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Adoptionen in der Schweiz

«Paare müssen bis zu sechs Jahre auf ein Kind warten»

Remo Stalder, einer der porträtierten Väter der SRF-Serie «Achtung Väter!», hat seinen Sohn bei sich aufgenommen, weil dessen Mutter ihn zur Adoption freigeben wollte. Wie oft das in der Schweiz geschieht und wer als Adoptiveltern in Frage kommt, haben wir eine Expertin gefragt.

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Hände von Vater und Baby

Auch in der Schweiz gibt es immer wieder Eltern, die nicht imstande sind, sich um ihr Baby zu kümmern, und es darum zur Adoption freigeben.

Getty Images/EyeEm

Seine Situation war zwar gerade kompliziert: Er hatte Schulden und stand kurz vor der Offiziersausbildung. Doch für Remo Stalder aus der SRF-Serie «Achtung Väter!» war schon beim ersten Kontakt mit der Beiständin seines kleinen Sohnes klar, dass er ihn bei sich aufnehmen will, wie er im Gespräch mit Schweizer Illustrierte online sagte: «Ich fände es komisch, wenn er irgendwo anders aufwachsen würde.» Seine Geschichte ist filmreif: Stalder erfuhr erst, dass er einen Sohn hat, als dieser schon acht Monate alt war und seine Mutter ihn zur Adoption freigeben wollte.

Achilles Schnider und Dario De Salvatore und David Van Aepelen und Remo Stalder in der SRF-Serie Achtung Väter

Remo Stalder (rechts) mit den anderen Porträtierten der SRF-Serie «Achtung Väter». Er nahm seinen kleinen Sohn bei sich auf, weil ihn seine Mutter sonst zur Adoption freigegeben hätte.

SRF

Dies geschieht in der Schweiz aber öfter, als man meinen würde. Zwar ist die Zahl von Adoptionen in den vergangenen Jahren fortlaufend gesunken, von knapp 1600 im Jahr 1980 auf 429 im vergangenen Jahr. Von den 429 adoptierten Personen waren knapp zwei Drittel Kinder und Jugendliche. 251 von ihnen sind in der Schweiz geboren. Wie so ein Verfahren abläuft und wer sich als Adoptiveltern eignet, erklärt uns Heidi Steinegger, die Leiterin der Zentralbehörde Adoption des Kantons Zürich.

Was ist das optimale Umfeld für ein Adoptivkind?
Im Zentrum steht immer das Wohl des Kindes. Die Eignung künftiger Adoptiveltern wird von einer Sozialarbeiterin oder einem Sozialarbeiter auf der Grundlage von ausführlichen Antragsunterlagen sowie Gesprächen geprüft. Eine Adoption ist zudem nur dann überhaupt möglich, wenn die potentiellen Adoptiveltern aufgrund ihres Alters und ihrer persönlichen Verhältnisse für das Kind voraussichtlich bis zu dessen Volljährigkeit sorgen können.

Wie lange dauert ein Verfahren etwa, wenn die potentiellen Adoptiveltern alle Bedingungen erfüllen?
Wir sagen den Antragstellenden, dass sie mit mindestens zwei bis sechs Jahren Wartezeit für eine gemeinschaftliche Adoption zu rechnen haben, ohne Garantie, dass überhaupt je ein Kind vorgeschlagen werden kann, da Eltern für Kinder gesucht werden und nicht umgekehrt. Passen Eltern mit Eignungsbescheinigungen nicht für die Kinder, die im In- und Ausland zur Adoption frei gegeben sind, wird es auch für geeignete Paare nie zur Platzierung eines Kindes zwecks Adoption kommen.

Wie werden die Eltern begleitet, sobald das Kind bei ihnen ist?
Das Kind bekommt je nach Verfahren eine Vormundin oder einen Beistand, der den künftigen Adoptiv- oder Pflege-Eltern mit Rat und Tat zur Seite steht. In der Regel dauert diese Begleitung ein bis zwei Jahre. Auch danach bleibt die Zentralbehörde Adoption für die Eltern und Kinder Anlaufstelle.

Welche Herausforderungen stellen sich in den Familien häufig?
Grundsätzlich haben Adoptivfamilien die gleichen Herausforderungen zu bewältigen wie andere Familien. Bei Adoptivfamilien spielt der offene und wertschätzende Umgang mit dem Herkunftssystem des Kindes eine zentrale Rolle. Adoptivkinder setzen sich oftmals noch mehr als andere mit der eigenen Identität auseinander, was gerade in der Pubertät besonders dringlich wird. Es gilt die Zugehörigkeit zum Herkunftssystem (genetischen Prägung) und zum System der Adoptivfamilie  (Prägung durch das soziale Lernen) zu einem neuen Ganzen zu verbinden.

 

Falls ihr selber mit dem Gedanken spielt, ein Kind zu adoptieren, findet ihr weitere Informationen bei PACH Pflege- und Adoptivkinder Schweiz.

Von Christa Hürlimann am 22. Oktober 2019 - 17:33 Uhr