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Sexuelle Schwierigkeiten beim Mann

Schluss mit Potenz-Problemen

Fast eine halbe Million Männer in der Schweiz leiden unter Erektionsstörungen – darüber zu reden getrauen sich aber die meisten nicht. Potenzprobleme sind ein Tabuthema. Viel besser wäre es aber, das Kind beim Namen zu nennen und gemeinsam mit seiner Partnerin nach Lösungen zu suchen. Ein paar einfache Tipps helfen dabei.

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Lust und Liebe

Probleme mit der Erektion sind zum Modethema geworden, spätestens seit es entsprechende Medikamente gibt. Zu Hause im Bett fällt es den meisten Betroffenen dann plötzlich nicht mehr so leicht, über die Schwierigkeiten zu sprechen und mit der Partnerin gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Und noch etwas vorweg: Nehmen Sie das Problem nicht allzu ernst. Sonst kommt es zu einer unheilvollen Fixierung auf wenige Zentimeter. Das wäre schade bei einem Thema, wo so viel Zärtlichkeit, Fantasie, Variantenreichtum und Lust gefragt sind.

Mehr als 400 000 Männer in der Schweiz haben ernsthafte Probleme mit der Erektion, vorwiegend in der zweiten Lebenshälfte. Die wenigsten sprechen darüber und tun etwas. Vier von fünf Betroffenen gehen nicht einmal zum Arzt. Und wenn sie es tun, ist die Gefahr gross, dass sie zwar ein Rezept bekommen, sich aber mit ihren Problemen alleine gelassen fühlen und nicht wissen, wie man das Medikament richtig anwendet. Scheitert dann der erste oder zweite Behandlungsversuch, ist die Sexualität endgültig vom Tisch – oder vom Bett.

Das männliche Glied ist ein äusserst sensibles Organ. Es besteht aus drei schwammähnlichen Schwellkörpern mit vielen kleinen Blutgefässen und Muskelfasern. Ohne sexuelle Stimulation sind die Muskelfasern so zusammengezogen, dass nur wenig Blut in den Penis fliesst. Sobald es aber zur Erregung kommt, erweitert sich die Muskulatur, und sofort fliesst mehr Blut in das männliche Glied. Die Hohlräume in den Schwellkörpern füllen sich damit und gleichzeitig wird der Abfluss von Blut reduziert. Der Penis wird praller bis zur vollständigen Erektion. Zu Erektionsschwäche kommt es, wenn dieses komplizierte Zusammenspiel von Nerven, Muskeln und Blutgefässen aus irgendeinem Grund gestört ist.

Es gibt organische und psychische Ursachen. Die häufigste organische Störung ist die Arteriosklerose. Sie befällt nicht nur die Blutgefässe, welche lebenswichtige Organe wie Herz und Hirn mit Blut versorgen, sondern auch jene, welche das starke Stück des Mannes versorgen. Weil das männliche Fortpflanzungsorgan so sensibel und vor allem so früh auf Störungen der Blutversorgung reagiert, machen sich die ersten Flauten im Bett bemerkbar, bevor es zu Herzbeschwerden oder gar Einschränkungen der Hirndurchblutung kommt. Erektionsprobleme sind deshalb ein frühes Warnzeichen für andere ernsthafte Erkrankungen. Immerhin haben 15 bis 20 Prozent der Männer mit Erektionsproblemen eine klinisch relevante Herzkrankheit. Männer mit Potenzproblemen sollten daher immer gründlich auf Herz-Kreislauf-Risikofaktoren abgeklärt werden, das heisst auf Bluthochdruck, erhöhtes Cholesterin, Übergewicht, Bewegungsarmut und Diabetes. Und umgekehrt leiden Diabetiker und Menschen mit hohem Blutdruck so häufig an erektiler Dysfunktion, dass der Arzt stets von sich aus danach fragen sollte.

Viele Medikamente und übermässiger Alkoholkonsum beeinträchtigen die Erektionsfähigkeit. Weitere körperliche Gründe sind die obstruktive Schlafapnoe mit lautem Schnarchen und Müdigkeit am Tag, multiple Sklerose, Parkinson und Operationen im Beckenbereich, namentlich der Prostata.

Damit eine Erektion zustande kommt, muss es auch psychisch stimmen. Es sind bei Weitem nicht nur ernsthafte Erkrankungen wie Depressionen, die den sensiblen Vorgang stören, sondern jegliche Form von Stress, Angst, Müdigkeit, partnerschaftliche Konflikte und so weiter.
Kein Mann kann immer und überall, zum Glück nicht. Im Gegensatz zur Frau kann er sich auch nicht verstecken, wenn er ein Problem oder einfach keine Lust hat. Dass das männliche Glied unter gewissen Umständen seinen Dienst versagt, ist eigentlich normal und kein Grund zur Sorge. Zum Problem wird mangelnde Erektionsfähigkeit erst, wenn sie wiederholt über einen Zeitraum von mindestens drei Monaten auftritt.

Für die Potenz kann man selber sehr viel tun. In erster Linie, indem man alles meidet oder bekämpft, was den Blutgefässen zusetzt, also Bewegungsarmut, Übergewicht, Bluthochdruck, schlechte Cholesterinwerte, Diabetes. Jede Art von Sport ist neben Medikamenten die beste Möglichkeit, Erektionsprobleme wirksam zu behandeln.
Mit den heutigen Therapiemöglichkeiten kann fast allen Männern geholfen werden. Die Behandlung mit Medikamenten ist bedenkenlos und schadet dem Herz nicht, ausser jemand ist wirklich schwer herzkrank. Bei allen Tabletten braucht es sexuelle Stimulation in irgendeiner Form, entweder optisch, akustisch oder taktil – oder am besten alles gleichzeitig. Das optimale Behandlungsresultat erreicht man erst nach 10 bis 20 Einnahmen mit einer genügend hohen Dosierung. Erst dann lässt sich der Therapieerfolg abschliessend beurteilen.

Erektionsfördernde Medikamente muss man ausprobieren und sich dabei Zeit lassen, bis sie wirken können. Auch wenn der Effekt bei einigen Medikamenten schon nach zehn Minuten eintritt, dauert es rund eine halbe Stunde, bis sich die volle Wirkung entfaltet. Wenn es mit einer niedrigen Anfangsdosis nicht klappt, muss und darf man höher dosieren. Vorzeitig abbrechen sollte man eine medikamentöse Behandlung auf keinen Fall.

Wer an Erektionsproblemen leidet, läuft Gefahr, dies zum alles beherrschenden Thema zu machen. Das ist ebenso falsch wie gefährlich, weil sich ein Problem so nur fixiert. Befreien Sie sich also vom Gedanken, Sex sei nur gut, wenn er möglichst hart ist. Gehen Sie das Liebemachen ganz entspannt an. In etwa so: Klappt die Penetration, ist es fein. Wenn nicht, ist es auch recht.
Überhaupt sind Erwartungshaltung und Leistungsdenken die grössten Lustkiller und Feinde einer spontanen, natürlichen Erektion. Machen Sie miteinander ab, sich einmal nur nahe zu sein und zu kuscheln. So ist niemand unter Druck. Und wenn es unerwarteterweise doch noch funktioniert, ist es umso schöner. Romantische Musik, vielleicht ein Glas Wein, aber nicht mehr. Das kann die Sinne befreien und die Durchblutung fördern.

Tipps für eine bessere Erektion

• Keine falschen Erwartungen! Sie killen die Lust.
• Sich nicht auf die Erektion und möglichst harten Sex fixieren.
• Frauen mögen das Rammeln gar nicht so, wie Männer glauben.
• Angenommen sein und Zärtlichkeit sind die besten Voraussetzungen, damit es klappt.
• Übergewicht, Rauchen und viel Alkohol meiden.

Von Dr. med. Samuel Stutz am 21. Juni 2014 - 18:09 Uhr, aktualisiert 20. Januar 2019 - 17:18 Uhr