Mirjam Jäger, Sie haben in diesem Jahr den wohl krassesten Shitstorm Ihres Lebens durchgemacht, nachdem sie sich kritisierend gegenüber einer Black-Lives-Matter-Demonstration geäussert hatten. Ihre Arbeit als Selbständige hat unter dem Lockdown gelitten. Aber Ihre Familie ist um ein Mitglied gewachsen. Wie fällt die Bilanz aus?
Die positiven Erlebnisse überwiegen 2020 ganz klar. Ich war die meiste Zeit des Jahres schwanger, alles lief gut und im September durfte mein zweiter Sohn Jay gesund zur Welt kommen. Das ist ein grosses Glück. Auch hatte der Lockdown für mich den positiven Nebeneffekt der Entschleunigung. Gezwungenermassen wurde mir vor Augen geführt, wie gestresst ich normalerweise bin.
Sie sind selbständig als Influencerin und Moderatorin - mit dem Lockdown fiel auch ihr Einkommen aus. Hat Sie das nicht gestresst?
Das war nicht sehr schön. Mir wurden alle Events abgesagt. Ich hatte einige Monate überhaupt kein Einkommen mehr. Aber es könnte schlimmer sein. Mir kam als Härtefall finanzielle Unterstützung zu. Danke, Schweiz!
Was haben Sie mit der dazu gewonnenen Zeit angefangen?
Dreieinhalb Wochen nach dem Kaiserschnitt konnte ich mein Sportprogramm wieder aufnehmen, das tut mir gut.
Aber mit einem zweiten Kind hält sich die neu gewonnene Zeit in Grenzen (lacht). Ich bin von früh bis spät busy. Allerdings bin ich auch ein Mensch, der Mühe damit hat, zwei Stunden stillzusitzen und nichts zu tun. Sobald ich eine freie Minute habe, versuche ich, auf Social Media Neues auszuprobieren. Da die Corona-Situation anhält ist das momentan meine einzige Einnahmequelle.
Haben Sie nach dem Shitstrorm im Sommer nicht die Nase voll von Social Media?
Es hat mich schockiert, das zu erleben. Für Diskussionen bin ich ja immer offen. Und ich halte mich für kritikfähig und offen. Dass die Menschen auf Social Media aber überhaupt keine Hemmungen mehr haben, wenn sie sich hinter einem Pseudonym verstecken können, gibt mir zu denken. Ich habe mir schon überlegt, ob das eine Welt ist, an der ich teilhaben will. Aber nun habe ich, statt mich selber auszuschliessen, damit begonnen, Trolle konsequent zu blockieren. Das brauche ich nicht.
«Ich hoffe, diese neue Entschleunigung wird mir im nächsten Jahr nicht zu schnell abhandenkommen.»
Mirjam Jäger
Was haben Sie von 2020 gelernt?
Das Handy auf Flugmodus zu stellen. Neu bin ich manchmal einfach drei Stunden lang nicht erreichbar. Ich hoffe, diese neue Entschleunigung wird mir im nächsten Jahr nicht zu schnell abhandenkommen. Damals, als ich acht Tage ohne Handy in Nordkorea unterwegs war, habe ich mir das auch schon vorgenommen. Aber der Effekt verflog dann ziemlich rasch.
Was möchten Sie noch beibehalten?
Ich habe während des Lockdowns und der zwangsläufigen geografischen Einschränkung eine schöne kleine Entdeckung gemacht: Man muss nicht immer weit weg und hoch hinaus. Auch der Wald nebenan ist schön.
Was erhoffen Sie sich im neuen Jahr?
Ich hoffe, dass wir diese Pandemie in den Griff kriegen. Mit der Zulassung des Impfstoffs vor wenigen Tagen ist der erste Schritt getan - hoffentlich können wir wieder ein fröhliches Leben ohne Angst führen und hoffentlich muss in ein paar Monaten niemand mehr an Corona sterben. Damit dürften auch Reisen wieder möglich und vertretbar sein, denn ich will mit Louie unbedingt ein zweites Mal ins Disneyland. Ich habe auch grosse Hoffnung, dass im Sommer Events wieder stattfinden werden und ich endlich wieder vor Publikum moderiern darf und kann.
Apropos Kinder: Geht die Familienplanung weiter?
Nein, im Moment ist gut (lacht). Wir planen kein weiteres Kind. Aber wenn es ein drittes Baby geben würde, wäre es dennoch willkommen.
Wird 2021 die Hochzeit mit Ihrem Langzeitverlobten Rafael Beutl endlich ein Thema?
Nein, vorgesehen ist auch im 2021 keine Hochzeit.