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Check-up

Gluten: Schluss mit Panik!

Das Klebereiweiss auf der Anklagebank! Doch ist die Angst vor Gluten wirklich angebracht? Klar ist: Ein unbegründeter Verzicht auf das natürliche Bindemittel hat negative gesundheitliche Folgen. 

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Gluten: Schluss mit Panik!

Übeltäter Weil Brot Gluten enthält, verzichten viele darauf – zu Unrecht. 

iStockphoto

Die Regale in den Läden mit glutenfreien Lebensmitteln werden immer länger. Für Menschen mit der Darmerkrankung Zöliakie ist das ein grosses Plus. Doch längst hat das Label die breite Masse erreicht. Jeder Vierte glaubt, dass Ernährung ohne Gluten für jedermann gesund sei.

Das Klebereiweiss Gluten ist ein hervorragendes Bindemittel und kommt in den Samen einiger Getreidearten vor, vor allem in Weizen, aber auch in Roggen, Gerste, Hafer und Dinkel, und folglich in allen daraus weiterverarbeiteten Produkten. Für die allermeisten Menschen ist Gluten überhaupt kein Problem. Das sollte man bedenken, wenn «glutenfrei» als Geheimnis für Gesundheit und Schönheit oder zum Abnehmen angepriesen wird.

Ein Drittel der Europäer meint, bestimmte Lebensmittel wie Brot, Milch oder Obst nicht zu vertragen. In Wirklichkeit haben nur ein paar wenige Prozent eine Nahrungsmittelunverträglichkeit. Einfach auf glutenhaltige Nahrungsmittel zu verzichten, ist Unsinn. Zuerst sollte bei einem Facharzt abgeklärt werden, ob sich der Verdacht erhärten lässt.

Eine Zöliakie zu erkennen, ist nicht immer einfach. Denn oft liegt nicht das Vollbild der Krankheit mit Durchfall und Gewichtsverlust vor. Es gibt auch milde Krankheitsverläufe mit unspezifischen Beschwerden wie Müdigkeit oder leichten Bauchbeschwerden, die oft erst nach Jahren diagnostiziert werden. Einige Menschen leiden zwar nicht an Zöliakie, reagieren aber dennoch empfindlich auf Gluten. Vermutlich hat ein Teil der Reizdarmpatienten eine Gluten-Sensitivität. Mit einem sporadischen Verzicht auf glutenhaltige Nahrungsmittel lässt sich eine deutliche Besserung erzielen.

Gesunde Menschen, die ohne konkreten Anlass auf Gluten verzichten, erschweren eine spätere Diagnosestellung und profitieren von keinerlei gesundheitlichen Vorteilen. Weder ernährt man sich mit einer Glutendiät gesünder, noch schützt sie vor Diabetes oder Herz-Kreislauf-Krankheiten wie beispielsweise einem Herzinfarkt. Glutenfreie Produkte enthalten oft weniger Ballaststoffe, Vitamine und Mineralien und haben tendenziell einen höheren glykämischen Index. Zudem sind sie in der Regel teurer. Eine glutenfreie Diät verursacht Mehrkosten von über 200 Franken im Monat.

Von Dr. Samuel Stutz am 29. Juni 2018 - 21:00 Uhr, aktualisiert 20. Januar 2019 - 12:18 Uhr