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  4. Moderatorin Anna Maier: Autobiographisches Buch und Rückkehr bei «The Masked Singer Switzerland»
«Die Lebensmitte hat etwas Befreiendes»

Anna Maier über ihre Auszeit, ihren Unfall und ihre Familie

Nach einer Auszeit ist Anna Maier bereit für den Durchstart. Sie gibt nicht nur als TV-Moderatorin ein Comeback, sondern veröffentlicht auch ihr erstes autobiografisches Buch. Offen wie nie spricht sie über ihr Comeback.

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Anna Maier 2021

Anna Maier ist zurück am TV. Ab dem 10. November moderiert sie «The Masked Singer Switzerland».

Thomas Buchwalder

Anna Maier erinnert sich gut an den Tag, als sie ihren Lebenstraum fand: Sie ist zehn Jahre alt, und Federica de Cesco besucht ihre Schulklasse. Die Jugendroman-Autorin erzählt, wie sie als Elfjährige ihr erstes Buch geschrieben hat. «Das imponierte mir als Leseratte sehr. Ich beschloss, ebenfalls ein Buch zu schreiben.» Auf der Schreibmaschine ihres Vaters haut Anna in die Tasten. «Aber nach wenigen Seiten gingen mir die Ideen aus.»

Mehr als 30 Jahre schleppt Anna Maier ihren unerfüllten Lebenstraum mit sich herum. Sie macht Karriere als SRF-Moderatorin, erhält Lob und Auszeichnungen für ihre Arbeit als Journalistin, ist der Star auf den roten Teppichen, schenkt drei Kindern Lena Anusha, 20, Julie, 10, und Nio, 8, das Leben. Doch das eigene Buch zu schreiben, schafft sie nicht. Sie, die im Rampenlicht perfekte Auftritte hinlegt, ist von Selbstzweifel geplagt. «Ich hatte Angst, Erwartungen, vor allem meine eigenen, nicht erfüllen zu können.»

Bis jetzt. Anna Maier sitzt auf der Terrasse ihres Hauses in der Nähe von Zürich. Auf dem Holztisch vor ihr liegt ein Buch, von dessen Cover sie sich selbst entgegenlacht. Sie hat es getan. Endlich! Sie hat sich ihren Lebenstraum erfüllt. Entstanden ist «Sei du der Pilot deines Lebens» (Giger-Verlag), ein interaktives Motivationsbuch für Menschen in Umbruchphasen – wie Anna Maier sie selbst hinter sich hat. Im Intervew mit der Schweizer Illustrieten spricht sie über die vergangenen Jahre, ihren Lebensweg, der geprägt war vom Suizid ihrer Mutter sowie den Mann, mit dem sie eine tiefe Liebe gefunden hat.

Anna Maier 2021

Am 20. September erschien Anna Maiers Buch «Sei du der Pilot deines Lebens» im Giger-Verlag.

Thomas Buchwalder

Anna Maier, statt eines Romans haben Sie ein Motivationsbuch mit persönlichen Einblicken in Ihr Leben geschrieben. Warum?
Es stimmt, dass ich mich mit Privatem immer zurückgehalten habe. Doch in den letzten Jahren befand ich mich in einer Umbruchphase. Und
ich merkte, dass der Austausch mit Menschen, die Ähnliches erlebten, mir guttat. So entstand die Idee für mein Buch voller Fragen, die viele Menschen in der Lebensmitte beschäftigen.

Hatten Sie eine Midlifekrise?
Ich mag das Wort Krise nicht. Es war eine Standortbestimmung und Neuorientierung. Solche Phasen haben in meinen Augen etwas Befreiendes und Positives. Man löst sich von Altlasten und entscheidet sich bewusst für einen anderen Weg. Das habe auch ich getan, als ich nach einem Bandscheibenvorfall vor sechs Jahren von einem Tag auf den anderen aus der Bahn geworfen wurde. Ich beschloss, meiner Gesundheit den Vorrang zu geben und meine TV-Karriere vorerst zu beenden. Ich begab mich in eine bewusste Auszeit mit meinen Kindern auf Mallorca.

«Dass ich nichts dar­stellen muss, war und ist ein befreiendes Gefühl»

Anna Maier

Anna Maier, was geschah danach?
Ich hinterfragte Vieles und sah mich gezwungen, mich selbst neu zu finden. Seit ich 18 war, stand ich vor der Kamera. Ich wurde gewissermassen im Rampenlicht erwachsen. Das war für mich zeitweise zu viel Öffentlichkeit. Als ich diesen Job nicht mehr hatte, wollte ich herausfinden, ob ich mir selbst genüge.

Was brachte Ihnen das Time-out?
Viel kostbare Zeit mit meinen Kindern. Und auf Mallorca passierte für mich etwas Elementares: Unerwartet trat mein jetziger Partner in mein Leben. Er lernte mich pur kennen und lieben, ohne Glanz und Glamour. Dass ich nichts darstellen muss, war und ist ein befreiendes Gefühl.

Wieso war das früher nicht so?
Ich glaube, es hat mit dem frühen Tod meiner Mutter zu tun. Mein Vater zog fünf Kinder alleine gross. Man erzählte mir, dass ich nach ihrem Tod ein halbes Jahr lang ganz still war und kaum ass. Dann plötzlich sei ich wieder die Alte gewesen, der Sonnenschein der Familie, der allen Freude bereitet. Ich glaube, dass ich früh versucht habe, Erwartungen zu entsprechen, niemanden zu enttäuschen, keine Belastung zu sein.

Wie haben Sie sich davon befreit?
Das Alter hilft. Mit 44 Jahren kann ich sagen: Ich bin bei mir. Ich akzeptiere mich so, wie ich bin. Sogar für meine manchmal launische Seite kann ich mir vergeben. Meinen Kindern sage ich oft: Schaut, ich bin keine perfekte Mutter, aber ich bin die Mutter, die ihr habt und ich versuche mit all meiner Liebe, es so gut zu machen, wie möglich.

«Ich kann nun zu mir stehen mit all meinen sichtbaren und unsichtbaren Narben»

Anna Maier

Altern Sie also gerne?
Natürlich merke ich körperlich, dass ich keine 20 mehr bin. Aber innerlich fühle ich mich gelöst, und dies kam erst mit dem Älterwerden. Ich kann nun zu mir stehen mit all meinen sichtbaren und unsichtbaren Narben. Das ist befreiend.

Seit einem Jahr tragen Sie eine sichtbare Narbe. Sie schreiben in Ihrem Buch, dass Ihr Finger auf dem Heliport zwischen zwei tonnenschwere Metalltüren geriet.
Durch diesen Unfall verlor ich einen Teil des rechten Zeigefingers. Die Ärzte versuchten in einer mehrstündigen Operation, den Finger zu retten und mussten schliesslich amputieren.

Ihre Hand sieht unversehrt aus ...
Ich trage ausserhalb des Familienkreises meistens eine Prothese, weil ich die Aufmerksamkeit nicht darauf lenken möchte.

Warum erwähnen Sie den Unfall im Buch?
Als Metapher. Er steht für mich sinnbildlich für Einschneidendes, das den meisten von uns irgendwann im Leben passiert. Und für die Frage, wie wir mit solchen Situationen umgehen.

«Es war ein Prozess, damit umgehen zu lernen, dass ich plötzlich sichtbar imperfekt bin.»

Anna Maier

Ist es für einen Menschen, der allgemein als schön gilt, schwieriger, einen äusserlichen Makel zu akzeptieren?
Das ist keine Koketterie: Ich habe mich nie als besonders schön wahrgenommen oder über mein Äusseres definiert. Aber ja, es war ein Prozess, damit umgehen zu lernen, dass ich plötzlich sichtbar imperfekt bin. Akzeptanz ist der erste Schritt und in meinen Augen der wichtigste.

Im Buch werfen Sie die Frage auf, ob der Unfall als Schicksal, Omen oder Zufall zu werten sei. Was glauben Sie?
Früher glaubte ich, unser Weg sei vorgeschrieben. Heute bin ich pragmatischer. Ich denke manchmal sogar, wir nehmen uns viel zu wichtig, wenn wir das Gefühl haben, alles habe eine Bedeutung. Aber dennoch versuche ich, bewusst zu leben. Wir verbringen einen Wimpernschlag auf dieser Erde und sollten doch einfach unser Bestes daraus machen.

Ab dem 10. November moderieren Sie «The Masked Singer Switzerland». Haben Sie das Rampenlicht vermisst?
Überhaupt nicht, der Halbschatten gefällt mir ganz gut (lacht). Ich habe diesen Job mit Bedenkzeit angenommen. Nun freue ich mich sehr darauf, auch dass meine beiden jüngeren Kinder ihre Mama mal beim Moderieren erleben können. Für sie sind meine vielen TV-Erinnerungen nur Geschichten aus einer anderen Zeit.

«Dieser Mann hat einfach eine schöne Seele»

Anna Maier über ihren Lebenspartner
Anna Maier 2021

Funktionierende Patchwork-Familie: Anna Maier mit ihren Kindern Lena Anusha, Julie und Nio sowie ihrem Lebenspartner.

Thomas Buchwalder

Sie sind nicht nur als Moderatorin und Autorin zurück, sondern bauen sich auch als Kunstmalerin ein neues Standbein auf. Während dieses Gesprächs schmeisst Ihr Lebenspartner den Mittagstisch mit Ihren Kindern. Welchen Anteil hat er an Ihrem Erfolg?
Er unterstützt mich in allen Belangen und ist für die Kinder eine wichtige Bezugsperson. Dieser Mann hat einfach eine schöne Seele.

Können Sie sich vorstellen, noch einmal zu heiraten?
Das ist eine schwierige Frage, die ich nicht abschliessend beantworten kann. Ich habe es zweimal versucht, ich dachte, es sei für immer, es hat nicht geklappt. Da bin ich rational. Aber wir haben vor einiger Zeit – auch weil die Kinder immer wieder fragten – in einer privaten Zeremonie ein Gelübde abgelegt, dass wir miteinander das Leben verbringen und füreinander da sein wollen.

Sylvie Kempa
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Von Sylvie Kempa am 24. September 2021 - 06:09 Uhr