Lob schadet dem Kind. Was, wenn all die Pädagogen, die diese These stützen, recht haben? Dann machen ziemlich viele Eltern mit «Wow» und «Super» ziemlich viel falsch.
US-Psychologe Alfie Kohn sagt, dass man Kinder weder belohnen noch loben sollte. Lob sei eine verbale Belohnung. Und die wiederum diene als Ersatz für bedingungslose Liebe und Respekt.
«Lob schüttet Lusthormone aus, und danach werden Kinder süchtig», meinte auch der verstorbene Bestseller-Autor Jesper Juul. «Wenn man ein Kind will, das einfach nur funktioniert, ohne nachzudenken, ist Lob eine praktische Sache.» Lob stärke nicht das Selbstwertgefühl, sondern sei ein Machtinstrument, um das Verhalten des Kindes zu steuern.
So weit so logisch, so schwer umsetzbar. Doch es gibt eine Alternative zum Lob: Ermutigung. Der wichtigste Unterschied zwischen den beiden liegt in der Wertung. Während Lob immer eine Leistung, beziehungsweise das Erfüllen von Erwartungen, voraussetzt, und damit die natürliche Motivation des Kindes schwächen kann, funktioniert Ermutigung beflügelnd und wertschätzend.
Wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt, dass Lob, genauso wie Belohnungen anderer Art, Kinder regelrecht abhängig machen kann. Während Ermutigung sie zu selbstbewussten Charakteren heranwachsen lässt. Denn sie zeigt wahres Interesse und kann auch aus einer nonverbalen Reaktion bestehen - etwa einem Blick oder einem Lächeln.
Wenn das Kind eine Zeichnung zeigt: «Deine Menschen haben neu Wimpern. Wann ist dir aufgefallen, dass du Augen so zeichnen könntest?»
Wenn das Kind beim Aufräumen mithilft: «Ich freue mich über deine Hilfe. Sie ist eine Entlastung für mich.»
Wenn das Kind an seinen eigenen Vorstellungen scheitert: «Ich finde es schön, dass du nicht aufgibst. Du wirst bestimmt eine Lösung finden.»