Hat Prinz Harry seinem Bruder William tatsächlich zum Uni-Eintritt vor der versammelten Königsfamilie (inklusive Queen Mum) eine Schachtel Kondome überreicht? Wohl kaum. Die Szene stammt aus der letzten Staffel von «The Crown» und zeigt, dass die Serie sich zwar um geschichtliche Ereignisse rund ums Leben von Königin Elisabeth II. dreht, aber eben doch Fiktion ist – grandios erzählt vom britischen Drehbuchautor Peter Morgan. Trotzdem: «Die Serie gibt eine vage Idee, was es bedeutet, Pflicht und Dienst vor alles andere zu stellen», sagte Harry 2021 in einer Talkshow. Er ist das einzige Familienmitglied, das sich je zu «The Crown» geäussert hat. Eine der teuersten Netflix-Produktionen der Geschichte (gut 13 Millionen Dollar pro Folge) ist auch eine der erfolgreichsten: 21 Emmys und sieben Golden Globes staubte sie bis dato ab. Der grossartig besetzte Cast lässt Diana, Margaret und Co. wieder lebendig werden, setzt einigen Schauspielkarrieren die Krone auf und bringt gleich mehrere zum Durchstarten. Eine Bilanz.
Ein Golden Globe und ein Emmy gehen aufs Konto der jungen Königin Elisabeth, gespielt von der bis dato nicht ganz so bekannten Claire Foy. In Staffel drei und vier folgt ihr ein Superstar: Olivia Colman, bekannt aus Filmen wie «Mord im Orient Express» oder «The Favourite», für den sie 2019 einen Oscar und einen Golden Globe gewinnt. Der Golden Globe für «The Crown» folgt 2020. Auch die letzte Queen, Imelda Staunton, ist Filmfans schon lange ein Begriff. Sie nennt unter anderen einen Goldenen Löwen von Venedig ihr eigen.
Prinzessin Diana, Heiligtum der Britinnen und Briten, wird zuerst von einer non-binären Person dargestellt und dann von einer in Paris geborenen Australierin mit polnischen Wurzeln. Und beide spielen sie so überzeugend, als hätten sie nie etwas anderes getan. Die junge Diana, Emma Corrin, erhält für ihre Leistung einen Golden Globe. Und spielt seither Hauptrolle um Hauptrolle, unter anderem an der Seite von Harry Styles und Rupert Everett («Der Liebhaber meines Mannes»). In Folge fünf und sechs brilliert Elizabeth Debicki als Lady Di. Ihr Gesicht dürfte dem einen oder der anderen bereits bekannt sein, zum Beispiel aus «Tenet» oder als Hohepriesterin Ayesha in «Guardians of the Galaxy».
Was haben Dana Scully, Agentin aus der FBI- Serie «Akte X» und Premierministerin Margaret Thatcher gemeinsam? Für beide Rollen wurde Gillian Anderson mit je einem Golden Globe und einem Emmy ausgezeichnet. Nettes Detail am Rande: Sie war vier Jahre lang mit «The Crown»-Macher Peter Morgan liiert – verkuppelt von Vanessa Kirby. Auch Premier Winston Churchill wird von einem Schauspiel-Schwergewicht gespielt: John Lithgow (zum Beispiel «Interstellar») besitzt insgesamt zwei Golden Globes und sechs Emmys – einen davon für «The Crown».
Die jüngere, wilde Schwester war der Queen ein Fels in der Brandung. Für Vanessa Kirby ist die Rolle der jungen Margaret der Beginn einer steilen Karriere. Sie rockt die grosse Leinwand in «Mission: Impossible», «The Son» oder «Pieces of a Woman», wofür es eine Oscar-Nominierung gibt. Ihr Erbe in «The Crown» treten zwei grosse Namen an, beide in lustigem Kontext: Helena Bonham Carter, die in «The King’s Speech» die Königinmutter verkörpert und dafür für einen Oscar nominiert wird, und Lesley Manville, die in der TV-Serie «The Queen» Margaret Thatcher spielt. Eine Oscar-Nominierung weist auch sie vor: 2018 für «Der seidene Faden».
«Als der Anruf kam, dass ich die Rolle der Kate bekomme, arbeitete ich im Kundendienst von Legoland», erzählt Meg Bellamy, die zuvor nur in der Schule ein wenig Theater gespielt hatte, lachend. Sie bewarb sich auf einen Castingaufruf in den sozialen Medien, dass man für die letzten Folgen von «The Crown» Darsteller für die beiden jungen Royals sucht. Ed McVey besuchte zwar eine Schauspielschule in London, die er inzwischen abschloss, stand aber auch noch nie vor einer TV-Kamera. Eines hat er nach dem Erfolg von «The Crown» mit Prinz William gemeinsam: Die Fotografen stellen ihm nach, wenn er mit Freundin Holly unterwegs ist.