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Hathaway & Co.

Ärztin: «Radikal- Diät lässt Gehirne schrumpfen»

Es sind schockierende Bilder, die uns dieser Tage erreichen: Die Schauspieler Matthew McConaughey und Anne Hathaway sind spindeldürr. Für Filmrollen verloren sie innert kürzester Zeit etliche Kilos. Gabriella Milos, die leitende Ärztin am Zentrum für Essstörungen in Zürich, ist alarmiert: «Solche Gewichtsverluste führen schnell zu Essstörungen.»

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Bei Anne Hathaway, 30, musste es schnell gehen. Für ihre Rolle als Prostituierte Fantine in der Musical-Verfilmung «Les Misérables» liess sie die Kilo purzeln - und zwar gehörig: zwölf Kilogramm innert drei Wochen. Die ersten fünf verlor sie durch Darmspülungen. Darauf folgte eine zweiwöchige Radikal-Diät. Anne ass täglich zwei Scheiben getrocknete Haferbrei-Paste, erzählt sie in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift «Vogue»: «Ich musste wie besessen hungern, weil ich ja halbtot aussehen sollte.» In dieser Zeit habe sie jeglichen Bezug zur Realität verloren, «das alltägliche Chaos hat mich vollends überwältigt».

«Viele wissen nicht, dass durch rasches Abnehmen auch das Gehirn kleiner wird», erklärt Dr. Gabriella Milos, leitende Ärztin am Zentrum für Essstörungen in Zürich, gegenüber SI online. Die Aufmerksamkeit wird geringer, Gedächtnis und Auffassungsgabe sind enorm eingeschränkt bei Untergewichtigen. Zudem sinkt die Körpertemperatur, Betroffene frieren ständig. Aufgrund von Mangelernährung können die Organe versagen, wie auch die Knochen - sie werden bereits in jungem Alter brüchig.

DIÄT NUR MIT ZIELGEWICHT, SAGT EXPERTIN
Anne Hathaway ist nicht der einzige Hollywood-Star, der für seinen Job hungert. Auch Matthew McConaughey, 43, hat gerade innert kürzester Zeit 15 Kilogramm verloren. Die Bilder, die den ausgemergelten Schauspieler zeigen, gingen um die Welt. Während Wochen nahm McConaughey nur noch proteinhaltige Produkte und Tee zu sich, auf Kohlenhydrate verzichtete er vollends. «Ich vermute, dass die Stars während dieser Zeit ärztlich betreut werden», so Expertin Milos. Deshalb dürften sowohl Hathaway als auch McConaughey trotz Mangelernährung genügend Vitamine und Spurenelemente zu sich genommen haben.

Viel negativere Auswirkungen würden solche Radikal-Diäten bei nicht prominenten Menschen haben, sagt die Expertin: «Nimmt Anne Hathaway so arg ab, kann das bei jungen Frauen einen Nachahmer-Effekt auslösen.» Wie Statistiken belegen, sind diese besonders anfällig für Essstörungen. Milos erklärt sich das unter anderem damit, dass sich Mädchen zwischen 12 und 20 Jahren oft nur auf ihre Körperform reduzierten, anstatt auf ihre Talente oder ihren Charakter - «Dinge, die ihre Person halt wirklich ausmachen». Häufig beginnt die Teufelsspirale einer Essstörung mit den falschen Vorbildern, wie Schauspielern oder Models: «Dann wollen die jungen Frauen ein wenig abnehmen - ohne sich ein Zielgewicht oder ein Diätende zu setzen.» Zu spät merken sie in solchen Fällen, dass sie zu weit gegangen sind. «Eine Diät führt schnell in eine chronische Essstörung», sagt Milos. Denn durch die Ernährungsumstellung kann der Körper in kürzester Zeit jegliches Hunger- oder Sättigungsgefühl verlieren.

HUNGER MUSS DEM KÖRPER BEIGEBRACHT WERDEN
Anne Hathaway hat mittlerweile wieder zu ihrem Normalgewicht gefunden, die Dreharbeiten zu «Les Misérables» sind abgeschlossen: «Ich brauchte Wochen, um wieder zu mir zu kommen», erzählt sie. «Ich war total ausgezehrt, körperlich und emotional.» McConaughey steht dieser Prozess noch bevor: Er steht erst seit dieser Woche für «The Dallas Buyer's Club» vor der Kamera, in dem er den HIV-positiven Ron Woodroof spielt, der Anfang 90er-Jahre Aids-Medikamente von Mexiko in die USA schmuggelte.

«Nach seiner Radikal-Diät ist es wichtig, dass er stufenweise zurück zu seinem normalen Essverhalten findet», weiss Milos. Die tägliche Anzahl Kalorien darf nur langsam gesteigert werden, der Körper und vor allem der Stoffwechsel müssen sich wieder an die Umstellung gewöhnen. Häufig, so Milos, müsse man gar wieder lernen, Hunger oder Durst zu verspüren.

Von Ramona Thommen am 21. November 2012 - 11:49 Uhr, aktualisiert 21. Januar 2019 - 00:58 Uhr