Die ehemalige Schweizer Kunstturnerin Ariella Kaeslin (34) hat sich im April 2021 in der Öffentlichkeit geoutet: «Ich liebe eine Frau», sagte sie damals und hoffte, dass das Thema damit erlegt sei und das frischverliebte Paar seine Beziehung in Freiheit leben könne. Doch auch heute, anderthalb Jahre später, wird ihre feste Freundin, die Triatletin Cybèle Schneider (26) immer wieder für ihre «Kollegin» gehalten. Das nervt Ariella Kaeslin. In einem ehrlichen Post auf Instagram versucht die Luzernerin Einblick in die Thematik des immer wiederkehrenden Coming-Outs zu geben.
«Coming Out und Diskussion über meine Sexualität? Täglich stehe ich mehrmals vor dieser Entscheidung», schreibt sie zu einem Foto von sich und Cybèle und bringt dazu gleich ein Beispiel aus dem Alltag. «Beispiel: Einladung zu einem Event, ich melde meine FREUNDIN und mich an. Wie oft dann die Bestätigung kommt: ‹Deine KOLLEGIN und du seid angemeldet!› Nun stehe ich vor der Entscheidung: Lass ich das so stehen oder erkläre ich dieser Person, dass ich eine Frau liebe?»
«Lass ich das so stehen oder erkläre ich dieser Person, dass ich eine Frau liebe?»
Ariella Kaeslin
Auf den ersten Blick scheine diese Entscheidung keine grosse Sache darzustellen, gibt Ariella Kaeslin selber zu. Es könne ihr ja eigentlich egal sein, was andere Personen über sie und ihre Freundin denken. Und doch kommen beim ehemaligen Sportstar diverse Unklarheiten hoch. So fragt sich Kaeslin dann automatisch: «Wie steht diese Person zu Homosexualität? Möchte ich in diesem Rahmen meine Sexualität thematisieren? Was denkt meine Freundin, wenn ich sie vermeintlich als KOLLEGIN angemeldet habe?»
«Was denkt meine Freundin, wenn ich sie vermeintlich als Kollegin angemeldet habe?»
Ariella Kaeslin
Dies sei nur der Anfang einer Liste an Zweifeln bei solchen Entscheidungen. Und es sei auch nur eines, von sich täglich wiederholenden Beispielen, betont Ariella Kaeslin. «Ob im Unternehmen, in der Familie, im öffentlichen Raum oder mit Bezugspersonen, eine inklusive Sprache kann für LGBTQ+ Personen einen wichtigen Unterschied machen», rät sie.
Ariella Kaeslin kämpft wie viele andere, in der Öffentlichkeit stehende gleichgeschlechtliche Paare immer wieder um mehr Akzeptanz. Als am 1. Juli 2022 in der Schweiz das neue Gesetz für die gleichgeschlechtliche Ehe in Kraft trat, nahm Kaeslin diesen Freudentag zum Anlass, ihr erstes Päärli-Foto von sich und ihrer Cybèle zu posten.
«Die Schweiz wird farbiger. Wir sind happy, dass ab heute auch gleichgeschlechtliche Paare heiraten dürfen», schrieb Kaeslin zum Bild. Ob die beiden Frauen selber auch bald Hochzeitspläne schmieden? Dieses süsse Detail behalten die beiden für sich.
Dafür hat das Paar im August traute Zweisamkeit in den Surf-Ferien an der französischen Atlantikküste bei Anglet verbracht, verrät ein Post von Cybèle Schneider.
«Wir sind nur Sandkörner, aber wir sind zusammen», zitiert Cybèle Schneider unter den Fotos und gibt ihren Ferienfotos damit einen extra tiefgründigen Touch.