es klingt beängstigend, aber es ist befreiend, die Wahrheit zu sagen.»

Ihre Heldin diesbezüglich ist ihre Schwiegermutter: Die habe ihrem Sohn zwischen zwei Bissen Brokkoli sogar Sexpraktiken erklärt, die er anhand von Fluchworten aufgeschnappt hatte. Und Kristen Bell selber wollte in ihrer Familie die Mär vom Samichlaus beseitigen, nachdem ihre ältere Tochter schon als Dreijährige nicht mehr an ihn glaubte. Den jüngeren Kindern hat sie darum schon früh erklärt, dass es den Chlaus nicht gibt. «Und sie glauben noch immer an ihn.»

Ob sie tatsächlich immer die Wahrheit sagt, beweist die Schauspielerin zum Schluss beim Lügendetektor-Test mit pikanten Fragen. Das ganze Video seht ihr nachfolgend.

Ich halte mich übrigens auch an die Wahrheit. Allermeistens. Aber manchmal ist der Familienalltag eben doch lustiger – oder einfacher – mit etwas Hilfe imaginärer Freunde mit Zipfelmütze oder Horn auf der Stirn.

Von Christa Hürlimann am 7. Juli 2020 - 16:39 Uhr