In den Frühlingsferien hat Eva Mendes (48) ihren Partner Ryan Gosling (41) am Set des mit Spannung erwarteten Kitsch-Action-Films «Barbie» in London besucht. Mit dabei hatte sie die beiden Töchter Esmeralda (9) und Amada (7). «Als wir in London waren, besuchten wir ein Musical ums andere, wir profitierten davon, wieder ins Theater zu können, besuchten alle möglichen Museen, haben uns sogar Windsor Castle angeschaut – ich habe so viele Ausflugstipps erhalten, und wir haben viel unternommen», sagte die Schauspielerin gegenüber dem «Independent». Das hat die Familie sehr genossen – aber mit dem Konsum-Programm ist nun vorerst Schluss.
Für die Sommerferien plant die zweifache Mutter offenbar nur ein einziges To-Do: «Ich habe das Gefühl, dass ich nun die Langeweile zurückholen möchte in unser Leben. Sowohl für die Kinder wie auch für mich selbst, wünsche ich mir Langeweile.»
«Ich glaube, wenn wir uns langweilen, wenn wir nicht durch ein Telefon, ein iPad, einen Computer oder den Fernseher stimuliert werden, dann kommen uns plötzlich richtig gute Ideen!»
Eva Mendes
Eva Mendes und Ryan Gosling haben gute Gründe, warum sie sich als Eltern wünschen, dass ihre Kinder sich langweilen. «Ich glaube, wenn wir uns langweilen, wenn wir nicht durch ein Telefon, ein iPad, einen Computer oder den Fernseher stimuliert werden, dann kommen uns plötzlich richtig gute Ideen!» Es könne richtig lustig werden, oder gefährlich. Auch jeden Fall aber bereichernd. «Darum wünsche ich mir einen Sommer voller Langeweile.»
Mehr zu den Erziehungswerten, die Eva Mendes und Ryan Gosling wichtig sind, erfahrt ihr unter diesem Link.
Langeweile ist tatsächlich zum mittlerweile total unterschätzten Gut geworden. Während unsere Kinder in einer Welt aufwachsen, in der praktisch permanent Ablenkung verfügbar ist, vergessen wir schnell, dass Langeweile sowohl für ihre Hirnentwicklung förderlich, wie auch für ihre Seele wohltuend wäre. «Viele heutige Psychiater und Psychiaterinnen nennen die Langeweile sogar «Super Food» fürs Gehirn und für die Seele.» Mit diesem Satz schwingt Pro Juventute die Werbefahne für die Langeweile. Tatsächlich ist Langeweile eine tolle Sache. Aus folgenden 5 Gründen:
Langeweile ist ein SEHR gutes Zeichen! Wie Erziehungscoach und Eltern-Beraterin Isabelle von Abendroth in ihrem Blog schreibt, ist Langeweile als gute Nachricht zu werten. «Langeweile entsteht oft erst dann, wenn bei Kindern der tägliche Stress oder ein stark durchgetakteter Tagesablauf wegfällt. Dies ist häufig in den Ferien oder am Wochenende der Fall.» Aber es sei ein gutes Zeichen, dass das Kind sich auf dem Weg zur Entspannung und Ruhe befinde.
«Als Kinder waren wir es gewohnt, unser Vorstellungsvermögen zu nutzen – wir konnten aus einem schlichten Karton eine ganze Festung werden lassen.»
Susan Greenfield, Hirnforscherin
Langeweile kurbelt die Fantasie an. Studien belegen: Wenn das Hirn nicht ausgelastet ist, kommt es auf richtig tolle Ideen. Das Nichtstun ist also ein Kreativitäts-Booster. Psychologin Sandi Mann konnte mit einem sehr langweiligen Experiment (die Probanden mussten Telefonbücher lesen) belegen, dass Langeweile einen Überschuss an Ideen generiert. Drei Universitäten in Australien und Singapur fanden 2019 mit einer Studie heraus, dass Langeweile sowas wie der lodernde Zündstoff für Kreativität und Produktivität ist. Auch im Erwachsenenalter. Hirnforscherin Susan Greenfield sagt: «Als Kinder waren wir es gewohnt, unser Vorstellungsvermögen zu nutzen – wir konnten aus einem schlichten Karton eine ganze Festung werden lassen. Für unsere geistige Entwicklung ist das sehr wichtig, denn wir hatten unsere Fantasie in der Hand, waren Herr unserer eigenen Geschichte, hatten die Kontrolle.»
Langeweile fördert die Entwicklung. «Phasen der nicht organisierten Freizeit für zweckfreies Spielen sind wichtig für die Entwicklung der Kinder und vor allem deren Gehirn», schreibt von Abendroth. So zeigen neurobiologische Studien, dass Kinder besser lernen, wenn sie ihrer eigenen Neugierde folgen anstatt von aussen für etwas motiviert zu werden. Ausserdem hebt von Abendroth hervor, dass Langeweile das Hirn trainiert und in den Gedanken Ordnung schafft. «Zum anderen haben Hirnforscher in Studien festgestellt, dass, wenn Probanden aufgefordert werden, nichts zu tun und an nichts zu denken, ein ganz bestimmtes Netzwerk von Hirnregionen eine besonders hohe Aktivität aufweist. Ähnlich wie beim Schlaf, so die Theorie der Hirnforscher, könnte das Gehirn im Leerlauf-Modus aktiv sein, um sich gerade Erlerntes noch einmal durch den Kopf gehen zu lassen und die Synapsen entsprechend neu zu sortieren.»
«Kinder entwickeln durch Langeweile ein Gefühl für sich selbst, für ihre Schaffenskraft, ihre Stärken und Fähigkeiten sowie ihre eigenen Interessen.»
Isabelle von Abendroth, Elterncoach
Langeweile macht selbständig. Kinder, denen das Programm nicht vorgegeben wird, lernen, sich selbst zu organisieren und etwas Eigenes auf die Beine zu stellen. Das ist nicht nur für ihr Gehirn gut, sondern auch für ihr Selbstwertgefühl, sagt von Abendroth. «Kinder entwickeln so ein Gefühl für sich selbst, für ihre Schaffenskraft, ihre Stärken und Fähigkeiten sowie ihre eigenen Interessen.»
Oftmals lassen wir Langeweile im Familienalltag unbewusst nicht zu. Hier eine kleine Liste an Dingen, die man sich bewusst machen kann, um die positiven Effekte der Langeweile geniessen zu können:
Nicht unterbrechen! Sind unsere Kinder einfach nur am rumhängen oder am Gedanken wälzen, fällt es manchmal schwer, ihnen keinen Vorschlag zum Zeitvertrieb zu unterbreiten. Lassen wir unsere Kinder doch träumen! Entweder gesellen wir uns dazu und träumen mit, dann können sich ganz nahe, entspannte Momente zwischen Eltern und Kind ergeben. Oder wir ziehen uns zurück und geniessen die freie Zeit für uns – auch wenn sie nur für einen Kaffee oder ein halbes Kapitel im Lesebuch reicht.
Nicht zuplanen! Pro Juventute bringt den Vorschlag des Pyjama-Tags und wir finden das grossartig. Einen ganzen Tag lang das Programm weglassen und stattdessen einfach sein, ist genau, was eine Familie zwischendurch braucht, nicht? Das hat übrigens auch SRF-«Meteo»-Moderatorin Sandra Boner als festen Bestandteil ihres Familienalltags eingeführt. Sie nennt es «Nonsens-Tag». «Da hat man einfach keinen Plan. Das ist für meinen Grossen eigentlich ein schlimmer Tag. Er mag Strukturen und weiss am liebsten schon frühmorgens, wie der Rest des Tages läuft. Aber durch diese Planlosigkeit ergaben sich gerade im letzten Sommer mit dem anhaltend schönen Wetter ganz viele spontane Aktionen.» Weniger ist mehr – das gilt grundsätzlich in der Familienplanung.
Nicht nachgeben – aber unterstützen: Gerade Kinder, die daran gewöhnt sind, immer eine Ablenkung zur Verfügung zu haben, können sich am Anfang schwer tun mit der Langeweile. Pro Juventute empfiehlt Eltern, ihre Kinder dabei zu unterstützen, aus der Langeweile das Beste zu machen. «Zählen Sie Ihrem Kind fünf Dinge auf, die es normalerweise gerne macht. Sagen Sie ihm, dass es nun zehn Minuten Zeit habe, um sich zu überlegen, was es tun möchte. Verlassen Sie den Raum», lautet ein Vorschlag. Ein anderer: «Füllen Sie eine Langeweile-Schachtel mit Ideen, was man tun könnte, wenn es einem langweilig ist. Sie können das auf Papierstückchen schreiben, Zeichnungen machen oder Gegenstände hineinlegen.» Ideen dazu findet ihr in unserem Dossier für und gegen die Langeweile.
Langeweile positiv besetzen: Erziehungscoach Isabelle von Abendroth empfiehlt Eltern auf den Kindersatz «Mir ist so langweilig» so zu antworten: «Glückwunsch, mich interessiert zu sehen, was du jetzt tust.»