Eigentlich gelten die dänischen Royals als Vorzeigefamilie. Kronprinz Frederik und Kronprinzessin Mary, das zukünftige Königspaar von Dänemark, vierfache Eltern und staatsmännisch auf jedem Parkett. Daneben Prinz Joachim und Marie von Dänemark, die perfekte Patchwork-Familie, ebenfalls mit vier Kindern und immer stilsicher in jeder Situation. 2019 aber blies den Brüdern Frederik und Joachim und ihren Familien plötzlich ein kühlerer Wind entgegen.
Alles begann mit einer Ankündigung Ende Januar. Der dänische Palast teilte mit, dass der französische Verteidigungsminister Prinz Joachim zu einer militärischen Ausbildung an der «École Militaire» in Paris eingeladen habe und der jüngere Sohn von Königin Margrethe II. von Dänemark der Einladung Folge leisten werde.
Joachim, 50, und Marie, 43, zogen mit ihren zwei jüngeren Kindern Prinzessin Athena, 7, und Prinz Henrik, 10, wenig später nach Paris. Aus sprachlicher Sicht kein Problem. Marie selbst ist in Paris aufgewachsen und auch Joachim wurde zweisprachig erzogen: Sein verstorbener Vater Prinzgemahl Henrik war ebenfalls gebürtiger Franzose.
Bald aber wurde Kritik in Dänemark laut. Gemäss der dänischen Zeitung «Se og Hör» sind nicht alle damit einverstanden, dass Joachim, obwohl er in Paris eine Ausbildung macht und nur noch wenige Aufgaben für das Königshaus übernimmt, eine Apanage, also quasi einen Lohn, erhält. Sogar im Parlament habe das für Diskussionen geführt. Joachim selbst versteht dies nicht. Gegenüber der Zeitung meinte er: «Ich bin hier auf einer Mission für Dänemark in Frankreich und hierbei handelt es sich nicht um etwas, was einem leicht in den Schoss gefallen ist. Ich habe hier genug zu tun.»
Die ungehaltene Reaktion des Prinzen sorgte für weiteren Unmut. So sehr, dass sich sogar Prinzessin Marie Mitte Oktober zu einem Kommentar hinreissen liess. «Die Kritik ist total unangebracht. Unfair im Vergleich zu dem, was er macht. Ich kann das einfach nicht verstehen», meinte sie zu «Se og Hör» und fügte an, dass ihr Mann keineswegs arrogant sei.
Mitten in die Diskussion platzte Anfang Oktober die Nachricht, dass auch Kronprinzessin Mary mit ihren vier Kindern das Land für einige Zeit verlassen werde. Ihr Ziel: Die Schweiz. Genauer: Verbier. Dort sollen Prinz Christian, 13, Prinzessin Isabella, 12, und die Zwillinge, Prinz Vincent und Prinzessin Josephine, beide 8, ab Anfang 2020 die Schulbank drücken, teilte der dänische Hof in einer Pressemitteilung mit. Beziehungsweise die Skipisten geniessen.
Denn als Schule haben sich die Royals die «Lemania-Verbier International School» ausgesucht. Der Unterricht dort findet zweisprachig statt, es wird stark auf den Faktor Neugierde gesetzt und: «Natürlich ist Skifahren ein fester Bestandteil unseres Unterrichts», schreibt die Schule selbst auf ihrer Website. Zweimal pro Woche sind die Schüler zwischen Januar und März während des Schultages auf den Pisten anzutreffen. 2020 also auch die royalen Kids aus Dänemark. Und Kronprinzessin Mary, 47, welche ihre Auftritte zurückschraubt und mit nach Verbier geht.
«Wir sehen das als Geschenk für unsere Kinder, das sie das zusammen erleben können. Ein Geschenk, das sie den Rest des Lebens begleiten wird», erklärten Mary und Frederik von Dänemark zum Schulaufenthalt. Nur: Mit der «Lemania-Verbier International School» haben sich die zwei Royals nicht gerade die günstigste Schule für ihre Kinder ausgesucht.
Kurz nach der Bekanntgabe des Hofes listete das dänische «Ekstrabladet» bereits die Kosten auf: Insgesamt sollen rund 75'000 Franken an Schulgeldern zusammenkommen, hinzu kommen Reise- und Aufenthaltskosten. Schon schien es, als ob die Kritiker erneut ihre Zungen wetzen. Dieses Mal aber reagierte der Königshof schnell und beteuerte, dass die Königsfamilie den Aufenthalt von ihrem privaten Budget abbuche.
Was blieb, ist eine leise Kritik an Frederik und Joachim dafür, dass ihre Mutter Königin Margrethe von Dänemark Anfang 2020 nun wohl für einige Zeit alleine das Schloss Amalienborg in Kopenhagen hüten muss. Zwar wird Frederik teilweise anwesend sein, aber auch er möchte so viel Zeit wie möglich mit seiner Familie in Verbier verbringen. Und Joachims Aufenthalt in Paris soll bis mindestens im Sommer 2020 dauern.
Margrethe aber dürfte das nichts ausmachen. Die fast 80-jährige Regentin hat eh kaum Zeit, sich um ihre Familie zu kümmern, wie sie 2019 in einem aussergewöhnlich persönlichen Interview erzählte. «Ich finde es wunderbar, wenn Grossmütter ihre Enkelkinder oft knuddeln», hielt Margrethe fest. Sie selbst aber sei nicht sehr gut darin. «Ich bin keine Grossmutter, die sitzt und strickt.»
Vielmehr liebt die Königin ihre Arbeit noch immer, auch ein Rücktritt kommt für sie entsprechend nicht infrage: Ihre Aufgabe des Lebens sei es, Königin zu sein. «Das machst du, solange du lebst.» Und Margrethe hält fest: «Es ist grossartig, dein Leben lang arbeiten zu können.» Eine Einstellung, für welche sie das dänische Volk liebt. Und neben der sämtliche Kritik am dänischen Königshaus verblasst.