Von einem Model, das international erfolgreich ist, kursieren im Netz unzählige Bilder. So ist es auch bei Emily Ratajkowskis der Fall. Die 30-Jährige kennt das Geschäft und weiss, wie es sich anfühlt, wenn das eigene Gesicht über all zu sehen ist. Beschrieben hat sie das auch in dem Essay «Buying Myself Back», das 2020 in der September-Ausgabe des «New York Magazine» erschienen ist.
Einmal mehr hat sie jetzt das Recht auf ihr eigenes Bild verteidigt, das Recht, aus ihrer Schönheit selbst Kapital zu schlagen. Und das ausgerechnet mit einem Foto, das der Künstler Richard Prince vor ein paar Jahren ohne ihre Zustimmung verwendet und ausgestellt hatte. Wie der «Tages-Anzeiger» schreibt, hatte dieser ein Instagram-Bild von ihr, dessen Copyright er von der Fotoagentur günstig erhalten hatte, zu einem Portrait verarbeitet und auf Leinwand übertragen.
Das Model entdeckte es zufällig 2014 in einer Galerie und kaufte es mit ihrem damaligen Partner für 81'000 US-Dollar zurück. Dann posierte sie davor und nannte das neu entstandene Werk «Buying Myself Back: A Model for Redistribution». Damit dieses Bild nicht auch im Netz gratis dupliziert und veröffentlicht würde, gestaltete sie die Aufnahme als «Non-Fungible Token», kurz NFT, als digitales Unikat.
Nun liess Ratajkowski dieses wiederum über das Auktionhaus Christie’s versteigern. Der durch die NFT-Technologie zertifizierte Käufer zahlte satte 175'000 US-Dollar dafür. «Als Person, die eine Karriere aus den Teilen meiner Bilder aufgebaut hat, wurde mir so oft mein Bild genommen und der Profit jemand anderem gegeben», erklärte Ratajkowski ihre Aktion gegenüber der «New York Times».
Der Fall Ratajkowski wird als weibliche Selbstermächtigung gefeiert. Tatsächlich hebelte die 30-Jährige mit dem NFT-Bild die Gesetze des männlich dominierten Kunst- und Modelbetriebs aus. Vor allem aber lässt sie sich zu Recht für ein Bild entlöhnen, das Millionen von Menschen im Internet gratis anschauen konnten.
Das Thema hat Ratajkowski auch dazu veranlasst, einen mittlerweile viral gegangenen Essay im Magazin «The Cut» zu veröffentlichen, in dem sie sich an die Situationen in ihrer Karriere erinnert, in denen ihr Bild ohne ihre Einwilligung weiterverbreitet wurde.