Comedy-Ehepaar «Full House» nimmt die Kids mit auf die Bühne

Chasch du the milk in Chüelschrank stelle, per favore?», ist ein vollkommen normaler Satz im Haus von Familie Camus in Ascona TI. Hier wird dreisprachig kommuniziert, und das ist nur logisch: Mutter Gaby (54) kommt aus Effretikon ZH, Vater Henry (55) stammt aus New York. Die Kinder Viviana (19) und Dominic (16) sind grösstenteils im Tessin aufgewachsen und sprechen vor allem untereinander Italienisch.

Dabei geht es im Alltag der Camus’ nicht nur sprachlich bunt zu und her. Momentan ist dieser nämlich geprägt von Proben zu ihrem Festivalprogramm, mit dem die Familie als Les Touristes den ganzen Sommer über in Europa unterwegs ist. Als Highlight wartet Ende August das Busan Comedy Festival in Südkorea auf die artistisch-musikalische Comedytruppe aus der Schweiz. Es ist Asiens erstes und grösstes internationales Comedyfestival. «Über diese Einladung freuen wir uns riesig», sagt Gaby Camus.

Als kleines Mädchen wird Gaby beim Kinderzirkus Robinson mit dem Zirkusvirus infiziert. Später tingelt sie neben ihrem Sportstudium an der ETH Zürich mit einer fünfköpfigen Artistengruppe durch Strassen- und Kleinkunstfestivals. An einem davon – in Verona, der Stadt von Romeo und Julia – lernt sie vor 34 Jahren Henry kennen. Der Sohn einer Cellistin und eines Dirigenten kann diverse abgebrochene Studien vorweisen (Geige, Klavier, verschiedene internationale Zirkusschulen), dazu einen umwerfenden Mix aus Musikalität, Artistik und Humor. Dieser kommt nicht nur auf der Bühne gut an, sondern auch bei Gaby. Die beiden werden zuerst privat ein Paar, ein gutes Jahr später tun sie sich als Duo Full House auch beruflich zusammen.

Viviana und Dominic kommen in Zürich zur Welt. Als sie klein sind, nehmen ihre Eltern sie mit zu den Auftritten rund um den Globus. «Auf diesen Reisen habe ich sicher genauso viel gelernt wie in der Schule», sagt Viviana. Mehrfach touren Full House mit dem Circus Knie. Dann gehen die Kinder in die Zirkusschule – Dominic wird dort gar eingeschult. «Das war immer super cool da», sagt er.

Der Umzug ins Tessin hat zu einem grossen Teil mit dem Schulsystem zu tun. «Nur schon die fast doppelt so langen Sommerferien waren ein riesiger Vorteil. Ausserdem ist es hier nicht so kompliziert, die Kinder mal aus der Schule zu nehmen, wie in der Deutschschweiz», sagt Gaby. Wenn es nicht möglich ist, dass die beiden zu Auftritten mitreisen, haben sie ein Netz aus Freunden, Grosseltern und Babysittern, welche auf sie aufpassen. Heute können sie auch gut ein paar Tage allein sein. «Wenn wir nach Hause kommen, fragen sie uns als Erstes, wann wir wieder gedenken zu verschwinden», meint Henry lachend.

Ihre Leidenschaften wurden Viviana und Dominic mehr oder weniger in die Wiegen gelegt. Die Ältere ist passionierte Tänzerin und Schauspielerin, spielt Cello und Klavier. Der Jüngere betreibt Artistik und Karate und spielt Schlagzeug – aber auch das Gamen nimmt einen guten Teil der Zeit des Gymischülers in Anspruch. Während der Sommerferien kommt er allerdings nicht ganz so oft dazu.

Wessen Idee es gewesen sei, zu viert aufzutreten, könne man gar nicht so genau sagen, meint Gaby Camus. «Das ist mehr oder weniger organisch gewachsen.» Den einen oder anderen Gastauftritt bei Full House haben die Kinder immer wieder mal hingelegt. «Da gings aber mehr um den Jö-Effekt», meint ihre Mutter. «Jetzt müssen sie mitarbeiten.» Das ist nicht immer einfach – für alle. Gerade wenn es um die humoristischen Einlagen geht, macht sich gern mal der Generationenunterschied bemerkbar. «Boomer-Humor!», rufen Viviana und Dominic, wenn ihnen ein Spruch ihrer Eltern als zu altbacken reinkommt. «Dann nehmen wir ihn gerade extra ins Programm. Schliesslich haben immer noch wir das letzte Wort», flachst Henry.

Die Tour als Les Touristes ist sozusagen Vivianas und Dominics Sommerjob. Das Geld, das sie verdienen, kann vor allem Viviana gut brauchen. Nach bestandener Matura wird sie im Herbst ihr Schauspiel- und Musikstudium in London beginnen. «Nicht dass es mein Lebenstraum wäre, im engen Camper in der Weltgeschichte herumzugondeln so wie meine Eltern», meint sie grinsend. «Aber im Ernst: So wie ich aufgewachsen bin, kann ich mir kaum etwas anderes als einen Beruf in dieser Branche vorstellen.»