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Eltern teilen ihre Tricks

Erziehungsfehler sind gar nicht so schlimm

Wie räumt man eigentlich das Kinderzimmer effizient auf? Und wo können sich Mütter im Familienalltag entspannte Stunden verschaffen? Family-Redaktorin Sylvie Kempa hat da so ihre Tricks auf Lager... auch wenn die Erziehung nicht nach Lehrbuch stattfindet. Denn auch für den Umgang mit Erziehungsfehlern hat die zweifache Mutter eine Lösung gefunden, die zu funktionieren scheint.

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Erziehung

Auch Eltern sind ungerecht, ungeduldig und gereizt. Das ist nicht weiter schlimm, findet Journalistin Sylvie Kempa.

plainpicture/Bildhuset/Björn Abelin
Sylvie Kempa
Sylvie Kempa

Diese Rituale im Familienalltag sind für uns wertvoll
Wir zelebrieren Familienumarmungen und nennen das «tanken». Wann immer ein Kind oder ein Erwachsener findet, dass der Tank mal wieder gefüllt werden sollte (mit Liebe, Zuneigung, Harmonie… was auch immer) ruft man «Familienumarmung!» und alle kommen angerannt. Es ist lustig, manchmal wild bis gefährlich, aber immer sehr schön.

So vermeide ich den morgendlichen Streit um die Kleiderwahl
Wir teilen die Verantwortung auf. Wenns um den Stil geht, dürfen die Kinder entscheiden, wie sie rumrennen wollen. Was dazu führt, dass meine Sechsjährige mit ihrem wilden Mustermix tatsächlich schon eine Art Signature-Look entwickelt hat. In gesundheitlichen Fragen (zum Beispiel, ob die Hose lang oder kurz sein soll, ob es eine Jacke braucht oder nicht) habe jedoch ich das Sagen.

So reagiere ich bei einem Wutanfall eines meiner Kinder
Meist sehr gelassen. Mich bringt anderes auf die Palme, zum Beispiel pausenlose Lärmbelastung. Leider auch dann, wenn die Kinder einfach nur fröhlich (aber stundenlang!) singen. Da habe ich mir auch schon den Pamir aufgesetzt. Wahre Geschichte.

«Kinder müssen Langeweile aushalten lernen dürfen»

Das ist am Familientisch wichtig/nützlich
Alle paar Tage machen wir einen Säulitag. Wir essen mit den Fingern und mixen lustige Kombinationen zusammen. Einzige Regel: Was man mixt, muss man auch essen. Wer auf die Idee kommt, Johannisbeeren in Ketchup zu tauchen, ist selber schuld. Denn noch wichtiger als der Säulitag ist der respektvolle Umgang mit Essen. Schön an dieser Tradition ist, dass meine beiden Kinder bereits das tüfteln mit verschiedenen Geschmacksrichtungen entdeckt haben und Salatsaucen zusammenmixen, die nicht einmal mein Grosi hinkriegte.

Ein gesundes Lieblingsgericht meiner Familie
Zu jeder Hauptmahlzeit gibts Salat. Das ist nicht ungefährlich für die Zähne. Unser Zahnarzt hat uns empfohlen, einen Teil des Essigs in der Sauce durch Bouillon zu ersetzen, um der Zahnerosion vorzubeugen, die unser Salatkonsum verursachen könnte. Seither sinds auch mal zwei Salatköpfe für vier Personen.

So können wir entspannt auswärts in einem Restaurant essen
Wir führen mit unseren Kindern ein Gespräch. Oder sie zeichnen auf die Tischdecke (dort, wo das erlaubt ist). Ich bin eine Verfechterin von: Kinder müssen Langeweile aushalten lernen dürfen. Das geht so weit, dass sie auch 15-stündige Busfahrten ohne Bildschirm hinter sich bringen. Und dennoch Spass hatten. Wir haben auf Reisen immer Mal- und Rätselhefte dabei.

«Ich stand beim Aufräumen auch schon mit einem Abfallsack im Kinderzimmer»

Unser Tipp für mehr Ordnung im Familienhaushalt
Weniger besitzen. Ausleihen statt kaufen. Und immer alles sofort wegräumen. Wie man das geschickt anstellt und auch noch Spass dabei hat, darüber habe ich einen ganzen Artikel geschrieben, der sehr harmonisch tönt. Die Wahrheit ist: Ich stand auch schon mit dem Abfallsack im Zimmer und verkündete, dass ich alles entsorge, was in zehn Minuten noch am Boden rumliegt.

Dieses Spiel macht der ganzen Familie Spass
«Stadt, Land, Fluss» ist besonders lustig, wenn die Kinder noch phonetisch schreiben. Auch «1, 2 oder 3» mit selber erfundenen Fragen lieben unsere Kinder. Ausserdem ist «Verstecken Kempa-Style» hoch im Kurs. Ein Kind zählt an, das andere lässt sich von einem Erwachsenen verstecken. Seit mein Sohn lesen kann, liebt er es ausserdem, wenn wir eine Fragenliste erstellen, zu der er die Antworten ergoogeln kann. Muss ich hier erwähnen, dass er dies unter Aufsicht tut, um einen Shitstorm zu vermeiden?

Diese Auszeiten gönne ich mir
Morgens stehe ich auch an freien Tagen mindestens eine Stunde vor der Familie auf, um den Garten zu giessen und zehn Kaffees zu trinken, bevor der Trubel los geht.

«Ich fühle mich sicher in der Mutterrolle - darf man das zugeben?»

Hier hole ich mir Rat
Mein Bauchgefühl hat mich bislang ganz gut geleitet. Ich habe mich in vielen Rollen in meinem Leben unsicher gefühlt, aber selten in der Mutterrolle. Mama zu sein fällt mir leicht. Darf man das zugeben? Es heisst nicht, dass ich das Gefühl habe, keine Fehler zu machen. Aber ich habe das Gefühl, dass sowohl ich, wie auch meine Kinder aus meinen Erziehungsfehlern lernen. Ich spreche mit ihnen über meine Gefühle, meine Grenzen und meine Absichten und sie verstehen, dass auch ich nur ein Mensch bin. Diese innere Ruhe und Sicherheit scheint für viele Mütter überhaupt nicht selbstverständlich zu sein. Umso dankbarer bin ich, dass ich es so empfinden darf.

Ein einfacher Geheimtipp zum Schluss
In Bezug auf den Säulitag: Wusstet ihr, dass Pommes fantastisch schmecken mit Vanille-Eis? Und in Bezug auf die Erziehung: Eltern, seid weniger hart zu einander und zu euch selbst.

Auf der Suche nach weiteren Erziehungstipps?

In dieser Serie verraten Eltern, welche Tricks ihnen dabei helfen, den Familienalltag zu meistern. Edita Dizdar, Leiterin des Family-Channels, hat die besten Einschlaftipps auf Lager. Redaktorin Christa Hürlimann ist Profi im Trotzanfall-Management. Und Maria Ryser verrät ihre drei goldenen Regeln, die jeden Streit abschwächen.

Sylvie Kempa
Sylvie KempaMehr erfahren
Von Sylvie Kempa am 24. Juli 2019 - 07:21 Uhr