1. Home
  2. People
  3. Swiss Stars
  4. Adrian Steiner von Das Zelt: Als Veloartist zum Erfolg gestrampelt
Adrian Steiner von Das Zelt

Als Veloartist zum Erfolg gestrampelt

Als Macher von Das Zelt haben Adrian und Cathrine Steiner Erfolgsgeschichte geschrieben. Vor 20 Jahren an der Expo.02 mit 700'000 Franken Eigenkapital gestartet, wäre das Eventunternehmen für eine neue Landesausstellung 2027 parat.

Artikel teilen

DAS ZELT 2022, Catherine und Adrian Steiner 2022 Das Zelt.  ©Thomas Buchwalder

Chap(it)eau: Das Expo.02-Zelt wurde seit 2002 stets angepasst. Statt 680 finden heute 1040 Zuschauer Platz.

Thomas Buchwalder

In seinem Unternehmen macht Adrian Steiner, 54, seit 20 Jahren Theater. Er ist Direktor der Basler Eventmanagement-Firma Das Zelt AG. Während andere Firmengründer klein starten, ist sein Betrieb «von Anfang an gross». Konzipiert wurde das Tourneetheater im Rahmen der Expo.02 als Kultur- und Eventplattform für die Arteplage Biel. Als die Finanzierung gestrichen wird, übernehmen Seiltänzer David Dimitri, 59, und sein damaliger Rechtsanwalt, der ehemalige Fahrradkünstler Adrian Steiner, das Projekt auf privater Basis.

Das Startkapital von 700 000 Franken finanziert der Basler Steiner einerseits vom Ersparten, das er zuvor als international gefragter Artist zur Seite gelegt hat, andererseits unterstützt ihn seine Familie. Rückblickend sagt der Eventunternehmer: «Unser Start war ein Ausdruck von Naivität und Selbstüberschätzung.» Als Dimitri nach der Expo.02 aussteigt, macht Steiner allein weiter. Finanziell sei er im ersten Jahr «mit einem blauen Auge» davongekommen, erinnert er sich.

Das Unternehmen steht auf soliden Beinen. Der Umsatz liegt im zweistelligen Millionenbereich. «Über zehn und unter zwanzig Millionen Franken», sagt Steiner. «Wir lernten auf Tourneen stets dazu. Mit «wir» meint er Ehefrau Cathrine, 49. Sie stösst 2003 zunächst als Angestellte dazu, zwei Jahre später werden sie und Adrian ein Paar, und heuer sind sie seit zehn Jahren verheiratet. «Ich habe das beste Ross im Stall geheiratet», scherzt Adrian. Cathrine hat sich aus dem operativen Geschäft zurückgezogen und forciert eine zweite Karriere als Künstlerin. Sie tritt unter anderem auch in Das Zelt als Sängerin auf und steuert für Produktionen des Eventbetriebs Kompositionen bei.

DAS ZELT 2022, Catherine und Adrian Steiner 2022 Das Zelt.  ©Thomas Buchwalder

Unter der Kuppel: Seit Bestehen von Das Zelt haben die Macher mehr als 3,5 Millionen Tickets verkauft.

Thomas Buchwalder

Als Kerngeschäft der Firma sieht Adrian Steiner «die Künstler und deren Beziehung zu den Zuschauern». Er sei nur der Mittler. Allerdings ein erfolgreicher: Zwischen 150 000 und 200 000 Besucher zählt Das Zelt jährlich. «Es kommt darauf an, wer auftritt.» Allein die Liste der Comedy-Künstler ist lang: Marco Rima, Kaya Yanar, Divertimento, Gardi Hutter, Massimo Rocchi oder die Acapickels. Nicht weniger beeindruckend sind die Namen der Musikerinnen und Musiker, die Das Zelt in all den Jahren zum Beben brachten: Stephan Eicher, Nena, Baschi, DJ Ötzi, Stefanie Heinzmann und Earth, Wind & Fire, um nur einige zu nennen. Die US-Soul- und Funk-Band bescherte Adrian Steiner zudem den «persönlich besten Moment» als Unternehmer. An seinem 50. Geburtstag vor vier Jahren stimmt die Band für ihn «Happy Birthday» an.

Apropos Geburt: In einer Wanderausstellung zeigt Das Zelt fünf Projekte für eine mögliche Landesausstellung 2027. «Selbstverständlich wären wir da wieder gern dabei – quasi als Bindeglied zwischen alter und neuer Expo», sagt Steiner begeistert.

DAS ZELT 2022, Catherine und Adrian Steiner 2022 Das Zelt.  ©Thomas Buchwalder

Emotional: Einst selbst Artist, fiebert Adrian Steiner zusammen mit Cathrine mit den Künstlern mit, denen er heute eine Bühne bietet.

Thomas Buchwalder

Zur DNA des Unternehmens gehört, dass von Anfang an alle Arten von Kultur unter der Zelt-Kuppel vereint sind. «Ob Rock, Pop, Blues, Schlager oder Klassik, die Offenheit, die wir bei unserer Programmgestaltung pflegen, ist als Konzept sowohl national als auch international einzigartig», hält Steiner fest. Auch wenn es herausfordernd sei, der Publikumserfolg gebe ihm recht.

War Das Zelt mit 680 Besucherplätzen schon beim Start vor 20 Jahren gross, bietet es heute 1040 Zuschauern Platz. Auch bei den Mitarbeitern hat sich viel getan: Von fünf Leuten wuchs die Zelt-Truppe auf 50 Festangestellte. Hinzu kommen temporäre Helfer, die beim Auf- und Abbau an bis zu 23 Standorten in der Schweiz anpacken und fürs Catering im Einsatz sind. «Alles in allem sind es bis zu 100 Mitwirkende pro Show», zählt Steiner auf.

Als besondere Herausforderung hat sich in den letzten Jahren die Zusammenarbeit mit Behörden und Ämtern herauskristallisiert. «Unser Geschäft findet auf öffentlichen Plätzen statt, daher sind wir auf Bewilligungen angewiesen.» Habe er früher mit nur einem Behördenvertreter zu tun gehabt, verhandle man heute mit deren zehn. «Ich schlage mich viel mit Administration herum, dabei ist das nicht gerade mein Herzblut.» Dass er sich als Rechtsanwalt und Notar mit Gesetzen, Paragrafen und Verordnungen auskennt, kommt ihm allerdings zugute.

DASZELT2022, Catherine und Adrian Steiner 2022 Das Zelt.  ©Thomas Buchwalder

Rational: Sein Jura-Studium hilft dem Unternehmer, vor allem, wenn es um Verträge mit Behörden geht.

Thomas Buchwalder

Auch die Digitalisierung macht vor Das Zelt nicht halt. «Eine grosse Rolle spielt bei uns datenbasiertes Marketing. Wer das nicht im Griff hat, wird nicht überleben», ist Steiner überzeugt. Bei der jüngsten Premiere in Zürich sassen denn auch sämtliche Schweizer Top-Influencer in der ersten Reihe. «Da mussten auch wir lernen, komplett umzudenken.» Belustigt ist Steiner allerdings, dass sein Unternehmen auch sehr analog agiert: «Wir reisen von Ort zu Ort, wir bauen Zelte auf und ab, und wir bieten Live-Events an.»

Was die Zukunft des Unternehmens betrifft, forcieren Adrian und Cathrine Steiner mehr Eigenproduktionen und die Nachwuchsförderung – wie bei ihrer Show «Young Artists – Best of Switzerland». Damit Das Zelt auch noch in 20 Jahren für ordentlich Theater sorgt.

Von René Haenig am 22. Mai 2022 - 11:46 Uhr