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  3. Kinderschutz Schweiz: Kampagne für gewaltfreie Erziehung
Eltern und Grosseltern teilen ihre Erfahrungen

Was tun, wenn das Kind wieder einmal stresst?

Die Stiftung Kinderschutz Schweiz will mit einer mehrjährigen Kampagne das Thema Gewalt in der Erziehung enttabuisieren und zeigen, wie wir es besser machen könnten. Nachdem erst die Kinder über dieses Tabu redeten, kommen nun auch Eltern und Grosseltern zu Wort.

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Kinderschutz Schweiz Kampagne «Starke Ideen»

Tipp von Emma, 6: «Lieber Papi geh doch kurz raus.»

Kinderschutz Schweiz / Alessandra Leimer

Das Mädchen täubelet. Einmal mehr hat die Sechsjährige keine Lust, ihr Zimmer aufzuräumen. Bei Mama liegen die Nerven blank. Sie hatte einen strengen Tag, mag jetzt keine Diskussionen und schreit ihre Tochter an. Droht ihr mit erhobener Hand.

Eine Situation, die wir nur allzu gut kennen und die oftmals zu eskalieren droht. Die Kampagne «Ideen von starken Kindern für starke Eltern – Es gibt immer eine Alternative zur Gewalt» der Stiftung Kinderschutz Schweiz setzt genau an diesem Punkt an und zeigt Eltern in einer ersten Etappe, wie sie physische und psychische Gewalt in der Erziehung vermeiden können. 

Ein Klaps auf den Po gilt bei vielen als normal

Das Thema hat nichts an Aktualität eingebüsst. In einer Studie der Universität Freiburg berichten rund die Hälfte aller Eltern, dass sie schon einmal körperliche Gewalt in der Erziehung angewendet haben. 

Die Hand rutscht aus, schon setzt es eine Ohrfeige. Ein Klaps auf den Po, Stossen, Festhalten, an den Ohren oder Haaren ziehen. Was früher als «normale Erziehungsmittel» akzeptiert wurde, hockt auch heute noch in vielen Köpfen. 

Genau so verbreitet sind auch Formen psychischer Gewalt. Heftiges Beschimpfen, mit Schlägen drohen oder Liebesentzug stehen dabei ganz zuoberst. Zwölf Prozent der Eltern geben zu, dass sie dem Kind schon gedroht haben, es wegzugeben.

Ab wann ist mein Verhalten gewalttätig? Das ist vielen Eltern nicht klar, lautet ein weiteres Fazit der Studie. Umso wichtiger sei es daher, «Eltern für Risikosituationen zu sensibilisieren und ihnen konkrete Lösungen aufzuzeigen.»

Bub gibt Tipp

Kinderschutz Schweiz Kampagne «Starke Ideen»

«Lieber Papi, geh Wolken schauen», empfiehlt dieser Bub.

Kinderschutz Schweiz / Alessandra Leimer
Was tun, bevor man ausrastet?

Die Kinderschutz Kampagne liefert dazu ein eindrückliches Video. Ein Bub hat Kaffee auf dem neuen Teppich verschüttet, ein Mädchen das Auto vollgekritzelt – Kinder aus allen Sprachregionen der Schweiz erzählen von Situationen, in denen es geklöpft hat.

Die Tipps der Kinder

Mit stockender oder leiser Stimme berichten die Kinder, wie die Eltern reagiert haben und was das bei ihnen ausgelöst hat. Am Ende geben die Kleinen praktische Tipps aus Kindersicht:

  • Draussen den Wolken zusehen
  • Ein Glas Wasser trinken
  • Bis zehn zählen
  • Ein Guetsli essen
  • In den Spiegel schauen
Die Gewaltspirale durchbrechen

Das tragische bei Gewalt ist, dass sie schnell zum Selbstläufer wird. Die meisten Erwachsenen haben in der einen oder anderen Form als Kind selbst physische oder psychische Gewalt erlebt. Als Eltern wiederholt sich diese Gewaltspirale oft unbewusst.

Die zweite Etappe der Kinderschutz Kampagne «Starke Ideen - es gibt immer eine Alternative zu Gewalt» setzt genau an diesem Punkt an und lässt Eltern und Grosseltern zu Wort kommen. In einem Video reden sie offen von ihren persönlichen Erfahrungen mit Gewalt in der eigenen Kindheit und im Alltag mit ihren Kindern und Grosskindern. 

Weitere Strategien, um Gewalt zu verhindern, sowie Kurse findet ihr auf der Website der Stiftung: www.kinderschutz.ch

Von Maria Ryser am 18. April 2019 - 23:28 Uhr