Morgens bringen sie uns genau mit jener Gabe, für die wir sie sonst so bewundern, schnell mal auf 180: Wenn die ganze Familie unter Zeitdruck steht und längst aus dem Haus sein sollte, können die kleinen Schätze gedankenversunken auf der Türschwelle sitzen. Und den Knopf an ihrer Jacke untersuchen. Oder den Anhänger am Rucksack der grossen Schwester. Natürlich völlig zurecht: Gerade kleinere Kinder haben noch kein Zeitgefühl wie wir Erwachsenen, sie leben völlig im Moment. Eben auch dann, wenns allen rundum pressiert. Mamas und Papas wissen es: Immer lauter «Mach mal vorwärts!» zu rufen, nützt dann gar nix – im Gegenteil. Was eher hilft:
Macht die Zeit sichtbar
Unter abstrakten Begriffen wie «fünf Minuten» oder einer «halben Stunde» können sich jüngere Kinder noch nichts vorstellen. Aber ein Wecker, der jeweils zehn Minuten vor dem Aufbrechen signalisiert, dass es jetzt höchste Zeit ist, um Jacke und Schuhe anzuziehen, oder eine Sanduhr (oder eine digitale Version auf dem Smartphone), die den Kindern zeigt, wie die Zeit vergeht, kann ihnen helfen, ein Zeitgefühl zu entwickeln.
Macht konkrete Anweisungen für einzelne Aufgaben
Also nicht «Jetzt müssen wir uns bereit machen, um zu gehen», sondern: «Zieh dir deine Schuhe an» oder «Zieh dir deine Jacke an», «Putz dir deine Zähne», «Pack einen Sonnenhut in deinen Rucksack». Noch wirkungsvoller sind die Anweisungen, wenn ihr zusätzlich auf den entsprechenden Gegenstand zeigt.
Erklärt auf spielerische Weise, wohin ihr geht
Wenn ihr einkaufen geht, zum Beispiel so: «Die Verkäuferin im Laden erwartet uns bestimmt schon! Und wir wollen sie doch nicht warten lassen.» Oder wenn sich das Kind auf den Weg in die Schule machen sollte: «Deine Freunde freuen sich bestimmt schon auf dich. Du solltest jetzt besser gehen, sonst denken sie noch, du kommst heute nicht.»
Vergleicht euch mit schnellen Tieren
Je nach Tempo, das ihr gerade von eurem Kind braucht, könntet ihr zum Beispiel spielen, ihr wärt so schnell wie ein Gepard, oder ihr müsstet euch in Einhörner verwandeln, die zum Auto galoppieren, oder, wenns wirklich pressiert: «Wir sind Gazellen, und der Löwe jagt uns hinterher! Schnell, ziehen wir unsere Schuhe an und machen uns auf und davon, sonst erwischt er uns!»
Macht kleine Wettläufe
Ein alter Trick, der überraschenderweise doch immer wieder funktioniert … Zum Beispiel beim Anziehen: «Wetten, dass ich meine Jacke schneller angezogen habe als du?» oder unterwegs in die Kita oder Schule oder wo ihr gerade hinmüsst: «Wer ist zuerst bei der blauen Tafel?»
Sprecht darüber, worauf sich das Kind freuen kann
Beispiele: «Ich freue mich schon darauf, im Auto Musik zu hören. Oder magst du lieber ein Hörbuch auswählen?» oder «Vielleicht sehen wir unterwegs zur Busstation wieder diesen lustigen Hund aus dem Fenster schauen» oder «Gleich wird in der Kita der Znüni aufgetischt, was es wohl Feines gibt?» oder wenn ihr einkaufen gehen müsst: «Was magst du dir zum Znüni auswählen? Und was wollen wir fürs Mittagessen einkaufen?»
Führt auch morgens feste Abläufe ein
Abends haben die meisten Familien ihre fixen Rituale vor dem Schlafengehen der Kleinen. Morgens, wenns pressiert, gerät manchmal alles durcheinander. Dabei sind gerade dann feste Abläufe hilfreich fürs Kind, das gibt ihm Sicherheit und Orientierung. Zum Beispiel immer zuerst frühstücken, anziehen, Zähne putzen, dann Schuhe und Jacke anziehen.
Einige dieser Ideen stammen von The Mom Psychologist auf Instagram (siehe unten). Falls ihr es trotz dieser Tipps wiedermal nicht rechtzeitig aus dem Haus schafft: Tröstet euch, das kommt in den besten Familien vor, Prinzessin Kate und Prinz William kamen wegen ihrer Kinder sogar zu spät zur Krönung von König Charles III.! Und auch bei Kim Kardashian und ihren vier Kindern gehts morgens wild zu und her – hier noch mehr Tipps gegen das allmorgendliche Chaos mit Kindern.