Es gibt die Fraktion Monica. Und es gibt die Fraktion Rachel. Ich gehöre seit der ersten Stunde zum Team Rachel. Rachel Green, um genau zu sein. Rachel Green, das ist Jennifer Aniston, 50, in ihrer berühmtesten Rolle in der TV-Serie «Friends», die nun ihren 25. Geburtstag feiert.
Ich war dann vor 23 Jahren dabei, als die Serie im August 1996 zum ersten Mal im deutschen TV zu sehen war. In der Zwischenzeit habe ich mir alle 236 Episoden mindestens zehn Mal reingezogen. Und habe noch lange nicht genug. Leide ich unter schlechter Laune oder liege ich wegen Grippe flach, schaue ich mir meine absolute Lieblings-Szene locker stundenlang an.
Der Plot ist schnell erzählt: Die sechs Freunde Rachel (Jennifer Aniston), Monica Geller-Bing (Courteney Cox, 55), Phoebe Buffay-Hannigan (Lisa Kudrow, 56), Joseph «Joey» Tribbiani (Matt LeBlanc, 54), Chandler Bing (Matthew Perry, 50) und Ross Geller (David Schwimmer, 52) leben in einem Haus in zwei Wohnungen.
Nur Phoebe wohnt ausserhalb, hängt aber immer mit der Clique ab. Die sechs treffen sich vorzugsweise in Monicas Wohnung, die sie zuerst mit Rachel bewohnt und später mit ihrem Mann Chandler. Ist die Clique ausser Haus, hängen sie in ihrem Stammcafé «Central Perk» ab.
Ross und Monica sind übrigens Geschwister. Das ist aber gar nicht so wichtig!
Während zehn Staffeln sitzen wir in der ersten Reihe und schauen den Freunden beim Erwachsenwerden zu. Dabei haben alle mit den gleichen Problemen zu kämpfen wie du und ich: Dating, Liebe, Sex, Liebeskummer, mieser Kontostand, Streit mit Freunden und Familie, Orientierungslosigkeit. Leben halt.
Warum dabei Rachel meine grösste Liebe galt und immer noch gilt und immer gelten wird? Mit Rachel konnte ich mich stets am besten identifizieren. Rachel und ich waren beide ewig Single. Rachel und ich mussten viele Frösche knutschen, bis wir endlich neben einem Prinzen erwacht sind. Und Rachel und ich mussten viele Tränen weinen, bis wir endlich okay mit uns waren.
Es ist, wie es ist: Rachel ist meine BFF, meine Seelenverwandte, mein Spiegel im TV. Was haben wir zusammen geheult, gelacht, gelitten und vor allem geliebt. Oft waren wir zeitgleich im Liebesglück oder im Tal der Tränen. Die grösste Gemeinsamkeit: Wir hatten Mister Right beide vor der Nase. Wir haben beide rund zehn Jahre gebraucht, um diesen Fakt zu checken.
Im Fall von Rachel ist das Ross, Monicas Bruder. Erst in der letzten Folge kommt es zum happy End zwischen den beiden. Selbst während des Schreibens dieser Zeilen will ich ob der wunderbaren Tatsache erneut Rotz und Wasser heulen.
Nebst Rachel schlägt mein Herz natürlich auch sehr für Joey, die männliche Dumpfbacke. Nicht das hellste Kerzli auf dem Kuchen, dafür aber das lustigste. Monogamie und Festlegung ist nicht ganz seins, und im Job hat er immer Pech. Das Herz hat er dafür am rechten Fleck.
Das ist mein Bro, Joey.
Aber auch Monica und Chandler lassen mein Feuer stets aufs neue lichterloh brennen. Das, obwohl Monica, die Gute, schampar neurotisch und er sehr chaotisch ist. Als Paar muss man die beiden gern haben. Nicht zuletzt, weil sie die Probleme, die man halt so hat, wenn man zusammen wohnt, auf den Punkt rüberbringen. Beispiel gefällig? Sex-Flaute in Langzeitbeziehungen. Wer kennts nicht? Eben!
Wie es aber so ist, wenn man in einer Clique ist – und ich bin weiss Gott sowas von Teil von dieser Clique – gibt es immer die eine, die dir auf den Sack geht. Ich rede von Phoebe. Die ist nicht lustig, nicht sehr charakteristisch und nicht sehr hell. Singen kann sie auch nicht. Was sie dennoch ständig macht. Brauchts eigentlich nicht. Und doch braucht es sie.
Es ist komplex. Hat ja noch nie jemand behauptet, Freundschaften seien easy.
Diese Tage jedenfalls feiern meine «Friends» bereits ihren 25. Geburtstag. Sie sind in der Zwischenzeit erwachsen geworden. Und ich mit ihnen.
Mehr noch: War ich ewig lange Rachel, bin ich seit rund einem Jahr Monica. Ich wohne mit meinem Freund in einer Wohnung. Ich habe einen Putzfimmel. Und werde mit dem Alter nur noch neurotischer. High five, Monica. Und Sorry für den Putzfimmel, lieber Boyfriend.
Eines aber ist mir von Rachel geblieben. Lasst mich meinen Freund zitieren. Er nennt meine Frisur regelmässig sehr «rachel-esk». High five, Rachel.
Nachdem ich nun diesen Text geschrieben habe, ist mein Herz mit Liebe erfüllt und ich sowas von bereit für die erste Herbsterkältung des Jahres. Möge sie mich drei Tage flach legen. Mehr Zeit brauche ich nicht, um mich erneut durch 236 Folgen «Friends» zu bingewatchen.
Kommt nur, ihr Viren.
Bis sehr bald im «Central Perk» und in Monicas Wohnung, liebste «Friends»!