1. Home
  2. Family
  3. Familien-Geschichten
  4. Ex-Miss Schweiz Bianca Sissing über ihren unerfüllten Kinderwunsch

Das grosse Interview

Bianca Sissing redet über ihren unerfüllten Kinderwunsch

Jahrelang schob sie ihren Kinderwunsch zur Seite – ist es nun zu spät? Bianca Sissing sagt, was sie heute anders machen würde und wie sie mit ihrem neuen Partner um ein Kind kämpft. Die Chronik eines unerfüllten Traums.

Artikel teilen

Bianca Sissing 2023 Bianca Sissing

Die ehemalige Schönheitskönigin Bianca Sissing (44) arbeitet seit zehn Jahren als Yogalehrerin und führt ein eigenes Studio in Luzern.

Thomas Buchwalder

Bianca Sissing sitzt auf einem braunen Sessel in ihrem Yogastudio mitten in Luzern. Vor 20 Jahren wurde die in Kanada aufgewachsene Tochter eines Schweizers und einer Südafrikanerin zur Miss Schweiz gekürt – war über Nacht plötzlich berühmt. In den letzten Jahren ist es aber ruhig um sie geworden. Hinter ihr liegt eine schwierige Zeit – und Bianca Sissing kann nicht mehr schweigen.

Bianca Sissing, Sie wollen über Ihren unerfüllten Kinderwunsch reden. Warum?
Es ist so wichtig, dass Frauen ihren Kinderwunsch nicht einfach zur Seite schieben. Diesen Fehler habe ich gemacht. Ich bin nicht für mich eingestanden. Mein Ex-Mann hat mich während zehn Jahren Ehe vertröstet, immer gesagt, es sei noch nicht der richtige Moment für Kinder. Ich habe das einfach akzeptiert.

Warum?
Ich wollte keinen Druck machen, wollte nicht stressen. Ich wusste, ich bin gesund, habe noch Zeit. Aber am Schluss ging das nicht gut für mich aus. Ich stand ohne Mann und ohne Kinder da.

Haben Sie Ihrem damaligen Partner klar gesagt, dass Sie Kinder wollen?
Von Anfang an. Schon vor der Hochzeit habe ich gesagt, dass dies mein grosser Traum ist.

Bianca Sissing 2023 Bianca Sissing

Bianca Sissing: «Ich war in tausend kleine Stücke zerbrochen»

Thomas Buchwalder

Wann war der Moment, als Sie wussten: Sie müssen etwas ändern?
Irgendwann war ich 40. Ich habe ihm gesagt, ich könne nicht länger warten, müsse das jetzt angehen. Das war der Grund für unsere Scheidung.

Wie war das für Sie?
Eine Welt ist zusammengebrochen. Er war meine grosse Liebe. Ich fühlte mich in dieser Beziehung immer gut, es gab nie gross Streit. Danach war ich in tausend kleine Stücke zerbrochen.

Sie mussten zwischen Ihrer grossen Liebe und Ihrem Kinderwunsch entscheiden …
… ja, genau. Irgendwann dachte ich aber: Will ich in dieser Situation bleiben? Die Antwort war: Ich habe mich für mich entschieden.

Was raten Sie Frauen, die in der Situation sind wie Sie damals?
Macht den Mund auf! Denkt nicht, ihr habt noch genug Zeit. Ihr wisst nie, ob es klappt. Und ich wünschte, ich hätte mich früher informiert, welche Möglichkeiten es gibt. Zum Beispiel hätte ich vor zehn Jahren meine Eizellen eingefroren, hätte ich davon gewusst. Mein Frauenarzt hat mich nie darüber aufgeklärt, das finde ich tragisch. Der Gynäkologe sollte mit seinen Patientinnen darüber reden, wenn er weiss, dass sie Kinder wollen und in einem gewissen Alter sind.

Bereuen Sie, dass Sie so lange warteten?
Ich bereue es so sehr. Ich habe viel zu lange gewartet. Ich wollte nicht die nervige Frau sein, aber ich habe einen Fehler gemacht. Die Fruchtbarkeit der Frauen ist sehr begrenzt und sehr kostbar. Damit sollte niemand spielen. Wenn ein Mann weiss, dass er keine Kinder will, oder wenn er seine Meinung ändert oder Unsicherheiten hat, sollte er sofort mit seiner Partnerin darüber reden.

Bianca Sissing 2023 Bianca Sissing

Die Hoffnung hat sie nicht aufgegeben. «Die Erfahrung von einem eigenen Kind will ich in meinem Leben nicht missen.»

Thomas Buchwalder

Ende 2019 reist Bianca Sissing nach Bali. Dort lernt sie Juan Carlos Russo (45) kennen, der auf der indonesischen Insel als Yogalehrer arbeitet. «Als ich sie sah, dachte ich: Die schönste Frau der Welt!», sagt der Spanier. «Ein paar Monate später bin ich wieder nach Bali gereist», sagt sie. Dann kam Corona, die Grenzen gingen zu. «Wir verbrachten den Lockdown zusammen – und haben uns verliebt», sagt Russo. Seit fast drei Jahren sind sie ein Paar, leben zusammen in Luzern und auf Bali.

Bianca Sissing, haben Sie ihm von Anfang an gesagt, dass Sie Kinder wollen?
Ja. Und du warst offen dafür, gell?
Juan Carlos Russo: Ja! Ich habe bereits einen sechsjährigen Sohn mit meiner Ex-Partnerin. Mir gefällt es, Vater zu sein. Und ich würde meinem Sohn gern ein Geschwisterchen schenken.

Wollten Sie gleich schwanger werden?
Eigentlich nicht, es passierte einfach. Ganz ohne zu planen. Doch ich hatte nach fast drei Monaten eine Fehlgeburt. Wir haben es weiter versucht und versucht – und ein Jahr später wurde ich nochmals schwanger! Und wieder habe ich es verloren.

Wie war das für Sie?
Es war traumatisch. Vor allem die erste Fehlgeburt. Ich war zu Hause, sah, was aus meinem Körper kam. Ich habe bis heute keine Worte dafür. In mir begann ein Leben zu wachsen, und plötzlich war es weg. Nach der zweiten Fehlgeburt dachte ich: Was ist falsch mit mir? Alle können schwanger werden, auch Frauen, die es gar nicht wollen, nur ich nicht. Ich empfand das als unfair. Ich fühlte mich so alleine, weil niemand über Fehlgeburten redet. Wenn wir Frauen aufwachsen, lernen wir nicht, dass das etwas Normales ist.

Bianca Sissing 2023 Bianca Sissing

Bianca Sissing und Juan Carlo Russo wollen ein gemeinsames Kind.

Thomas Buchwalder

Wie war diese Zeit für Sie als Paar?
Juan Carlos Russo: Ich glaube, diese schlimme Erfahrung hat uns enger zusammengebracht. Wir haben beide gemerkt, wie sehr wir es wollen, und haben gemeinsam nach Lösungen gesucht.
Bianca Sissing: Er hat mich extrem unterstützt, war immer für mich da.

Wie ging es weiter?
Ich habe mich von verschiedenen Ärzten untersuchen lassen. Alle gaben mir die gleiche Antwort: Ich sei einfach zu alt. Die Qualität meiner Eizellen sei nicht gut und ich hätte auch zu wenige davon. Es gäbe keine Hoffnung mehr, natürlich schwanger zu werden.

Dann entschieden Sie sich für künstliche Befruchtung?
Ja, letzten Sommer haben wir in Spanien eine Klinik für In-vitro-Fertilisation aufgesucht. In der Schweiz sind die Preise dafür einfach viel zu hoch. Die Krankenkassen übernehmen die Kosten nicht, was ich falsch finde.

Wie lief die künstliche Befruchtung ab?
Ich musste mir zwei Wochen lang jeden Tag zur genau gleichen Zeit eine Hormonspritze in den Bauch setzen. Jeden zweiten Tag musste ich mich untersuchen lassen. Es war eine intensive und herausfordernde Zeit. Mein Kopf fühlte sich teilweise an, als würde er explodieren, und ich musste mich eine ganze Nacht übergeben.

Wie ging es weiter mit der Behandlung?
Die Ärzte konnten dann unter Vollnarkose eine einzige Eizelle entnehmen. Sie entschieden, dass sie mit dieser fortfahren wollen.
Juan Carlos Russo: Ein anderer Arzt fragte später, warum wir es mit nur einer Eizelle probiert hätten. Eigentlich mache man das mit drei oder vier.
Bianca Sissing: Es hat nicht geklappt. Wir hatten so viel Geld und Hoffnung investiert, und dann war alles weg – mit nur einem Telefonanruf.

Wie es nach diesem Rückschlag mit Bianca Sissings und Carlos Russos Kinderwunsch weitergeht, wie und warum sie weiterhin am gemeinsamen Babyplan festhalten, lesen Sie in der aktuellen Ausgabe der Schweizer Illustrierten. 

 

SD
Silvana DegondaMehr erfahren
Von Silvana Degonda am 24. Februar 2023 - 11:03 Uhr