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  4. Vorname beeinflusst unser Aussehen! Gesichtszüge verraten Namen, sagt Studie.

Augen auf bei der Namenswahl

Wie unser Vorname unser Aussehen beeinflusst

Du siehst aus wie ein Max. Und sie wie eine Anna. Diese Aussagen bestehen offenbar aus mehr als nur Bauchgefühl. Die Wissenschaft sagt, den Vornamen sehe man Menschen tatsächlich an!

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Grossmutter und Enkelin

Zeig mir deine Gesichtszüge und ich sage dir, wie du heisst. Funktioniert zumindest teilweise. 

Getty Images/PhotoAlto

Wenn Eltern einen Namen für ihr Kind aussuchen, hoffen sie, dass er zu seinem Wesen passen wird. Dass er sich auf dem Pausenplatz während der Schulzeit nicht zur Steilvorlage für Hänseleien entpuppt und im besten Fall mit seiner Bedeutung sogar ein gewisses Omen für das Leben des Kindes darstellt. Nicht grundlos haben viele beliebte Vornamen Bedeutungen wie «Stärke», «Licht» oder «Liebe». 

Was viele Eltern wohl nicht erwarten: Dass sich die Wahl des Vornamens auch im Gesicht des Kindes niederschlägt. Dies legen acht Einzelstudien aus Israel nahe. 

So spiegelt sich der Vorname in einem Gesicht

Forscher der Hebräischen Universität in Jerusalem haben 2017 untersucht, ob und wie der Vorname eines Menschen dessen äusseres Erscheinungsbild beeinflusst. Und sie sind zu einem erstaunlichen Ergebnis gekommen: In 25 bis 40 Prozent der Fälle schafften es Teilnehmer, Namen von fremden Personen richtig zu erraten.

Das Ergebnis variierte je nach Art des Tests. Stand den Teilnehmenden eine Auswahl von fünf Namen zu einer Person zur Verfügung, errieten 35 Prozent den Namen richtig. Für die Forschenden ist dies eine hohe Trefferquote. 

Mädchen rothaarig

Menschen tendieren offenbar dazu, Gesichter gewissen Vornamen zuzuweisen. Astrid Lindgren sei dank, sieht dieses Mädchen aus wie eine typische Pippilotta, nicht?

Getty Images/Westend61

Ein Computer hat ausserdem die Gesichtszüge von Leuten mit gleichen Vornamen analysiert und bestätigt: Wenn Leute denselben Vornamen tragen, ähneln sich auch ihre Gesichtszüge – besonders um die Augen und um den Mund.

Der Test fand mit 94'000 Gesichtern statt. Am besten erkannte der Computer übrigens Menschen mit dem Vornamen Veronique (Trefferquote 65 Prozent) und Laurent (Trefferquote 64 Prozent). 

So begründen die Forschenden das Phänomen

Für die Forschenden ist klar: der Zusammenhang zwischen Gesichtszügen und Vornamen hat seinen Ursprung in der sozialen Prägung eines Menschen. «Von unserer Geburtsstunde an unterliegen wir einer sozialen Strukturierung. Nicht nur durch Geschlecht, ethnische Zugehörigkeit oder sozioökonomisches Umfeld, sondern ganz simpel auch durch den Namen, den andere für uns auswählen», sagt Ruth Mayo, Mitautorin der Studie.

«Von unserer Geburtsstunde an unterliegen wir einer sozialen Strukturierung. Nicht nur durch Geschlecht, ethnische Zugehörigkeit oder sozioökonomisches Umfeld, sondern ganz simpel auch durch den Namen, den andere für uns auswählen.»

Ruth Mayo, Mitautorin der Studie

«Andere» sind in diesem Fall die Eltern. Und dass die Eltern mit der Namenswahl meist auch eine Hoffnung oder Erwartung ans Kind aussprechen, oder dass sie damit ihre eigene Beziehung zum Kind betonen, ist nicht von der Hand zu weisen. 

Was die Studie auch zeigt: Französischen Teilnehmenden gelang es deutlich häufiger, die Vornamen von Franzosen zu erraten als die von Menschen aus Israel. Auch umgekehrt zeigte sich dieser Effekt. Das bestätigt, dass soziale und kulturelle Erwartungen, wie eine Person mit einem bestimmten Namen zu sein und auszusehen hat, vorhanden sind.

Oder anders gesagt: Ein Mensch passt sich ab der Stunde der Geburt an seinen Namen an. 

Wie unser Name uns ausserdem prägt

Fakt ist: Vornamen sind mit Vorurteilen behaftet. Und Vorurteile prägen uns. Ein Kevin hat es erwiesenermassen schwerer in der Schule als ein Maximilian – auch wenn beide Jungen genau dieselbe Leistung erbringen.Es gibt Studien, die belegen, dass Lehrpersonen mit bestimmten Vornamen bestimmte Eigenschaften verbinden und Schülerinnen und Schüler dem ausgeliefert sind.

Ausserdem geben Eltern aus gehobenen Gesellschaftsschichten ihren Kindern andere Namen als Eltern aus bildungsfernen Verhältnissen – entsprechend setzen sich Vorurteile zur Gesellschaftsschicht auch in den vermeintlich dazugehörenden Vornamen ab.

Father and his son with hawaian shirts

Der familiäre Hintergrund eines Kindes lässt sich an dessen Vornamen erahnen: Hippe Eltern stehen auf kurze moderne Namen.

Getty Images

Zwar kann ein Mensch aufgrund seines Vornamens nicht eindeutig einem Teil der Gesellschaft zugeordnet werden, jedoch zeigt eine niederländische Studie, welche zwischen 1982 und 2003 die Namensgebung nach Bildungsschichten untersuchte, dass Eltern mit geringerem Einkommen dazu tendieren, ihren Kindern exotischere Namen zu geben als Eltern mit höheren Einkommen. Letztere tendieren dazu, Namen aus der Region zu wählen. 

In unserem Dossier zur Namenswahl für Babys erfahrt ihr, welche Vornamen Erfolg garantieren, welche Hänseleien provozieren und wie ihr einen Vornamen findet, der so selten ist, dass er noch keinen Klischees unterliegt. 

Der Zusammenhang zwischen Gesicht und Vorname hat sogar einen Namen

Zurück zum Gesicht, in dem sich der Vorname spiegelt. Das Phänomen hat sogar einen Namen. Man spricht in der Psychologie vom Dorian-Gray-Effekt. Diese Bezeichnung leitet sich von Oscar Wildes Roman «Das Bildnis des Dorian Gray» ab, in dem sich die Spuren der Sünden des Protagonisten in dessen Bildnis abzeichnen. 

Sylvie Kempa
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Von Sylvie Kempa am 5. Februar 2023 - 17:11 Uhr