Wer sich bewusst dazu entscheidet, dass eigene Kinder nicht zum persönlichen Lebensglück gehören, kennt es garantiert: Wann und wo auch immer das Thema zur Sprache kommt, muss man sich erklären, vor allem als Frau. «Wieso willst du keine Kinder?», «Kannst du keine bekommen?», «Will dein Mann keine haben?», wird sofort hinterfragt. Es ist meistens schwierig, nicht in eine lange Diskussion gezogen zu werden, in der es darum geht, überzeugt zu werden, warum eigene Kinder der grösste Segen dieser Erde sind. Dabei gibt es genauso viele Gründe, sich bewusst für ein kinderfreies Leben zu entscheiden.
Wenn einem die Meinung anderer auch grundsätzlich egal sein darf, ist es wichtig zu verstehen, dass mit der Entscheidung gegen Kinder vielleicht die Träume anderer Familienmitglieder – namentlich der eigenen Eltern – zerstört werden. Immerhin haben sie sich einst für ein Leben mit Kindern entschieden – gut möglich, dass sie sich dieses Glück auch für ihr eigenes Kind wünschen und sich bereits seit Jahren darauf freuen, Grosseltern zu werden. Wie erklären kinderfreie Erwachsene ihren Eltern, dass der Traum vom Grosselternglück platzt?
Diese Unterhaltung ist für alle Beteiligten sensibel und emotional. Sie erfordert viel Fingerspitzengefühl, Empathie und im besten Fall eine gute Vorbereitung. Mit den folgenden Ratschlägen gelingt es, die Nachricht schonend an die Eltern zu überbringen – natürlich gelten sie auch für Paare, die aus medizinischen Gründen keine Kinder bekommen können – wofür es oft mehr Verständnis gibt.
Zeitpunkt und Ort bewusst wählen
Der Entscheid, keine Kinder zu haben, kommt bei den wenigsten über Nacht – im Idealfall führst du deine Eltern langsam und mit der Zeit an deine Entscheidung heran. Ist ein klärendes Gespräch nötig, suche einen ruhigen Moment mit genügend Zeit aus, damit ihr ungestört und ohne Hektik reden könnt. Am besten an einem Ort, an dem sich alle wohlfühlen – im Elternhaus beim Kaffee vielleicht, oder bei dir zuhause auf dem Balkon. Bist du in einer Beziehung, lohnt es sich allenfalls, den Partner oder die Partnerin mitzubringen, um deutlich zu machen, dass ihr diese Entscheidung gemeinsam fällt. Das zeigt eine geschlossene Front und ihr unterstützt euch gegenseitig.
Ehrlich sein
Fällt es dir schwer, mit deinen Eltern über das Thema zu sprechen? Dann leg diese Gefühle offen. Ist es eine bewusste Entscheidung, die schon lange feststeht, drücke dies klar so aus und betone, dass du es dir lange überlegt hast und es dir gut dabei geht. Je sicherer du dir selbst über deine Beweggründe bist, desto klarer kannst du deine Position vertreten.
Was will ich sagen
Es kann hilfreich sein, sich ein paar Stichworte zu notieren, um das Gespräch vorzubereiten. Was willst du unbedingt sagen/erklären? Das gibt Sicherheit und hilft, die Gedanken zu ordnen.
Mit Reaktionen rechnen
Deine Eltern könnten traurig, enttäuscht, verwirrt oder sogar wütend reagieren. Oder sie wollen dir die Entscheidung nicht glauben. Versuche, geduldig und verständnisvoll zu bleiben und die Gefühle der Eltern ernst zu nehmen. Ihre Gefühle sind in diesem Moment genauso wichtig wie deine eigenen.
Eigene Emotionen zulassen
Sei empathisch und zeige Verständnis zu den Gefühlen deiner Eltern. Das zeigt, dass du ihre Perspektive anerkennst. Verstecke gleichzeitig nicht die eigenen Emotionen. Sag ihnen, wie du dich mit der Aussprache fühlst und warum sie für dich wichtig ist.
Andere Beziehungsformen anbieten
Betone, dass die Entscheidung nichts mit der Zuneigung zu deinen Eltern zu tun hat und dass sie auch keine Kritik an die eigene Kindheit und das Familienleben ist. Schlage Wege vor, wie ihr auch ohne Grosskinder eine tiefere Verbindung schaffen könnt – etwa mit einem gemeinsam Hobby? Oder vielleicht möchten deine Eltern stattdessen andere bedeutungsvolle Aufgaben übernehmen – Gassigehen mit deinem Hund? Deinen Garten oder die Balkonpflanzen auf Vordermann bringen? Beim nächsten Ausflug mit deinem Göttikind mit dabei sein? Ausserdem könntest du Plattformen wie «MisGrosi» vorschlagen, die Wunsch-Grosseltern mit Familien ohne Omas und Opas zusammenführt.
Zeit geben
Gib deinen Eltern Zeit, die Nachricht zu verarbeiten und erwarte nicht, dass sie sofort positiv und unterstützend reagieren sollen. Biete wenn nötig weitere Gespräche an und respektiere die Gefühle deiner Eltern.